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Distance Over Time - Dream Theater: Fünf Freunde im Sommer-Camp


Distance Over Time
Dream Theater: Fünf Freunde im Sommer-Camp

Von dpa
Aktualisiert am 27.02.2019Lesedauer: 4 Min.
Dream Theater sind ganz entspannt an die Arbeit gegangen.Vergrößern des BildesDream Theater sind ganz entspannt an die Arbeit gegangen. (Quelle: Mark Maryanovich./dpa)
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Berlin (dpa) - Die schier unerschöpfliche Kreativität der Progmetal-Urväter Dream Theater beruht seit jeher auch auf dem harmonischen Verhältnis der Bandmitglieder untereinander. Freundschaft ist bei den New Yorkern keine bloße Worthülse. Die Chemie innerhalb des Quintetts stimmt.

Das bewiesen die Arbeiten für das mittlerweile 14. Studio-Album "Distance Over Time" (Inside Out Music), das Dream Theater auf einem Landsitz fernab der Großstadt im südöstlichen Teil des Bundesstaates New York aufnahmen. "Es war wie in einem Sommer-Camp. Wir haben zusammen in einem Bauernhaus gelebt. Das Studio war nicht weit davon entfernt", erzählt Sänger JamesLaBrie im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Das Landhaus hatte allerdings nur drei Schlafzimmer. So musste Bassist John Myung auf der Veranda schlafen. Für Schlagzeuger Mike Mangini stellten die Kollegen im Kontrollraum des Studios extra ein Bett bereit.

In der Abgeschiedenheit unweit des Dorfes arbeitete die Band konzentriert an den Stücken, jammte in einer Scheune und hing in den Pausen gemeinsam ab. "Wir waren sehr relaxed und haben kein Zeitlimit gehabt. Das hat uns sehr geholfen", sagt Gitarrist und Gründungsmitglied John Petrucci: "In der Scheune, in der wir gespielt haben, hat sich die Musik sehr laut angehört. Dadurch ist die Platte automatisch heavier geworden. Man kann sogar den Sound des Raumes hören. Die Instrumente haben sich sehr organisch und holzig angehört."

Bei gemeinsamen Grillabenden und ein paar Bieren ließ die Band einen zwölf- bis vierzehnstündigen Arbeitstag ausklingen. "Eines Abends habe ich Steaks gegrillt. Auf einmal war ich von vier anderen Jungs umzingelt, die alles besser wussten", erinnert sich Petrucci und LaBrie wirft lachend ein: "Jeder dachte, er ist der König am Grill."

Das Gemeinschaftsgefühl entfachte eine besondere Energie, die der neuen Platte deutlich anzuhören ist. Anders als auf dem Vorgänger "The Astonishing" klingen Dream Theater heavy wie lange nicht und kommen direkter auf den Punkt. "Wir wollten die Songs kürzer und kompakter als sonst halten", erklärt Petrucci.

Der größte Unterschied zu früher liege auf der Orchestrierung, die "mehr in die Richtung eines Live-Albums geht. Wir haben uns mehr darauf konzentriert, dass wir alle zusammen spielen. Das haben wir vorher noch nie so gemacht", betont Petrucci.

Der Einstiegstrack "Untethered Angel" gibt sogleich die Richtung des neuen Werks vor: Hart treffende Riffs, furiose Gitarrenläufe, rasante Tempo- und Rhythmus-Wechsel - seit jeher ein Trademark der Prog-Metaller - sorgen für einen fulminanten Auftakt. Zudem bereichert die schwere X5-Hammond-Orgel von Keyboarder Jordan Rudess den Klang.

Bei allem Zuwachs an Härte befinden sich auf "Distance Over Time" auch melodische Stücke wie "Barstool Warrior" oder die poetische Ballade "Out Of Reach". Das Werk schließt mit dem episch klingenden "Pale Blue Dot", das in typischer Dream-Theater-Manier vielschichtig und abwechslungsreich daherkommt.

Auch die Lyrics sind alles andere als platt. So beschäftigt sich "At Wit‘s End" mit dem posttraumatischen Zuständen einer Frau, die vergewaltigt wurde. Das schreckliche Erlebnis belastet die Beziehung zu ihrem Mann. "Wir kennen keine Frau, der so etwas passiert ist. Der Text basiert auf einem Artikel, den ich gelesen habe, der sich mit dem Thema der #MeToo-Bewegung beschäftigt hat. Für viele Frauen, die so etwas durchgemacht haben, ist es extrem schwierig, ihr Leben weiterzuleben und sich wieder zu finden", verdeutlicht Sänger LaBrie.

Sein Debüt als Textschreiber gab Drummer Mangini mit "Room 137". Darin beschäftigt er sich mit dem Physiker Wolfgang Pauli und die besondere Bedeutung der Zahl 137. "Pauli war von der Zahl besessen. Sie war für ihn kosmisch, sie hatte eine mystische Urkonstante", erklärt Petrucci. Pauli soll übrigens in einem Krankenhauszimmer mit der Nummer 137 gestorben sein. "Das ist eine freaky Story", bemerkt der Gitarrist.

Seltsam mutet auch die Geschichte an, die sich im Zusammenhang mit dem Artwork des Covers von "Distance Over Time" zugetragen hat. Das Titelbild einer Ausgabe des "New York Times Magazine" wies eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Cover des neuen Dream-Theater-Albums auf: Eine Robotorhand hält einen Totenkopf. Das Heft kam nur zwölf Tage nach der offiziellen Präsentation des Album-Covers auf den Markt. "Das ist so seltsam. Ich denke der Artdirektor hat unser Cover gesehen und gedacht: Das ist cool. Vielleicht war es auch nur ein komischer Zufall. Wie auch immer, es ist ärgerlich. Du willst als Band ein einzigartiges Cover haben, und dann passiert so etwas", kommentiert Petrucci den Vorfall.

Dream Theater hatten schon einmal Ärger wegen eines Album-Covers. Die Band veröffentlichte "Live Scenes From New York" am 11. September 2001 - genau an dem Tag, als die Flugzeuge ins World Trade Center krachten. Auf dem Cover ist die New Yorker Skyline mit den WTC-Türmen zu sehen, die in Flammen stehen. "Das war verheerend. Wir mussten die Platte zurückrufen und später mit einem anderen Cover veröffentlichen", erinnert sich Petrucci.

Die Gruppe hat in ihrer mehr als 30-jährigen Karriere einiges erlebt. Als Petrucci, Bassist John Myung und der frühere Schlagzeuger Mike Portnoy die Vorläuferband Majesty gründeten, gab es die Stilbezeichnung Prog-Metal noch gar nicht. Dream Theater brachten diese anspruchsvolle Spielweise auf den Weg. "Wir haben das einfach auf natürliche Weise gemacht und es hat sich dann zu unserem Stil entwickelt", sagt Petrucci und LaBrie ergänzt: "Wir haben die Tür für viele andere Bands geöffnet. Das ging mit dem Erfolg von "Images And Words" los. Viele jüngere Bands haben uns erzählt, dass wir sie inspiriert haben, besonders mit diesem Album."

Dream Theater sind stolz auf diese Entwicklung. Die Band sieht sich als Pionier, empfindet aber auch eine Art Verantwortung für ihr Erbe. Mit "Distance Over Time" werden sie dieser gerecht.

Im Juni und Juli geben Dream Theater einige Konzerte in Deutschland. Auf dem Programm stehen Oberhausen (15.6.), Dresden (26.6.), Berlin (27.6.), Mainz (20.7.), Winterbach (21.7.) und Singen (22.7.).

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