t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeUnterhaltungStars

Marcel Reich-Ranicki für Merkel "ein unvergleichlicher Freund der Literatur"


Stimmen zum Tod von Marcel Reich-Ranicki
"Wir alle werden ihn vermissen"

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 19.09.2013Lesedauer: 3 Min.
Marcel Reich-Ranicki, Deutschlands berühmtester Literaturkritiker, ist tot.Vergrößern des BildesMarcel Reich-Ranicki, Deutschlands berühmtester Literaturkritiker, ist tot. (Quelle: dpa-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Der Tod von Marcel Reich-Ranicki sorgt für Bestürzung: Zahllose Politiker und Prominente würdigten Deutschlands berühmtesten Literaturkritiker, der am Mittwoch im Alter von 93 Jahren starb. So nannte Bundeskanzlerin Angela Merkel den Verstorbenen einen "unvergleichlichen Freund der Literatur" und erklärte: "Ich werde diesen leidenschaftlichen und brillanten Mann vermissen."

Bundespräsident Joachim Gauck sagte: "Er, den die Deutschen einst aus ihrer Mitte vertrieben haben und vernichten wollten, besaß die Größe, ihnen nach der Barbarei neue Zugänge zu ihrer Kultur zu eröffnen. Alle haben ihn geachtet, viele haben ihn geliebt, wir alle werden ihn vermissen", so Gauck weiter. "Unser Land trauert um Marcel Reich-Ranicki."

"Mehr für Deutschland getan als die meisten Kultur-Politiker"

Entertainer Thomas Gottschalk hob Reich-Ranicki als Persönlichkeit hervor, die mit ihrer "Literaturkritik eine Landschaft, die für viele Menschen grau ist, bunt gemacht" hat. "Er hat für Deutschland mehr getan als die meisten Kultur-Politiker. Mit seinen Memoiren hat er uns nichts vergessen, aber vieles vergeben."

Gottschalk hatte 2008 die Gala zum Deutschen Fernsehpreis moderiert, bei der Reich-Ranicki seine Trophäe aus Ärger über die Qualität des deutschen Fernsehens abgelehnt hatte. Anschließend hatte er den Kritiker zu einer Talkshow eingeladen, in der die beiden über die TV-Landschaft diskutierten.

"Nicht nur vor laufender Kamera leidenschaftlich"

"FAZ"-Mitherausgeber Frank Schirrmacher hatte Reich-Ranicki am Mittwoch noch gesehen: "Um 14 Uhr hatte ich ihn noch besucht. Sein Sohn Andrew war an seinem Bett im Pflegeheim, wo er seit Tagen, seit Wochen war. Marcel Reich-Ranicki erkannte einen", schrieb Schirrmacher in seinem Nachruf auf der Internetseite der "FAZ". Nach Darstellung seines langjährigen Weggefährten Karasek (79) war Reich-Ranicki nicht nur vor laufender Kamera leidenschaftlich gewesen. "Literatur war für ihn Leben, und er war genauso streitbar und engagiert und leidenschaftlich, wenn kein Fernsehen dabei war", sagte er im WDR-Radio.

ZDF würdigt Reich-Ranicki als "Herr der Bücher"

Der Sender ZDF, für den Reich-Ranicki lange Jahre "Das literarische Quartett" moderierte, würdigte den Kritiker als unverwechselbaren und authentischen "Herrn der Bücher". "Marcel Reich-Ranicki konnte polarisieren wie wenige andere. Seinem Motto 'Die Deutlichkeit ist die Höflichkeit der Kritiker' ist er immer treu geblieben", teilte ZDF-Intendant Thomas Bellut mit.

Reich-Ranicki starb nach längerer Krankheit

Marcel Reich-Ranicki, der die literarischen Debatten der Nachkriegszeit prägte, starb am Mittwoch im Alter von 93 Jahren nach längerer Krankheit in Frankfurt. Dies teilte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" mit, für die er jahrzehntelang gearbeitet hatte.

Die letzten Wochen vor seinem Tod hatte der sehr gebrechliche Reich-Ranicki in einem Frankfurter Wohnstift verbracht. Er lag zuvor mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus. "FAZ"-Mitherausgeber Frank Schirrmacher hatte kurz vor dem Tod am Mittwoch Reich-Ranicki noch besucht, wie er im Online-Netzwerk Twitter berichtete. Im März diesen Jahres hatte der seit längerem angeschlagene Literaturkritiker seine Krebserkrankung öffentlich gemacht.

"Das literarische Quartett" machte ihn bekannt

Einem Millionenpublikum wurde der Kritiker vor allem mit der ZDF-Sendung "Das Literarische Quartett" bekannt, die er seit 1988 fast 14 Jahre lang moderierte. Neben zahlreichen anderen Büchern veröffentlichte Reich-Ranicki 1999 seine Autobiografie "Mein Leben", die zum Bestseller wurde. Das Buch wurde nach Verlagsangaben mehr als 1,2 Millionen Mal verkauft.

Noch bis ins hohe Alter gab der wortgewaltige Kritiker in der Literaturszene den Ton an. Bis zuletzt veröffentlichte er Kolumnen in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Legendär wurden seine öffentlichen Kontroversen mit prominenten Schriftstellern wie Günter Grass oder Martin Walser.

Überlebte Zweiten Weltkrieg im Untergrund

Marcel Reich wurde am 2. Juni 1920 in Wloclawek an der Weichsel geboren. Sein Vater David war Kaufmann und polnischer Jude, seine Mutter Helene war deutsche Jüdin. Reich ging 1929 nach dem Konkurs der väterlichen Fabrik mit der Familie nach Berlin. Nach dem Abitur wurde er 1938 nach Polen ausgewiesen. Aus dem Warschauer Ghetto konnte er 1943 zusammen mit seiner Frau Teofila ("Tosia") fliehen. Beide überlebten den Holocaust im Untergrund.

Nach dem Krieg war "MRR" Mitglied des polnischen Geheimdienstes und zeitweise polnischer Generalkonsul in London, wo er auch den Namen "Ranicki" zusätzlich annahm. Er kehrte im Herbst 1949 nach Warschau zurück. Wenig später wurde er aus der Kommunistischen Partei wegen "ideologischer Fremdheit" ausgeschlossen.

Leitete Literatur-Redaktion der "FAZ"

Im Jahr 1958 ließ sich Reich-Ranicki für immer in Deutschland nieder. In Hamburg war er von 1960 an Literaturkritiker der Wochenzeitung "Die Zeit". 1973 ging er mit Joachim Fest zur "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und leitete dort bis 1988 die Literatur-Redaktion. Bis zuletzt arbeitete er jedoch weiter für die "FAZ" als Kritiker und Redakteur der "Frankfurter Anthologie".

Bis August 2006 trat Reich-Ranicki auch noch in Sondersendungen des "Literarischen Quartetts" auf. Reich-Ranicki wurde für seine Arbeit mit zahlreichen Preisen und Ehrendoktorwürden geehrt. Seine Frau Teofila ("Tosia") starb im April 2011 im Alter von 91 Jahren.

Liebe Leserin, lieber Leser,
wir haben uns dazu entschlossen, in diesem Artikel keine Kommentare zuzulassen. Wir bitten um Ihr Verständnis!
Ihre Redaktion von t-online.de

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website