Basketball-WM: Nikola Jokic fehlt im Finale gegen Deutschland

Viel wurde davon geredet, dass die USA nur die C-Besetzung zur Basketball-WM geschickt haben. Doch auch Deutschlands Finalgegner Serbien tritt ohne Hochkaräter an.

Nikola Jokić hätte Geschichte schreiben können. Nach dem NBA-Titel mit den Denver Nuggets hätte der Center mit seinem Heimatland Serbien auch bei der Basketball-WM triumphieren können. Am Sonntag trifft das Land aus dem Südosten Europas im Finale auf Deutschland (ab 14:40 Uhr im Liveticker bei t-online).

Der aktuell wohl beste Spieler der Welt war aber "weder körperlich noch mental bereit", am Turnier teilzunehmen, teilte Serbiens Nationaltrainer Svetislav Pešić vor der WM mit.

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Jokić hatte insgesamt 89 Spiele in der abgelaufenen Saison für die Nuggets bestritten, den Titel als MVP der regulären Saison sowie der Finals gewonnen. Jedes Team hatte versucht, ihn irgendwie aus dem Spiel zu nehmen. Auch wenn der 2,11 Meter große Center alles spielerisch leicht hatte aussehen lassen, war das Jahr ein körperlicher und mentaler Kraftakt für ihn.

Tänze auf Stühlen und Pferderennen

Seitdem hält sich Jokić in seiner Heimat auf. Während andere Spieler ihre schweißtreibenden Trainingseinheiten in der Sommerpause im Netz posteten, waren die einzigen Videos, die von dem 28 Jahre alten Serben im Netz kursierten, die, auf denen er bei Festen in der Heimat auf Stühlen tanzte.

Zudem besuchte Jokić in seinem Geburtsort Sombor Pferderennen, brachte sogar seinen Teamkollegen und Kumpel Aaron Gordon mit.

Seit knapp zwei Wochen wird sich Jokić aber dann doch wieder mit Basketball befassen. Denn die serbische Nationalmannschaft, mit der er 2016 noch Olympia-Silber gewann, weiß bei der WM auf den Philippinen, in Japan sowie Indonesien zu überzeugen.

Dabei ist Jokić nicht der einzige Topspieler des Teams, der fehlt. Auch Spielmacher Vasilije Micić ist nicht dabei, ebenso wie NBA-Riese Boban Marjanović (2,24 Meter) oder Routinier Miloš Teodosić.

Aufpassen auf Bogdan Bogdanović

Trotz deren Abwesenheit spielt Serbien eine herausragende WM. Besonders offensiv überzeugen die Südosteuropäer, haben die beste Trefferquote aller Teams (56 Prozent) und nach den USA die zweitmeisten Punkte pro Spiel. Genauso wie die deutsche Mannschaft überzeugt die serbische Auswahl mit gutem Teambasketball, spielt die Angriffe sauber aus und passt dabei gut auf den Ball auf. Nur Griechenland und Deutschland haben weniger Turnover, also Ballverluste aus dem Spiel heraus, als die Männer von Svetislav Pešić. Dabei schaffen sie es immer wieder, die Kontrolle über das Spiel zu gewinnen und ihr Tempo zu spielen.

Bei der Kaderstärke nehmen sich Serbien und Deutschland wenig. Beide Teams haben keinen klaren Superstar, der alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, dafür aber ein Gerüst aus mehreren Anführern und Starspielern. Der offensiv wichtigste Mann der Serben ist zweifelsfrei Bogdan Bogdanović, der in der NBA bei den Atlanta Hawks unter Vertrag steht.

Der Small Forward/Shooting Guard zählt zu den besten Schützen der WM, rangiert auf Platz elf der Spieler mit den meisten Punkten pro Spiel. Der 31-Jährige ist schwer zu verteidigen, kann sowohl aus weiter Entfernung als auch aus Korbnähe punkten.

Bogdanović ist ein klassischer "Shooter", einer, der von überall Würfe nimmt und jederzeit heiß laufen kann. Ihn muss Deutschland gut verteidigen, um die serbische Offensive in den Griff zu bekommen. Wie schon gegen die USA könnte Isaac Bonga, der vielleicht beste Individualverteidiger der deutschen Mannschaft, eine tragende Rolle von der Bank bekommen.

Aber auch andere Spieler strahlen Gefahr aus. Jungstar Nikola Jović von den Miami Heat zum Beispiel. Der 20-Jährige bringt viel Talent mit, ist ein Hoffnungsträger für die serbische Basketball-Zukunft. Ähnlich wie Franz Wagner auf der deutschen Seite.

Und unter dem Korb lauert mit Nikola Milutinov ein unangenehmer Center, der den deutschen "Big Men" um Johannes Voigtmann und Daniel Theis das Leben schwer machen wird. Solche Vorteile am Brett, wie sie Deutschland gegen die eher kleine Aufstellung der USA hatte, wird es gegen Serbien nur schwer geben. Nur drei Profis bei dieser WM haben mehr Rebounds pro Spiel als Milutinov mit 9,0. Voigtmann (6,0) und Theis (5,6) liegen weit dahinter.

DBB-Bundestrainer Gordon Herbert muss versuchen, mit seinem Team ständig in Bewegung zu bleiben, die serbische Defensive auseinanderzuziehen und so Lücken zu kreieren, bei denen auch Milutinov seine Dominanz am Brett weniger ausspielen kann.

Beide Teams überzeugten bisher durch ein starkes Kollektiv und einen klaren Spielstil. Wer die Kontrolle über die Partie gewinnt, hat beste Chancen auf den WM-Titel. Dass das am Ende Deutschland sein wird, daran glaubt Spielmacher Dennis Schröder mit Leib und Seele: "Wenn wir unsere Sachen richtig machen, ist es egal, gegen wen wir spielen."