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"The Irishman": Mit millionenschwerer Verjüngungskur zum Oscar?


"The Irishman"
Mit millionenschwerer Verjüngungskur zum Oscar?

  • Steven Sowa
Von Steven Sowa

Aktualisiert am 13.11.2019Lesedauer: 3 Min.
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Robert De Niro: In dem Netflix-Film "The Irishman" spielt er den Gangster Frank Sheeran.Vergrößern des Bildes
Robert De Niro: In dem Netflix-Film "The Irishman" spielt er den Gangster Frank Sheeran. (Quelle: imago images / ZUMA Press)

Das amerikanische Gangsterkino schreibt ein neues Kapitel: "The Irishman" von Martin Scorsese startet am Donnerstag in ausgewählten deutschen Kinos. Mit um 30 bis 40 Jahre verjüngten Hollywoodlegenden.

Es könnte sein letzter großer Wurf werden, sein letzter Versuch, die Academy für einen Oscar zu überzeugen: Martin Scorsese legt mit "The Irishman" ein Gangsterepos vor, welches seit Wochen, Monaten, nein: Jahren, seine Schatten voraus wirft. Bereits 2008 wurde bekannt, dass die Regielegende über den mit der amerikanischen Cosa Nostra assoziierten Auftragsmörder Frank "The Irishman" Sheeran und seine Verstrickung im Verschwinden des Gewerkschaftsführers Jimmy Hoffa einen Film drehen will. Zwei Jahre später stieß Robert De Niro dazu und übernahm die Hauptrolle – Scorsese und der zweifach oscarprämierte Darsteller hatten seit "Casino" im Jahr 1995 nicht mehr zusammengearbeitet.

Das Projekt zog sich wie Kaugummi, auch weil die Produktionskosten explodierten. Dem Filmstudio Paramount wurde es acht Jahre nach Projektstart zu bunt, es trat die Rechte ab und Netflix schlug zu. Ab dem 27. November wird der mit rund 175 Millionen US-Dollar teuerste Film des Streamingdienstes auf dem Portal zu sehen sein. Bislang war "Bright" mit kolportierten 90 Millionen Dollar der teuerste Netflix-Film, doch selbst internationale Kinoblockbuster wie "Inception" (160 Millionen) oder "Guardians of the Galaxy" (150 Millionen) erreichten nicht solch ein Rekordbudget wie "The Irishman".

Netflix zahlt für Computereffekte Unmengen an Geld

Grund für die immensen Kosten sind nicht etwa die teuren Verträge mit den Schauspielstars – auch Al Pacino, Joe Pesci und Harvey Keitel sind mit an Bord –, sondern die umfangreiche Post-Produktion. Der Gangsterstreifen arbeitet mit Verjüngungseffekten, um seine Charaktere 30 bis 40 Jahre jugendlicher aussehen zu lassen, als es ihre Darsteller im tatsächlichen Leben sind. De Niro wird als Gangster über mehrere Jahrzehnte porträtiert und ist in "The Irishman" auch als 30-Jähriger zu sehen. Statt ein Schauspieldouble zu engagieren, entschied sich Scorsese zum Griff in die Trickkiste und erzeugte per aufwendiger CGI-Technik am Computer ein junges Abbild des inzwischen 76-jährigen Schauspielers.

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Als die ersten Bilder in Form des Trailers durchs Internet schwirrten, war der Aufschrei groß und überraschend negativ. Da war von Effekten "wie in der Playstation-2-Ära" die Rede und Leute unkten, dass die über zehnjährige Arbeit an "The Irishman" nicht in die Nachbearbeitung der Bilder geflossen sein könne. Für Scorsese ist das in doppelter Hinsicht ärgerlich: erstens, weil er bei einer Pressekonferenz erklärte, dass die Produktion auch deshalb so lange dauerte, weil die Technologie vor zehn Jahren noch gar nicht auf dem nötigen Stand war, um diesen Verjüngungsprozess glaubhaft abzubilden. Zweitens, weil der Regisseur mit dieser neuen Technik beweisen will, dass er sich als "alter Haudegen" der Hollywoodbranche nicht vor Neuerungen verwehrt.

Kritik feiert dreistündigen Netflix-Film

Misslungen scheint dieser Versuch nicht, wenn man auf die Kritikerstimmen aus den USA hört. Auf der Bewertungsplattform "metacritics" kommt der Film aktuell auf einen sensationellen Score von 94 – alle 46 eingereichten Besprechungen sind positiv. Selbst Scorseses Meisterwerk "Good Fellas", der bis heute als einer der besten Filme aller Zeiten gilt, kommt nur auf eine Wertung von 89. Zu sehen sein wird "The Irishman" trotzdem nur in ausgewählten Kinos. Ab dem 14. November auch hierzulande nachdem er in den USA bereits seit Beginn des Monats in großen Lichtspielhäusern gezeigt wurde, um die Statuten der Oscar-Verleihung zu erfüllen.


Das Ergebnis der jahrelangen Arbeit ist eine dreieinhalbstündige Erzählung über mafiöse Verstrickungen in den Fünfzigerjahren. Annähernd so lange waren bei Martin Scorsese bisher nur "Casino" (178 Minuten) und "The Wolf of Wall Street" (179 Minuten), aber für die gab es jeweils nur Nominierungen bei den Oscars. Das soll sich bei "The Irishman" ändern, Netflix sehnt sich nach dem Prestige und Scorsese will zum Ende seiner Karriere mit der wichtigsten Ehrung der Filmindustrie abtreten – schließlich bekam er bislang nur für seinen Thriller "Departed – Unter Feinden" den Oscar für die Beste Regie. Damals allerdings komplett ohne revolutionäre neue Filmtechnik.

Verwendete Quellen
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