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Olympia 2016: Angelique Kerber verliert Finale - "Alles lief gegen mich"


"Heute lief alles gegen mich"
Kerber hadert: "Nicht die Medaille, die ich wollte"

Von t-online
Aktualisiert am 14.08.2016Lesedauer: 3 Min.
Richtig freuen konnte sich Angelique Kerber über die Silbermedaille offenbar nicht.Vergrößern des BildesRichtig freuen konnte sich Angelique Kerber über die Silbermedaille offenbar nicht. (Quelle: Reuters-bilder)
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Aus Rio de Janeiro berichtet Johann Schicklinski

Mit versteinertem Gesichtsausdruck packte Angelique Kerber ihre Tennistasche. Sie war sichtlich bemüht, die Tränen zu unterdrücken. Sie applaudierte noch schnell den deutschen Fans, die sie in den vorhergehenden zwei Stunden und neun Minuten unterstützt hatten, und verließ den Centre Court im Eiltempo.

Soeben war der große Traum der deutschen Nummer eins geplatzt. Sie hatte das hochklassige Finale des olympischen Tennis-Turniers der Damen gegen Monica Puig aus Puerto Rico nach 2:09 Stunden mit 4:6, 6:4 und 1:6 verloren. Die tiefe Enttäuschung darüber war Kerber, die als Favoritin ins Endspiel gegangen war, deutlich anzumerken.

Den krassen Gegensatz zur Australian-Open-Gewinnerin bildete Puig. Nach dem Matchball schrie die 22-Jährige laut ein "Yes, I did it" heraus und hüpfte wie ein Flummie über den Platz. Anschließend ließ sie sich von der Tribüne eine puertoricanische Fahne reichen und von ihren Landsleuten als erste Goldmedaillengewinnerin in der Geschichte des mittelamerikanischen Staates feiern.

"Den Leuten Zuhause schöne Momente schenken"

Puig gab nach dem Spiel an, wie schon vor dem Halbfinale in der Kabine gebetet zu haben. Der Beistand von oben half auch diesmal. Die Weltranglisten-34. widmete den sensationellen Erfolg ihrem Land. "Es ging nicht um mich, sondern um Puerto Rico“, sagte sie: "Bei uns gibt es viele Probleme. Ich freue mich, wenn ich den Leuten Zuhause schöne Momente schenken kann."

Es schien so, als könne die 22-Jährige ihren Triumph noch gar nicht richtig begreifen. "Das ist unglaublich. Ich weiß, dass sich mein Leben von jetzt an etwas ändern wird", freute sie sich.

"Monica hat das Spiel ihres Lebens gespielt"

Während Kerber auch bei der Siegerehrung noch etwas gezwungen lächelnd drein schaute, hatte sich ihre Laune bis zur folgenden Pressekonferenz immerhin ein wenig gebessert. "Monica hat das Spiel ihres Lebens gespielt. Sie hat verdient gewonnen. Es ist nicht die Medaille, die ich wollte, aber immerhin Silber", sagte sie und haderte gleichzeitig noch ein wenig mit dem Schicksal. "Heute lief alles gegen mich“, sagte sie in Anspielung auf die zahlreichen Netzroller und Linienbälle ihrer Gegnerin.

"Angie hat alles gegeben und Silber gewonnen. Wir sind saustolz auf sie", sagte Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner zur Leistung der 28-Jährigen. Aber Puig war einfach noch einen Tick besser und entschlossener. Sie hatte bereits bis zum Finale ein unfassbares Turnier hingelegt und nur 14 Spiele abgegeben. Das Endspiel bestritt sie ohne Angst vor der Weltranglisten-Zweiten und wie die Spiele zuvor komplett im Angriffsmodus. Unfassbare 54 Winner (bei 33 unforced Errors) belegen diese aggressive Taktik, Kerber spielte defensiver und hatte 31 Winner (25).

Unwürdiger Rahmen

Der Rahmen im Olympic Tennis Stadium war eines solchen hochklassigen Finals indes nicht würdig. Wo zuvor beim Männerhalbfinale zwischen Rafael Nadal und Juan Martin Del Potro tobende Menschenmassen den Centre Court zu einem Tollhaus verwandelt hatten, herrschte beim Damenfinale teilweise Geisterstimmung. Die Ränge waren nur noch gut zu einem Viertel gefüllt, viele Besucher verließen vor Beginn des Matches das Stadion.

Kerber kam im ersten Satz nicht richtig in die Partie und gab diesen nach 37 Minuten mit 4:6 ab. Danach nahm sie eine Medical timeout und ließ sich wegen Problemen im unteren Rückenbereich behandeln. Im Anschluss zeigte sie eine ganz andere Körpersprache als in Satz Nummer eins und holte sich den zweiten Durchgang mit 6:4

Fans freuen sich zu früh

Die deutschen Fans auf der Tribüne frohlockten schon und stimmten "Jetzt geht’s los"-Sprechchöre an, doch sie freuten sich zu früh. Puig, der der unbedingte Siegeswille anzumerken war, steigerte sich noch einmal und ließ Kerber im finalen Satz keine Chance mehr.

Damit verpasste Kerber die zweite deutsche Goldmedaille im Damentennis bei Olympia nach Steffi Graf 1988. Trösten darf sie sich mit der Tatsache, das erste Edelmetall für den Deutschen Tennis-Bund geholt zu haben seit Nicolas Kiefer und Rainer Schüttler in Athen 2004, die Silber im Doppel gewannen. Die letzte Einzelmedaille ist sogar noch länger her: Tommy Haas sicherte sich die silberne Plakette 2000 in Sydney.

Graf: "Du kannst stolz sein"

Graf gratulierte Kerber nach der Partie auf Twitter: "Du kannst stolz auf Deine Leistung sein!" Vielleicht ein Trost für Kerber, die immer noch verdrießlich drein schaute, als sie ins Olympische Dorf kam. Wahrscheinlicher ist, dass die 28-Jährige noch ein oder zwei Nächte darüber schlafen muss, um zu realisieren, dass sie in einem hochklassigen Endspiel nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen hat. Und allen Grund hat stolz zu sein.

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