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Darts: Phil Taylor und die Klischees


Sport
Phil Tayler, die Darts-Scheibe und viele Klischees

Von t-online
21.06.2012Lesedauer: 3 Min.
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Eine Kolumne von Sebastian Schlichting

Klischees machen alles schön einfach. Eine Sache ist so und so und nicht anders. Punkt. Die Schublade, in die der Darts-Sport passt, sieht folgendermaßen aus: Gespielt wird in verrauchten Kneipen, die Spieler – natürlich alles dicke, ältere Männer, gerne tätowiert – ballern sich erst gut einen rein und werfen dann Pfeile auf eine Scheibe. Kann ja jeder, kein Problem. Es wird viel gegrölt. Irgendwann sind alle voll und glücklich. Ja, so geht es stets zu beim Darts. Oder doch nicht?

An diesem Wochenende werden in Berlin insgesamt mehrere Tausend Zuschauer kommen, wenn die weltbesten Spieler bei den German Open vor die Scheibe treten. Und ja, viele von ihnen sind tätowiert, nicht ganz jung und nicht ganz schlank. Sie nennen sich "The Power", "The Rocket", "Flying Scotsman" oder "Muffin Man". Das steht auch auf ihren Hemden, die immer etwas nach 80er-Jahre aussehen. Klischee erfüllt? Bis hierher schon. Auch von Phil Taylor, "The Power", dem man heutzutage nicht mehr ansieht, dass er in jungen Jahren Bodybuilding betrieben hat.

Taylor enttrohnt als Nobody seinen Lehrmeister

Aber, um jetzt das Reich der Klischees zu verlassen, dieser Phil Taylor ist – wie auch alle anderen Teilnehmer – bei seinen Auftritten weder betrunken, noch schreit er rum. Der 15-fache Weltmeister hat bisher im knapp zweistelligen Millionenbereich verdient. Und das sicher nicht durch seinen früheren Job in einer Fabrik für Toilettenpapier-Halter. Bis zum Pfund-Millionär hätte er es dort erst nach rund 400 Arbeitsjahren gebracht. Nein, der Darts-Sport und seine Genialität im Umgang mit seinen 26 Gramm leichten Pfeilen haben Taylor zu einem sehr reichen Mann gemacht, genauer gesagt die Preisgelder und Werbeeinnahmen.

Als Taylor jung war, war Darts noch genau so, wie viele denken. Der heutige Liebling der Massen spielte in Kneipen wie jeder andere auch. Dort entdeckte ihn Eric Bristow, eine lebende Darts-Legende. Mit Kennerblick sah er, dass da einer war, der mehr konnte als nur mal so nebenbei ein paar Pfeile werfen. Bristow förderte Taylor, lieh ihm Geld als Startkapital für die Karriere – und verlor dann bei der WM 1990 im Finale gegen den bis dato völlig unbekannten Neuling.

Fast Sportler des Jahres in England

Taylor, ein Kind der Arbeiterklasse der Arbeiterstadt Stoke-on-Trent, ist in Großbritannien ein Star. 2010 war er hinter einem Jockey Zweiter bei der Wahl zu Englands Sportler des Jahres, es gibt eine Biographie über ihn. Er sollte 2001 den Titel "Member of the British Empire" erhalten, doch dann bekam sein Image einen Kratzer: Als er 1999 nach einem Wettkampf zwei Frauen als Anhalterinnen mitnahm, zeigten diese ihn danach wegen sexueller Belästigung an. Taylor musste nicht ins Gefängnis, aber 2000 Pfund Strafe zahlen.

Neun-Darter oder Fußball-Weltmeister?

Wenn sich die besten Pfeil-Künstler alljährlich ab Mitte Dezember in London zur WM treffen, verfolgen in den gut zweieinhalb Wochen Millionen TV-Zuschauer die Übertragungen aus dem Alexandra Palace.

Getrunken wird bei der WM – siehe Klischee – viel und ausdauernd. Aber nur von den Zuschauern, die der Veranstaltung zu einer ganz besonderen Mischung aus Spitzensport und Kneipen-Atmosphäre verhelfen. Wenn dann noch einem Spieler ein Neun-Darter gelingt, der schnellstmögliche Weg, um von 501 Punkten auf Null zu kommen, fühlt es sich im "Ally Pally" an als wäre England soeben zum zweiten Mal Fußball-Weltmeister geworden.

Taylors unglaubliche Fehler-Serie

Die Spieler trainieren stundenlang und Alkohol ist bei Turnieren tabu. Wer trinkt, könnte gleich nach Hause gehen, denn dieser Sport erlaubt keine Unkonzentriertheiten oder Präzisions-Patzer. Das dürfte jeder wissen, der schon einmal versucht hat, wenigstens einmal ein bestimmtes Feld zu treffen. Die Besten treffen es immer und immer wieder. Letztens hat Taylor bei einem Turnier in zehn Versuchen nacheinander nicht das entscheidende Feld erwischt. Eine geradezu unglaubliche Fehler-Serie für ihn.

Taylor ist heute nicht mehr so perfekt wie früher. Er wird eben auch nicht jünger. 51 ist er inzwischen, vier Jahre will er noch weitermachen. Doch die jüngere Generation schafft inzwischen häufiger etwas, was früher so oft vorkam wie eine Mineralwasser-Bestellung im Pub: Sie gewinnt gegen Taylor.


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