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Brad Pitt über "Bullet Train": "So ein Gefühl hatte ich noch nie erlebt"


Brad Pitt
"So ein Gefühl hatte ich noch nie erlebt"


31.07.2022Lesedauer: 5 Min.
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Brad Pitt: In "Bullet Train" spielt er die Hauptrolle.Vergrößern des Bildes
Brad Pitt: In "Bullet Train" spielt er die Hauptrolle. (Quelle: Dave J Hogan/getty-images-bilder)

Der Hollywoodstar und die Besetzung von "Bullet Train" sprechen in Berlin über Lehren der letzten Jahre, Umarmungen und öde Drehs. Ein Erlebnisbericht.

Plötzlich wird Brad Pitt ganz ernst. "Es war in einer wirklich finsteren Zeit", sagt der Hollywoodstar im Interview mit t-online.

Der so gar nicht 58-jährig aussehende 58-Jährige sitzt zurückgelehnt in einer mit Kameras und Filmrequisiten ausstaffierten Suite im Berliner Edel-Hotel Adlon und spricht über die Dreharbeiten zu "Bullet Train", einer herrlich schrägen Actionkomödie mit Starbesetzung, die am 4. August in die deutschen Kinos kommt. Er trägt Kapuzenjacke und Hose in Blassrosa, neben ihm sitzt Joey King ("The Act", "The Kissing Booth"), die im Film die weibliche Hauptrolle spielt.

Die Dreharbeiten zum Film von Regisseur David Leitch starteten direkt in der ersten Hochphase der Pandemie im Spätsommer 2020, und Pitt wird emotional, als er darüber spricht. "Wir konnten noch kein Licht am Ende des Tunnels sehen", sagt er im Rückblick. Die Arbeit habe fast therapeutische Wirkung gehabt. "So ein Gefühl hatte ich noch nie erlebt: Ich erwischte mich selbst dabei, wie ich am Set stand und nur dachte: Wow! Wir haben wirklich Glück, dass wir das hier machen dürfen. Und das ist doch die perfekte Einstellung, die wir haben sollten."

Im Film, den t-online vorab sehen konnte, soll der Auftragsmörder "Ladybug" (Pitt, zu Deutsch "Marienkäfer", Anm. d. Red.), im "Bullet Train", einem der berühmten Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszüge im japanischen Streckennetz, einen Koffer stehlen – und trifft dabei unerwartet auf eine ganze Reihe von "Kolleginnen und Kollegen", die ähnliche Ziele haben. Daraus entsteht unweigerlich ein Chaos, das mit zunehmender Laufzeit immer grotesker – und gewalttätiger – wird, überraschende Wendungen und komplett verrückte Sequenzen inklusive.

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Beim Termin im Hotel direkt am Brandenburger Tor dabei sind auch Leitch und das Duo aus Aaron Taylor-Johnson ("Avengers: Age of Ultron", "Kick-Ass") und Brian Tyree Henry ("Eternals", "Godzilla vs. Kong"), die das ständig zankende Killer-Tandem "Die Zwillinge" aus "Tangerine" (Johnson) und "Lemon" (Henry) bilden.

Drei Städte in drei Tagen

Im Fünf-Minuten-Takt werden Journalistinnen und Journalisten durch drei Suiten in der ersten Etage gejagt, in denen Pitt, King, Leitch und Taylor-Johnson/Henry auf ihre Gesprächspartner warten. Sie alle sind an diesem Tag bei bester Laune, trotz eines abenteuerlich getakteten Terminplans. Erst am Abend zuvor war die Premiere in Paris, nun der Stopp in der deutschen Hauptstadt mit erneuter Premiere am Abend, am nächsten Tag dann London.

Eine rührige PR-Mitarbeiterin winkt heran und öffnet zuerst die schwere Tür zu Taylor-Johnson und Henry. Im Hintergrund steht eine Schale mit Mandarinen und Zitronen. "Ist das eine Tom-Ford-Jacke?", fragt Taylor-Johnson mit geschultem Blick (Anm. d. Red.: Nein!), und Henry nickt anerkennend: "Nice kicks, man" (zu Deutsch "Tolle Schuhe, Mann."). Im Hintergrund steht ein Crew-Mitarbeiter und gibt regelmäßig unübersehbar fuchtelnd Zeichen, wie viel Zeit noch bleibt.

"Jeder Drehtag war so erfrischend und auch so erleichternd", erinnert sich Taylor-Johnson an die Zeit abseits von zwei Tests täglich, Maskenpflicht und Abstandsregeln am Set. "Ich glaube, Du warst damals meine erste Umarmung", stimmt Henry ein. "Und während des gesamten Drehs dachten wir nur: Hoffentlich werden die Leute wieder ins Kino gehen können, wenn der Film rauskommt."

"Wir wollten den Rollen Gewicht verleihen"

Abseits aller Verrücktheit im Film sorgen gerade "Tangerine" und "Lemon" auch für emotionale Momente, immer mehr aus ihrer Lebensgeschichte wird enthüllt. "Wir wollten den Rollen Gewicht verleihen und zeigen, warum wir 'Die Zwillinge' genannt werden", sagt Taylor-Johnson. Beiden ist wichtig, die Chemie hervorzuheben, die sie von Beginn an gehabt hätten. "Ein Remake von 'Ein seltsames Paar' (Filmklassiker mit Jack Lemmon und Walter Matthau, Anm. d. Red.) mit uns ist definitiv im Gespräch", lacht Henry.

