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"Im Westen nichts Neues": Darum ist der deutsche Oscar-Favorit so aktuell


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Neun Nominierungen
Der deutsche Oscar-Kandidat ist schonungslos und aktuell


Aktualisiert am 24.01.2023Lesedauer: 3 Min.
Deutscher Antikriegsfilm: Dieser Film zählt zu den vielversprechendsten Favoriten. (Quelle: Glomex)
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"Im Westen nichts Neues" ist als deutsche Produktion im Oscar-Rennen ganz vorne dabei. Der Film basiert auf einem Literaturklassiker – und ist aktueller denn je.

In neun Oscar-Kategorien ist der Antikriegsfilm "Im Westen nichts Neues" nominiert. Regisseur Edward Berger nahm sich als erster Deutscher den 1928 verfassten und wenige Jahre später von den Nazis verbotenen Roman von Erich Maria Remarque vor. Am 12. März hat er die Chance, den bedeutendsten Filmpreis der Welt in mehreren Rubriken abzuräumen, unter anderem in der Kategorie "Bester Film". Darum geht es in "Im Westen nichts Neues".

Erster Weltkrieg: Im Frühjahr 1917 melden sich der 17-jährige Schüler Paul Bäumer (grandios: der österreichische Schauspieler Felix Kammerer) und seine Freunde freiwillig zum Kriegsdienst. Sie sind stolz, das Deutsche Kaiserreich verteidigen zu dürfen. Die jungen Rekruten bekommen die in einer Fabrik geflickten und gesäuberten Uniformen getöteter Soldaten. In Pauls Jacke ist noch ein Namensschild, die Näherin hat vergessen, es zu entfernen. "Die gehört schon jemandem", sagt er, der Offizier lügt ihm ins Gesicht: "Sie war ihm zu klein."

Die jungen Soldaten kommen in der Realität an

Kaum angekommen an der Westfront im nordfranzösischen La Malmaison in einer durchweg monochromen Umgebung – von Regengrau über Blutrot zu Schlammbraun – sehen sie sich mit der erschreckenden Realität konfrontiert. Die jungen Männer treffen Stanislaus Katczinsky (Albrecht Schuch) und Tjaden Stackfleet (Edin Hasanović), die schon länger im Krieg kämpfen. Doch letztlich ist jeder auf sich allein gestellt. Wir sehen Paul Bäumer, der im Graben die Erkennungsmarken getöteter Soldaten abknickt, der vorbeigeht an unzähligen Leichen, der um einen seiner Freunde trauert, aufgefunden im Matsch, ohne Bein – aber kaum Zeit hat, sich seiner Gefühle bewusst zu werden.

Den Kontrast dazu bilden Szenen um General Friedrich (Dewid Striesow), der in einem Gutshaus von einem Diener Wein und das feinste Essen serviert bekommt, der hinter sich schüttet, was ihm nicht schmeckt. Während die Soldaten an der Front hungern, sich anderes als Kartoffeln nur erstehlen können. Für Friedrich steht es nicht zur Debatte, den Krieg als Verlierer zu verlassen. Er schickt die jungen Soldaten kurz vor Waffenstillstand am 11. November 1918, verhandelt von Politiker Matthias Erzberger (gespielt von Daniel Brühl), zurück aufs Schlachtfeld. Wieder sammelt einer von ihnen Erkennungsmarken ein …

"Kraftvolles Statement gegen den Krieg"

Es gibt viele Adjektive, die "Im Westen nichts Neues" beschreiben: krass, heftig, erschreckend, radikal, schonungslos, erschütternd, bewegend, brutal, schockierend. In das Rennen um den Auslands-Oscar schickte ihn eine Jury, weil die Verfilmung "bestürzend aktuell" sei und "ein kraftvolles Statement gegen den Krieg" setze. Schüsse, Bombeneinschläge, Soldaten an der Front – all das lässt an die Lage in der Ukraine denken, die seit fast einem Jahr die Nachrichten beherrscht. Als am Ende Panzer anrollen, lässt sich einmal mehr eine Verbindung zu aktuellen Diskussionen ziehen.

Mit der Entstehung des Filmes hatte der Ukraine-Krieg nichts zu tun. Gedreht wurde bereits 2021 an 52 Tagen, größtenteils in Tschechien. Regisseur Berger sagte der dpa: "Der Film entstand vor allem, weil wir vor zweieinhalb Jahren das Gefühl hatten, dass eine gefährliche Stimmung von Nationalismus aufkommt: Die Europäische Union zerfällt, rechtsextreme Parteien kommen auf, Orban in Ungarn, Trump in Amerika, Brexit – plötzlich werden Institutionen, die uns 70 Jahre Frieden beschert haben, durch Demagogie und Propaganda infrage gestellt. Wir fanden es relevant zu zeigen, wohin eine solch aufgeladene nationalistische Stimmung und Sprache schnell führen kann."

"Im Westen nichts Neues" ist auf Netflix verfügbar. Remarques Buch war zuvor schon zweimal verfilmt worden: 1930, zwei Jahre nachdem der Roman erschienen war, als US-amerikanischer Spielfilm (136 Minuten, FSK 12), der zwei Oscars gewann, und 1979 als amerikanisch-britische Fernsehproduktion (150 Minuten, FSK 12). Bergers Verfilmung geht über 148 Minuten und ist ab 16 Jahren freigegeben. Kostenpunkt der Produktion laut Medienberichten: 16 Millionen Dollar.

Verwendete Quellen
  • Netflix: "Im Westen nichts Neues"
  • oscars.org: Nominees 2023
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