"Mehr Höhen als Tiefen": Medwedew und das Publikum
Melbourne (dpa) - Diesmal zog TitelanwÀrter Daniil Medwedew das Publikum bei den Australian Open auf seine Seite.
"Jede gute Beziehung muss ihre Höhen und Tiefen haben. Ich hoffe, es werden mehr gute als schlechte Zeiten, sonst wird es nicht funktionieren", witzelte die Nummer zwei der Tennis-Welt nach dem souverÀnen Einzug ins Achtelfinale von Melbourne. Klar mit 6:4, 6:4, 6:2 gewann der manchmal eigenwillige US-Open-Champion gegen den NiederlÀnder Botic van de Zandschulp. Dem Titel beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison kam er einen Schritt nÀher.
"Sagen wir es mal so: Es ist einfacher, gegen einen Kerl aus den Niederlanden in Australien zu spielen als gegen einen Australier", sagte der 25 Jahre alte Russe in Richtung der Zuschauer. Seine Aussagen haben eine Vorgeschichte: Bevor er in der dritten Runde den Weltranglisten-57. van de Zandschulp aus dem Turnier warf, hatte er den australischen Publikumsliebling Nick Kyrgios besiegt.
Im Interview auf dem Platz hatte sich der Vorjahresfinalist anschlieĂend ĂŒber den LĂ€rm zwischen seinem ersten und zweiten Aufschlag beschwert und forsch gesagt, manche im Publikum hĂ€tten "wahrscheinlich einen niedrigen IQ". Er habe gehofft, dass das Publikum mit ihm diesmal besser umgehen wĂŒrde, sagte er: "Ich habe nicht das GefĂŒhl, dass an dem anderen Abend irgendetwas falsch war. NatĂŒrlich unterstĂŒtzen sie Nick, ich bin ja nicht blöd." Nur die Zwischenrufe bei den AufschlĂ€gen hĂ€tten ihn gestört.
Schwieriges VerhÀltnis
Das VerhĂ€ltnis zwischen Medwedew und dem Publikum ist auf der Tennis-Tour schon öfter schwierig gewesen. Insbesondere bei den US Open 2019 hatte er sich mit den Zuschauern angelegt. "Ich komme gern nach Australien. Ich habe das GefĂŒhl, dass mich die Menschen im Allgemeinen hier unterstĂŒtzen", sagte Medwedew: "Also denke ich, es gibt viel mehr Höhen als Tiefen mit dem australischen Publikum."
In Abwesenheit des serbischen Weltranglistenersten Novak Djokovic ist Medwedew beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison einer der groĂen Favoriten auf den Titel. Als Weltranglisten-Zweiter ist er der am höchsten platzierte Spieler. Nach dem ersten Grand-Slam-Triumph bei den US Open kann er gleich seinen zweiten folgen lassen. Im September hatte Medwedew dem serbischen Topstar Djokovic die historische Chance vermasselt, alle vier wichtigsten Turniere in einem Jahr zu gewinnen.
Starke Leistung in New York
In New York hatte Medwedew im gesamten Turnier nur einen Satz verloren - im Viertelfinale gegen van de Zandschulp. Der NiederlĂ€nder hatte damals als Qualifikant eine ĂŒberraschende Siegesserie hingelegt. Diesmal erlaubte Medwedew dem Weltranglisten-57., der in der ersten Runde den SauerlĂ€nder Jan-Lennard Struff bezwungen hatte, keinen Satzgewinn. Zehn Grand-Slam-Matches nacheinander hat der russische Spitzenspieler nun gewonnen. Im Kampf um den Einzug ins Viertelfinale von Melbourne bekommt er es mit dem Amerikaner Maxime Cressy zu tun. "NatĂŒrlich will ich in der vierten Runde nicht aufhören", stellte der Vorjahresfinalist klar.