Abschied von Bundestrainer Sturm: "Mehr als ein Trainer"

Krefeld (dpa) - Zum Abschluss seiner Amtszeit wurde der erfolgreichste Bundestrainer der Geschichte des Deutschen Eishockey-Bundes in der Kabine von seinen GefΓΌhlen ΓΌbermannt.
Die 0:2-Niederlage (0:0, 0:0, 0:2) gegen die Slowakei im letzten Spiel des Deutschland Cups war schon lΓ€ngst vergessen, als die Nationalspieler Marco Sturm ein Trikot ΓΌberreichten und rΓΌhrende Worte fanden. "Da sind auch bei ihm die Emotionen etwas ΓΌbergekocht", berichtete Vize-KapitΓ€n Marcus Kink selbst mit roten Augen.
"Wir sind alle traurig, er war mehr als ein Trainer", sagte KapitΓ€n Moritz MΓΌller, der bei dem Thema ebenfalls um Fassung rang. "Warum sollte das bei mir anders sein", bestΓ€tigte auch Sturm, der sich in Richtung NHL verabschiedete. Bereits am Montag fliegt der 40-JΓ€hrige nach Los Angeles, um sich seinen Traum von der NHL zu erfΓΌllen. Bei den LA Kings wird der deutsche NHL-Rekordspieler Assistenzcoach und will sich fΓΌr einen Cheftrainer-Posten empfehlen.
Der Abschied fiel Sturm nach drei ΓΌberaus erfolgreichen Jahren mit dem Gewinn der olympischen Silbermedaille im Februar als HΓΆhepunkt nicht leicht. Der letzte Platz beim Vier-Nationen-Turnier in Krefeld hinter Russland, der Schweiz und der Slowakei wird schnell vergessen sein. Die Erinnerungen an Sturms Erfolge aber bleiben.
"Es tut schon weh, wenn man TschΓΌs sagen muss. Denn wir haben was geschaffen, wie vielleicht sonst kein anderer", sagte Sturm. Er meinte damit vor allen den grΓΆΓten Erfolg im deutschen Eishockey bei Olympia in Pyeongchang, der vor dem Spiel am Sonntag noch einmal visuell auf dem VideowΓΌrfel aufbereitet wurde. Schon da kΓ€mpften Spieler wie MΓΌller mit den TrΓ€nen. Auch Sturm war sichtlich gerΓΌhrt, als VerbandsprΓ€sident Franz Reindl ihm eine Foto-Collage mit den HΓΆhepunkten seiner dreijΓ€hrigen Amtszeit ΓΌberreichte.
"Ich war nicht nur Trainer, ich war Teil der Mannschaft, und ich war Freund der Mannschaft", sagte Sturm spΓ€ter und versprach: "Wir werden alle Freunde bleiben." Eine RΓΌckkehr Sturms scheint auch nicht ausgeschlossen. "Ich habe angeboten, dass ich immer zur Stelle bin. Ich bin ja nicht weg vom Fenster", hatte Sturm schon am Samstag gesagt und betont: "Es kann alles passieren. Ich schlieΓe nichts mehr aus in meinem Leben."
Ohne Trainer-Erfahrung war Sturm nach dem Ende seiner Spielerkarriere 2015 ΓΌberraschend Bundestrainer geworden und etablierte das DEB-Team fortan in der erweiterten Weltspitze. HΓΆhepunkt seiner Amtszeit war das mit 3:4 nach VerlΓ€ngerung dramatisch verlorene Olympia-Finale gegen Russland, als nur 55,5 Sekunden zu Gold gefehlt hatten.
Immer wieder wies der 40-JΓ€hrige auch auf Probleme hin, versuchte Strukturen zu professionalisieren und die Nachwuchsarbeit zu verbessern. Auch am Wochenende bekam noch einmal die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) ihr Fett weg. Mit deutlichen Worten ermahnte Sturm die DEL, endlich mehr in die Ausbildung junger Spieler zu etablieren. "Momentan reicht es einfach nicht. Es ist ein Muss, etwas zu Γ€ndern", forderte Sturm.
Auch die Nachfolgersuche verfolgt der Ex-NationalstΓΌrmer aufmerksam. Am Wochenende nahm Sturm an PrΓ€sidiumssitzungen des DEB teil und gab seine Kommentare zu mΓΆglichen Kandidaten ab. Gehandelt werden unter anderem der frΓΌhere NHL-Coach Ralph Krueger (59) - derzeit FuΓball-GeschΓ€ftsfΓΌhrer beim FC Southampton - oder Ex-Bundestrainer Uwe Krupp (53) vom tschechischen TabellenfΓΌhrer Sparta Prag.
DEB-Chef Franz Reindl deutete an, die Γmter des Generalmanagers und des Bundestrainers kΓΌnftig auch wieder trennen zu kΓΆnnen. So kΓΆnnte Olympia-Silbergewinner Christian Ehrhoff (36) als Generalmanager fungieren und ein DEL-Coach wie DΓΌsseldorfs Harold Kreis (59) oder Mannheims Pavel Gross (50) zumindest ΓΌbergangsweise als Coach arbeiten.