Von der Seite wird signalisiert, doch bitte zum Ende zu kommen, fünf Minuten sind vorüber. Die Frage, wer von beiden denn der bessere Matthau und wer der bessere Lemmon wäre, beschäftigt die beiden noch weiter, als das Gespräch längst vorüber ist.

Leitch begann als Brad Pitts Stuntdouble

Nach kurzer Wartezeit auf dem holzvertäfelten Flur empfängt Leitch im Zimmer nebenan. Die Bemerkung, den Film nach dem Screening am Abend zuvor noch verarbeiten zu müssen, versteht er erst als Kritik, nach Klarstellung, die "Verarbeitung" positiv gemeint zu haben, atmet er aber auf. "Wir müssen also keinen Therapeuten rufen", lacht Leitch.

"Die Herausforderung war: Wie schaffen wir es, diesen ja sehr eingeschränkten Raum in Zugwaggons zwei Stunden lang interessant zu halten?", erklärt der 46-Jährige. "Und so sind wir auf die verschiedenen Choreografien gekommen und auf verschiedene Umgebungen wie den Speisewagen, das Ruheabteil oder den 'Momomon'-Wagen (benannt nach einer fiktiven Manga-Figur, Anm. d. Red.). Am Ende wurde die Herausforderung also zur Chance, diese verschiedenen Welten zusammenzubringen."

Leitch begann seine Hollywoodkarriere als Stuntman, Choreograf und kurioserweise auch als Double für Pitt (unter anderem in "Fight Club" und "Mexican"), debütierte mit "John Wick" 2014 auch als Regisseur. Nach "Atomic Blonde", "Deadpool 2" und "Fast & Furious: Hobbs & Shaw" ist "Bullet Train" seine fünfte Regiearbeit. "Ich würde sagen, das ist der David-Leitch-Film, in dem am meisten David Leitch steckt", meint er, "weil ich hier eine ganze Menge meiner Fähigkeiten, meiner Vorlieben und generell von mir als Künstler unterbringen konnte. Die Actionsequenzen, der schwarze Humor beispielsweise."

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Auf seine Vorbilder Bruce Lee und Jackie Chan angesprochen, leuchten seine Augen auf. "'Enter the Dragon' war eine große Inspiration, oder auch 'Police Story' natürlich. Als ich Ringer am College war, habe ich mich immer mit den Filmen für die Kämpfe in Stimmung gebracht", erinnert er sich.

Erneut wird unbarmherzig das Ende des Gesprächs signalisiert. Ehe es zum Star des Films geht, verstreicht noch etwas Zeit in der Lounge. Leitch kommt zufällig vorbei, bedauert das kurze Gespräch zuvor. "So ist es leider immer", sagt er und zuckt mit den Schultern.

"Danach hat niemand gefragt"

Dann geht es zu Pitt und King. Die beiden sind bereits angeregt im Gespräch, reichen die Hände zur Begrüßung. "Das ist schon mein zweites Mal in Berlin", sagt King direkt, und als sie stolz aufzählen will, was sie beim ersten Mal denn alles unternommen hat, fährt Pitt sie scherzhaft an: "Danach hat niemand gefragt." Zeit für eine Stadttour sei dieses Mal nicht. "Nein, sie haben uns nicht gelassen", sagt er mit Bedauern.

Über seine Erwartungen vor Drehbeginn lacht Pitt: "Ich dachte, wir setzen uns in Japan in einen Zug. Aber das ist heute offensichtlich nicht mehr nötig." Gedreht wurde – auch aufgrund der Pandemie – ausschließlich im Studio im kalifornischen Culver City. "Es war brillant", sagt er.

"Es gab drei Waggons, die ständig verändert und neu ausstaffiert wurden, dazu hatten wir außen riesige Videoleinwände, so lang wie ein Footballfeld und sechs Meter hoch, auf denen die Fahrt abgespielt wurde" (um diese durch die Zugfenster zu simulieren, Anm. d. Red.), und Pitt und King reißen dabei beide die Arme in die Höhe, um die Dimensionen der Leinwände anzudeuten.

"Das ist doch einfach öde"

"Das war so überwältigend", bestätigt King, die die undurchsichtige "Prince" spielt. "Einigen Crewmitgliedern wurde durch die ständige Bewegung der Waggons sogar übel", erinnert sich Pitt – und betont: "Die Alternative wären Dreharbeiten mit Greenscreen gewesen, und das ist doch einfach öde."

Sie habe Momente gehabt, in denen sie sich ungläubig gefragt habe, ob sie denn wirklich gerade in so einem hochkarätig besetzten Film mitspiele, sagt King und erklärt dann: "Ich bewerte meine Erfahrungen nicht nach dem Film, der am Ende steht, sondern nach der Zeit, die ich während der Dreharbeiten hatte. Und hier hatte ich wirklich eine tolle Zeit."

Als auch Pitt antworten will, fällt dieses Mal sie ihm ins Wort: "Er hatte die tollste Zeit während der Dreharbeiten am Tag, als wir fertig waren", und beide lachen. "Sie ist so schnell und schlagfertig, Mann", sagt er. Dann wird er ernst. Aber wirklich nur einen Moment lang.

Verwendete Quellen
  • Persönliche Interviews mit Brad Pitt, David Leitch, Joey King, Aaron Taylor-Johnson und Brian Tyree Henry
  • Vorab-Screening von "Bullet Train"
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