t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeUnterhaltungKino

Til Schweiger sollte in russischem Spionagefilm Angela Merkels Vater spielen


Verwirrung um Spionagethriller
Russische Pläne um Til Schweiger geplatzt

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 07.04.2023Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Til Schweiger: In einem russischen Spionagefilm war er für die Rolle von Angela Merkels Vater Horst Kasner vorgesehen.Vergrößern des Bildes
Til Schweiger: In einem russischen Spionagefilm war er für die Rolle von Angela Merkels Vater Horst Kasner vorgesehen. (Quelle: Eventpress/Radke, Montage: t-online/imago images)

Til Schweiger sollte in einem russischen Spionagekrimi den Vater von Angela Merkel spielen. Hört sich verrückt an? Ist es wohl auch. Rekonstruktion einer Posse.

Til Schweiger lässt sich so schnell nicht beirren. Die Kultur soll nicht ausbaden, dass Russland in der Ukraine einen Angriffskrieg führt. "Ich bin ein Freund des russischen Volkes, ich bin ein großer Star in Russland und würde niemals aus diesen Gründen einen Film absagen", sagte Schweiger t-online.

Fast sicher steht nun allerdings fest: Der Schauspieler, der gerade mit "Manta, Manta – Zwoter Teil" in den Kinos zu sehen ist, wird nicht in einem mit viel Tamtam angekündigten russischen Spionagefilm mitspielen. Und damit auch nicht die Rolle des Vaters von Angela Merkel übernehmen. Für das mögliche Aus des Films spielt der Krieg aber offenbar doch eine Rolle.

Diese Ankündigung ging im Herbst vergangenen Jahres groß durch die russischen Medien: "Til Schweiger spielt Angela Merkels Vater Horst Kasner im russischen Film 'Spy'", meldete die staatliche Nachrichtenagentur RIA. Und wurde konkret: Der russische Filmproduzent Alexander N, der nach eigenen Angaben tatsächlich nur ein schlichtes "N" als extravaganten Nachnamen eingetragen hat, bereite sich seit 2019 vor. 2021 hatte es sogar eine Einigung mit Schweigers altem Bekannten Thomas Jahn gegeben.

"Knockin' on Heaven's Door"-Regisseur war im Boot

Jahn war Taxifahrer und hatte Schweiger mal in einer Buchhandlung mit Filmideen angesprochen. Heraus kam Jahns Durchbruch als Drehbuchautor und Regisseur des Schweiger-Films "Knockin' on Heaven's Door".

Schweiger hat also früh bewiesen, dass er durchaus für unkonventionelle Ideen offen ist. Aber auch für den geplanten russischen Film? Alexander N schwärmte bei RIA, es habe viele Monate gedauert, bis man sich auf die Besetzung geeinigt habe: "Tils Charme und Talent wird jeden Film zu einem Weltereignis machen." Eine Einigung sei erzielt. Das war der Stand bis Anfang dieses Jahres.

Der Spion und Merkels Vater

Die Handlung des geplanten russischen Films basiere "auf wahrem Geschehen, auf echten Menschen", heißt es in Ankündigungen. Ein genialer sowjetischer Spion verliebt sich in eine junge Deutsche und muss für diese Liebe gegen alles und jeden kämpfen: gegen die UdSSR, die USA, West- und Ostdeutschland. Die Handlung spielt zwischen 1941 und 1961. Welche Rolle Horst Kasner, der Vater von Angela Merkel, dabei genau spielt, ist unklar. Der Pfarrer war mit der Familie 1954 kurz nach der Geburt seiner Tochter Angela aus Hamburg in die DDR übergesiedelt, "um gegen die atheistische und gottlose Propaganda des SED-Staates anzukämpfen". Für Kollegen im Westen war er nun der "Rote Kasner". Merkel-Biografin Jacqueline Boysen nannte ihn zwar einen Sozialisten, aber einen, der "wusste, dass vieles schiefgelaufen ist". Gerd Langguth, ebenfalls Autor einer Biografie über die Kanzlerin, bezeichnete Merkels Vater in der "Welt" als "einen der einflussreichsten Kirchenoberen", der sich "in der DDR arrangiert" hatte. Kasner, der die Wahl seiner Tochter zur Kanzlerin knapp mit "Das erlebt man nicht alle Tage" kommentierte, starb 2012 im Alter von 85 Jahren.

