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Ridle Baku: Nationalspieler über Nicht-Nominierung – "hat mich enttäuscht"


Deutscher Nationalspieler
"Ich war enttäuscht"

  • Noah Platschko
InterviewVon Noah Platschko

Aktualisiert am 17.12.2021Lesedauer: 6 Min.
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Schon vier Länderspiele für Deutschland: Ridle Baku gehört zum erweiterten Kreis der Nationalspieler.Vergrößern des Bildes
Schon vier Länderspiele für Deutschland: Ridle Baku gehört zum erweiterten Kreis der Nationalspieler. (Quelle: Christian Schroedter/imago-images-bilder)

Ridle Baku hat ein erfolgreiches Jahr 2021 hinter sich. Der Nationalspieler holte nicht nur den EM-Titel mit der U21, sondern erreichte zwei weitere Meilensteine in seiner Profi-Karriere. Im t-online-Interview spricht er darüber – und die Krise bei seinem Verein.

Sein Klub steckt in der Krise. Seit sechs Spielen hat der VfL Wolfsburg kein Spiel mehr gewonnen. Im Gegenteil: Alle gingen verloren. Der Trainerwechsel von Mark van Bommel zu Florian Kohfeldt, er scheint verpufft.

Mittendrin: Ridle Baku (23). Der Rechtsaußen, so wirkt es, scheint selbst nicht ganz schlau zu werden aus der aktuellen Situation bei den Wölfen. Im t-online-Interview spricht er aber nicht nur über die Misere seines Klubs, sondern auch über seine Rolle bei der Nationalmannschaft, den Trainerwechsel von Joachim Löw zu Hansi Flick und seine Ziele in Hinblick auf die kommende Weltmeisterschaft.

t-online: Herr Baku, der letzte Spieltag der Hinrunde steht vor der Tür. Aus Wolfsburger Sicht verlief diese ganz schön turbulent. Wie würden Sie die bisherige Saison zusammenfassen?

Ridle Baku: Es war ein ständiges Auf und Ab. Wir sind gut in die Saison gestartet, dann haben wir nachgelassen. Das hat sich zuletzt leider wiederholt. Die Saison ist eine Achterbahnfahrt, wir konnten bisher kaum Konstanz auf den Platz bringen. Das muss sich möglichst schnell ändern.

Woran machen Sie das fest?

Die nötige Intensität, die Tugenden, die uns stark gemacht haben, haben wir zu oft vermissen lassen. Das müssen wir wieder hinbekommen. Wir haben ja immer wieder mal gezeigt, dass wir es können – nur viel zu selten. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen und es künftig besser machen.

Der VfL konnte trotz einer vermeintlich leichten Gruppe in der Königsklasse nicht international überwintern. Was ist schiefgelaufen?

Da muss ich widersprechen. Es war keine leichte Gruppe, auf jeden Fall aber eine sehr ausgeglichene. Alle Spiele waren sehr eng. Ich erinnere mich an unser Heimspiel gegen Sevilla, in dem wir als Sieger vom Platz hätten gehen müssen. Das Duell mit Lille war ein Alles-oder-nichts-Spiel, ein absolutes Endspiel, in dem wir als Mannschaft enttäuscht haben. Dass wir nun international gar nicht mehr vertreten sind, ist extrem ärgerlich.

Sie haben den bisherigen Saisonverlauf angesprochen. Florian Kohfeldt übernahm im Oktober für Mark van Bommel. Wie hat sich das Wolfsburger Spiel dadurch verändert?

Ich bin kein Freund von Vergleichen. Jeder Trainer hat seine eigenen Ideen. Was ich aber zu Florian Kohfeldt sagen kann: Er legt unter anderem sehr großen Wert auf das Spiel gegen den Ball. Er hat in der Kürze der Zeit versucht, die notwendige Intensität in unser Spiel zurückzubekommen, die zuvor vielleicht ein wenig gefehlt hat.

Trotzdem gingen die letzten sechs Pflichtspiele verloren.

Natürlich sind wir verärgert über die schlechten Ergebnisse. Aber wir haben ja schon gezeigt, was wir können. Der entscheidende Punkt bleibt die Konstanz – auch innerhalb der Partien. Die müssen wir schleunigst in unser Spiel bringen, um wieder Erfolg zu haben.

Was konkret sind denn die Gründe für die aktuelle Krise?

Ich glaube nicht, dass es da den einen Punkt gibt. Da kommen verschiedene Faktoren zusammen, die sich teilweise auch von Spiel zu Spiel unterscheiden. Wir müssen schauen, dass wir unsere Fehler abstellen und wieder die Kurve bekommen.

Für Sie persönlich lief es im vergangenen Monat ordentlich. Sie erzielten nicht nur Ihr erstes Tor in der Champions League, sondern auch im Nationalteam. Ein sehenswerter Treffer gegen Liechtenstein – ausgerechnet in Ihrem Wolfsburger Wohnzimmer.

Ich glaube nicht, dass bei uns gerade jemand behaupten kann, dass es ordentlich läuft. Weder für das Team noch für den Einzelnen. Die Situation ist nicht schön. Ich werde alles dafür tun, meinen Beitrag zu leisten, dass es bald wieder besser wird. Was das Tor gegen Liechtenstein angeht: Diesen Schuss übe ich im Training. Das war kein Zufallstreffer. Von außen nach innen und dann in den Knick. Umso schöner, dass so mein erster Länderspieltreffer fiel.

Eigentlich hätten Sie bei diesem Spiel aber gar nicht beim DFB-Team dabei sein sollen, Hansi Flick hatte Sie erst nach coronabedingten Ausfällen nachnominiert. Wie lief die Kommunikation mit dem Bundestrainer?

