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Handball-WM 2023: Auf Juri Korr ruhen Deutschlands Hoffnungen


Deutsche Handball-Hoffnung Juri Knorr
Wie hat er das geschafft?

  • David Schafbuch
Von David Schafbuch

Aktualisiert am 13.01.2023Lesedauer: 5 Min.
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Juri Knorr: Der 22-Jährige ist der jüngste im WM-Kader der deutschen Handballer. (Quelle: Tilo Wiedensohler/imago images)

Juri Knorr ist der jüngste Spieler im WM-Kader der Handball-Nationalmannschaft. Trotzdem ist er schon ein Schlüsselspieler. t-online stellt den 22-Jährigen vor.

Wer wissen will, zwischen welchen Polen die Bewertung der Leistungen von Juri Knorr liegt, muss nur Alfred Gislason zuhören. "Er wird sehr wichtig sein für uns bei diesem Turnier und in der Zukunft", sagte der Nationaltrainer nach dem finalen Testsieg gegen Island (33:31) am vergangenen Wochenende in Hannover. 13 Tore hatte der 22-Jährige für das DHB-Team erzielt, acht davon per Siebenmeter.

Im vorangegangenen Testspiel in Bremen hatte das bei Gislason noch etwas anders geklungen: Ebenfalls gegen Island hatte die deutsche Mannschaft lange wie der sichere Sieger ausgesehen. Doch zum Ende hin häuften sich auch bei Knorr die Fehler – und die Gäste aus dem Norden holten noch einen 31:30 Sieg. Zusammen mit Kapitän Johannes Golla war der Rückraum-Mitte-Mann erneut der beste Werfer des Teams – doch von Nationaltrainer Gislason gab es diesmal weniger Lob: Ein gutes Spiel habe Knorr gezeigt, allerdings nur für 40 Minuten. Danach seien "unglaublich teure Fehler" gefolgt, ließ der Bundestrainer die Öffentlichkeit wissen. Auch intern sollen noch deutliche Worte gefallen sein.

Wer als Handballer auf Rückraum-Mitte spielt, ist der Lenker und Denker im Angriff. Er sagt an, welche Spielzüge gespielt werden und bringt den Ball auf seine freien Mitspieler. Lange Jahre war es die wichtigste Aufgabe von Spielern auf Knorrs Position, den Rest der Mannschaft glänzen zu lassen. Doch das Spiel hat sich verändert. Die Superstars von heute spielen auf der Mitte genauso viel für sich wie für ihre Teamkollegen. Sie überzeugen nicht mehr nur durch Übersicht, sondern auch durch ihre Torgefahr.

"Muss man einem Führungsspieler auch zugestehen"

Die deutsche Handballgemeinde wartet schon lange auf einen Spieler, der beides regelmäßig unter Beweis stellen kann. Juri Knorr könnte eines Tages ein solcher sein. Die Risikobereitschaft in seinem Spiel mag zu Fehlern führen. Auf und neben dem Platz dürfte sie aber auch sein Erfolgsgeheimnis sein: Seine noch junge Karriere ist davon geprägt, ungewöhnliche Wege zu gehen – und das dürfte auch der Grund dafür sein, warum der jüngste Spieler im deutschen Kader bereits ein Schlüsselspieler ist: "Er spielt durchaus riskant. Aber das muss man einem Führungsspieler auch zugestehen", sagt der ehemalige Nationaltorhüter und Welthandballer Henning Fritz im Gespräch mit t-online zum Stil des 22-Jährigen. Wie hat Knorr das geschafft?

Dass Juri Knorr vermutlich von Geburt an mit etwas mehr handballerischem Talent versehen war als viele andere, liegt wohl auch an seinem berühmten Vater: Papa Thomas gewann als Profi in den Neunzigern mit dem THW Kiel unter anderem vier deutsche Meisterschaften und machte insgesamt 83 Länderspiele für Deutschland. Später trainierte er lange seinen Sohn beim Traditionsklub VfL Bad-Schwartau: Er habe seinen bekannten Namen nie als Druck empfunden, verriet Knorr vor einigen Jahren dem Handballpodcast "Hand aufs Harz."

Der Gang zu den Leistungszentren großer Klubs wie Kiel, Berlin oder Flensburg sei damals kein Thema gewesen. Stattdessen habe sein Vater ihn früh gefördert: Auch Thomas Knorr sei ein guter Individualist gewesen, sagt Europa- und Weltmeister Henning Fritz. Doch Juri sei als Mittespieler im Rückraum taktisch noch mal anders gefordert als sein Vater, der im linken Rückraum beheimatet war.