Ein Sprung in den Januar 2023: Til Schweiger schaut zu Hause aufs Smartphone, ein Freund hat ihm den Link zu einem Artikel aus Russland geschickt. In dem Moment habe er gelesen, dass er Merkels Vater spielen solle, sagte Schweiger t-online. Es sei ein "Was zur Hölle!"-Moment gewesen. Schweiger erklärt: "Ich bin nicht angefragt worden, noch habe ich ein Drehbuch geschickt bekommen."

Deutsches Kind sollte junge Merkel spielen

Ein Plakat für den Film gab es da schon längst. Und viele Details standen angeblich ebenfalls bereits fest: Das Drehbuch sollte Thomas Jahn mit Alexander N und zwei russischen Autoren schreiben, der Beginn der Dreharbeiten sollte im März 2024 sein, in Berlin und Moskau sollte gedreht und für die Rolle der achtjährigen Angela Merkel ein deutsches Kind gecastet werden.

Wer googelte, fand den Film zu diesem Zeitpunkt in der weltgrößten Filmdatenbank "Internet Movie Database" (IMDb). Mit dem Regisseur Thomas Jahn und dem Hauptdarsteller Til Schweiger. Schweiger steht da heute noch. "Da kann jeder Honk alles eintragen", sagt er t-online, "das kann man als Quelle nicht ernst nehmen."

Der Name von Jahn ist verschwunden. Die Antwort seines Managements ist kurz, aber deutlich: "Thomas Jahn wird dieses Projekt nicht machen." Jahns Sprecherin antwortet auf Nachfragen nicht, weil sie über das Projekt nichts weiter sagen könne. Auch nicht, warum es nicht mehr dazu kommt.

Für die Antwort auf diese Frage geht der Blick wieder zurück nach Russland. Die Produktionsfirma hat ihre Adresse an einem der repräsentativsten Standorte Moskaus, im Imperia Tower am Ufer der Moskva im 43. Stock. Dort, wo ansonsten nur Wohnungen sind. Die Firma bekommt an dem Tag, als t-online bei Schweiger anfragt, eine Nachricht von Thomas Jahn. Drei Tage zuvor hatte sein Management t-online geschrieben, dass er das Projekt nicht durchführe. Nun wird den russischen Filmemachern mitgeteilt, sein Name solle nicht mit dem Film in Verbindung gebracht werden.

"Auch wenn das gegen unsere Vereinbarungen geht, haben wir ihn zumindest vorübergehend entfernt", erklärt die Sprecherin der Filmfirma. In der "Internet Movie Database" ist nur noch das Foto von Alexander N und Thomas Jahn aus besseren Tagen zu finden.

Jahn fürchte offenbar, dass er mit einem russischen Film in Verbindung gebracht wird, heißt es von N Films. "Wir hoffen, dass das keine dauerhafte Entscheidung ist." Auf "Druck der deutschen Presse" habe Jahn so reagiert, sagt Alexander N der Nachrichtenseite "gazeta.ru". Also ein Punkt, der für Schweiger nach dessen eigener Darstellung keine Rolle spielt.

Schweiger: "Sollen mir mal das Drehbuch schicken"

Doch von Schweiger höre man auch nichts, beklagt N Films: "Wir versuchen, ihn zu erreichen, und bekommen keine Rückmeldung." Die Produktionsfirma räumte allerdings bereits im Januar auf Nachfrage ein, dass es nie einen direkten Kontakt zum deutschen Schauspieler gegeben habe. Man habe aber über sechs Monate lang mit einem Agenten von Schweiger in Kontakt gestanden. Die Reaktion, dass Schweiger nie etwas gehört habe vom Film, löst in Moskau Fassungslosigkeit aus: "Das ist das Verstörendste, was wir uns vorstellen können." Interne Untersuchungen liefen, der Agent in Los Angeles sei aber auch nicht mehr erreichbar.

Schweiger hat t-online inzwischen allerdings launig erklärt, die Produktionsfirma könne ihm ja mal das Drehbuch schicken. "Wenn mir das gefällt, dann spiele ich das." Nur an welche Adresse die Filmfirma das Drehbuch schicken soll, das sagt Schweiger nicht.

Fortsetzung eher fraglich.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Anfragen an Thomas Jahn, Til Schweiger und N Films
  • radiosputnik.ria.ru: Til Schweiger spielt Angela Merkels Vater im russischen Film Spy (russisch)
  • IMDb.com: The Spy
  • gazeta.ru: 'Knockin' on Heaven's Door'-Regisseur Thomas Jahn weigert sich wegen Skandals, einen russisch-deutschen Film zu machen (russisch)
  • n-films.com: The Spy
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website