Das kam alles ziemlich plötzlich. Ich lag auf der Massagebank auf dem VfL-Gelände, als unser Trainer Max (Maximilian Arnold, Anm. d. Red.) mich zu sich rief und von den Corona-Fällen im Ritz-Carlton (DFB-Hotel in Wolfsburg) berichtete – und dass Hansi Flick uns beide gerne nachnominieren würde. Die Anreise war dann kurz (lacht).

Vor dem Länderspiel gegen Island im September wurden Sie nach Hause geschickt, bei den Partien gegen Rumänien und Nordmazedonien im Oktober gar nicht berücksichtigt. Wissen Sie, warum Sie nicht dabei waren?

Hansi Flick hat mir in einem Gespräch erklärt, dass er sich auf der rechten Seite für Lukas Klostermann und Jonas Hofmann entschieden hat. Das habe ich dann so akzeptiert, hat mich aber natürlich enttäuscht. Trotzdem habe ich auf meine Chance gewartet, die dann gegen Liechtenstein kam.

Hansi Flick begründete ihre Nichtnominierung mit begrenztem Platz im DFB-Kader. Bedeutet das im Umkehrschluss aber nicht, dass Sie nur zweite Wahl sind?

Wissen Sie: Am Ende muss ich meine Leistung auf dem Platz bringen. Ich werde mich nicht beschweren, sondern will und werde versuchen, den Bundestrainer mit guten Spielen zu überzeugen.

Die Rechtsverteidigerposition ist in Deutschland immer ein großes Thema. Philipp Lahm bekleidete die Position über Jahre, Joshua Kimmich bei der EM. Aktuell scheint sich Jonas Hofmann festgespielt zu haben. Was sind denn Ihre Ambitionen im DFB-Team?

Die Dichte an Topspielern ist bei der Nationalmannschaft hoch, da erzähle ich nichts Neues. Ich muss mich empfehlen. Mein Ziel ist es natürlich, mich durchzusetzen und dann auch bei der WM in Katar dabei zu sein. Ob als rechter Verteidiger oder weiter vorne im Mittelfeld. Aber die Basis dafür ist immer, dass man mit dem Klub erfolgreich ist und dort Leistung zeigt.

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Ihr Debüt im DFB-Dress haben Sie vor gut einem Jahr noch unter Joachim Löw gefeiert. Wie unterscheiden sich der jetzige Bundestrainer und sein Vorgänger?

Wie gesagt: Ich bin kein Freund von Vergleichen. Aber beide sind absolute Fachleute, die auf sehr, sehr hohem Niveau arbeiten und auch menschlich top sind. In den Vieraugengesprächen mit Herrn Löw habe ich mich immer sehr wohlgefühlt. Bei Hansi Flick ist es ähnlich. Er führt enorm viele Gespräche und nimmt sich Zeit für seine Spieler.

Ein dritter Trainer, dem Sie viel zu verdanken haben, ist Stefan Kuntz. Mit ihm holten Sie die U21-EM. An den Olympischen Spielen durften Sie dann allerdings nicht teilnehmen. Wie sehr nagt das noch an Ihnen?

Ich war schon ein wenig enttäuscht, dass ich das Turnier verpasst habe. Für jeden Sportler ist es ein Traum, an den Olympischen Spielen teilzunehmen.

Auch wenn die U21 den Titel holte, äußerten Sie sich vor nicht allzu langer Zeit in einem Interview kritisch über den DFB-Nachwuchs. Deutschland sei im europäischen Vergleich etwas hinten dran. Wie blicken Sie heute auf diese Thematik?

Ich finde, man sieht eine positive Entwicklung. Wenn ich mir angucke, wer aus meiner Generation den Weg in die A-Nationalmannschaft gefunden hat: Lukas Nmecha, Karim Adeyemi, David Raum oder Nico Schlotterbeck. Das sind alles Spieler, die vor zwei Jahren niemand auf dem Radar hatte und die alle jetzt Chancen haben, mit zur WM zu fahren. Deutschland ist auf dem richtigen Weg.

Sie haben von der U18 bis zur A-Nationalmannschaft alle DFB-Teams durchlaufen, dabei mit verschiedenen Trainern gearbeitet. Wer ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Sicher Meikel Schönweitz (aktueller Nachwuchs-Cheftrainer des DFB, Anm. der. Red.). Er war auch beim Gewinn der U21-EM diesen Sommer mit dabei. Ich habe unter ihm in der U20 gespielt, kannte ihn aber auch schon aus Mainzer Zeiten. Er hat mich mein ganzes bisheriges Leben begleitet. Als wir uns nach dem Finale in Ljubljana unterhielten, war das ein sehr emotionaler Moment für mich.

Zum Abschluss der Hinrunde geht es für Sie und den VfL Wolfsburg nun zum FC Bayern. Zuschauer werden keine im Stadion sein. Wie sehr frustrieren Sie diese Geisterspiele?

Es ist unfassbar schön, vor Fans zu spielen. Aber der Fußball hat aktuell nicht den obersten Stellenwert. Es gibt in dieser Lage Wichtigeres. Das muss man respektieren. Und wenn das die Gesundheit vieler Menschen gewährleistet, nehme ich diese trostlosen Geisterspiele in Kauf. Auch wenn ich mich daran nicht gewöhnen werde und auch gar nicht will.

Wer gewinnt in München: Wolfsburg oder Bayern?

Ich will immer gewinnen. Ganz egal, gegen wen.

Verwendete Quellen
  • Telefoninterview mit Ridle Baku
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