Von der vierten Liga nach Barcelona

Sohn Juri erzählt, sein Vater habe ihm die "absolute Freiheit" auf dem Spielfeld gegeben. Das sei bei großen Klubs in den Nachwuchsmannschaften dagegen eher selten der Fall: Dort werde man zu schnell ausgetauscht, wenn man Fehler mache, bemängelte Knorr in dem Podcast. Das sei auch ein Grund dafür, warum im deutschen Handball herausragende Einzelkönner fehlen würden.

Knorr geht stattdessen schon in jungen Jahren seinen eigenen Weg – in Schwartau und der Jugendnationalmannschaft. Das fällt bald auch den größten Klubs der Welt auf: Mit 17 zeigt nicht nur der THW Kiel Interesse, der damals noch vom heutigen Nationalcoach Gislason trainiert wird. Auch die Handballabteilungen des FC Barcelona und von Paris St. Germain sollen angeklopft haben. Knorr entscheidet sich aber für einen Umweg – und wechselt stattdessen zur Herrenmannschaft der HSG Ostsee Neustadt/Grömitz in die vierte Liga. Der Name seines Trainers: Thomas Knorr.

2018 folgt dann der Schritt aus dem heimischen Norddeutschland: Ein Jahr spielt Knorr in der zweiten Mannschaft des großen FC Barcelona, der im Handball eine ähnlich ruhmreiche Tradition wie im Fußball besitzt. Ein super Lehrjahr sei es gewesen, das auch handballerisch völlig anders gewesen sei als in Deutschland. "Seine Zeit bei Barcelona war sicherlich ein sehr guter Schritt. Das hat ihn vermutlich nicht nur sportlich, sondern auch persönlich weitergebracht", sagt Henning Fritz.

Fehlende Impfung kein Thema mehr

Seit drei Jahren läuft Knorr mittlerweile in der deutschen Bundesliga auf: Erste Erfahrungen sammelt er bei der GWD Minden, 2021 erfolgt der Wechsel zu den Rhein-Neckar Löwen nach Mannheim. Es sind turbulente Jahre bei dem Spitzenklub. Drei verschiedene Trainer standen seitdem bei dem Klub an der Seitenlinie – und Knorr eher in der zweiten Reihe. Denn dort hieß der Spielmacher Andy Schmid, Vereinslegende, zweimaliger deutscher Meister und fünfmaliger Spieler der Saison.

Auch Knorrs Karriere in der Nationalmannschaft war zuletzt etwas ins Stocken geraten. Dabei hätte sie schon früher Fahrt aufnehmen können: Bereits vor zwei Jahren stand er im Kader bei der Weltmeisterschaft in Ägypten und bei den Olympischen Spielen in Tokio. Die Europameisterschaft vor einem Jahr verpasste er allerdings wegen einer fehlenden Corona-Impfung – und musste sich deshalb massive Kritik gefallen lassen. Es sei eine schwierige Zeit gewesen, sagte er vor Kurzem in einem Interview. Auch diesmal sind nur vollständig geimpfte oder genesene Spieler zugelassen. Doch das sei mittlerweile kein Problem mehr, verriet Knorr zuletzt dem Fernsehsender Sky, ohne weiter in die Details zu gehen.

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Den Dämpfer hat Knorr überwunden. Andy Schmid hat mittlerweile die Löwen verlassen – und Knorr gibt seit dieser Saison im Angriff den Takt vor: Aktuell ist der 22-Jährige der drittbeste Torschütze und der viertbeste Vorlagengeber der Bundesliga. Die neue Verantwortung scheint dem Rückraum-Mitte-Mann gutzutun, glaubt Henning Fritz. Seinen Hang zum Risiko offenbart eine dritte Statistik: Auch bei den technischen Fehlern, also Aktionen, die zu Ballverlusten führen, liegt Knorr ligaweit auf Rang drei.

Viel Verantwortung dürfte auf Knorr auch bei der WM zukommen. Ein konkretes Ziel will er aber vor Beginn des Turniers nicht nennen. Deutschland habe eine gute Mannschaft. Wenn es gelinge, sich in einen Flow zu spielen, "dann wird es schwer, uns zu schlagen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Interview mit Henning Fritz
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