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Sylt-Hochzeit von Lindner und Lehfeldt: Spektakel versetzt Kirche in Aufruhr


Spektakel auf Sylt – und eine kleine Kirche in Aufruhr

  • Steven Sowa
Von Steven Sowa

Aktualisiert am 07.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Kirche St. Severin auf Sylt: Hier geben sich Christian Lindner und Franca Lehfeldt am Samstag das Jawort.Vergrößern des Bildes
Kirche St. Severin auf Sylt: Hier geben sich Christian Lindner und Franca Lehfeldt am Samstag das Jawort. (Quelle: imago images/APress imago/Kosecki Montage: U.Frey/t-online)

Eine Kirche in Aufruhr, der Finanzminister kommt. Weil Christian Lindner und Franca Lehfeldt am Samstag auf Sylt heiraten, ist dort plötzlich alles anders.

Das Telefon steht gegenwärtig kaum still. In der Kirche St. Severin auf Sylt ist das geschäftige Treiben auch am anderen Ende der Leitung zu hören. Das kleine Büro der Gemeinde verweist bei Nachfragen zur prominenten Trauung am kommenden Samstag auf die Presseagentin, die Christian Lindner eigens für seine Hochzeit angeheuert hat. Offenbar versucht man, so die zahlreichen Medienanfragen zu bewältigen.

Es kommt eben nicht alle Tage vor, dass ein Bundesfinanzminister auf Sylt heiratet – und seine künftige Gattin keine Unbekannte ist. Neben Franca Lehfeldts gut 100.000 Instagram-Followern ist es vor allem ihre Tätigkeit im Fernsehen, die ihr Prominenz eingebracht haben dürfte. Berichtete sie von 2018 bis Anfang 2022 noch für RTL, steht sie seit Februar im Dienst des Axel-Springer-Senders Welt TV. Als Politik-Chefreporterin ist sie dort tätig.

Nicht nur Lehfeldts berufliche Kontakte in die Medienwelt, sondern vor allem das öffentliche Interesse an dem zweitmächtigsten Politiker Deutschlands bilden eine aufsehenerregende Mischung. Die Augen vieler Menschen richten sich in diesen Tagen auf die Urlaubsinsel in der Nordsee. Eine Aufmerksamkeitsökonomie, die in der Kirche St. Severin nicht immer gut ankommt.

"Bei uns werden alle gleich behandelt"

Man habe genug andere Sachen zu tun, berichtet Gemeindemanager Elmar Kruse t-online am Telefon. Gottesdienste, Beerdigungen, Andachten, das übliche Kirchenprogramm eben. Ein Blick in den Kalender: Das Mittwochskonzert steht an, am Donnerstag gibt es eine Friedhofsführung und am Samstag erklingt Orgelmusik zum Abendgebet ab 18 Uhr – zu diesem Zeitpunkt sind Christian Lindner und Franca Lehfeldt also offenbar längst in der Sansibar und feiern mit ihren rund 140 Gästen, darunter dem Bundeskanzler Olaf Scholz (mehr zur Gästeliste lesen Sie hier).

Für Kruse ist das große Bohei nicht der Rede wert. "Wir machen keinen Unterschied", so der Kirchenmitarbeiter am Telefon. "Ob eine Hochzeit vom Dorf oder eine prominente Hochzeit wie die von Herrn Lindner: Bei uns werden alle gleich behandelt", stellt er klar. Dann verweist er schnell auf die erwähnte Presseagentin. Diese sei für die Medienkoordination verantwortlich.

Anruf bei Ute Spangenberg. Sie leitet eine "Gesellschaft für Veranstaltungsorganisation", wie es auf der Website ihrer Firma ProLogo heißt. Dort wirbt sie mit dem Slogan: "Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Gäste. Wir kümmern uns um alles andere." Doch alles andere, das heißt vor allem eines: wenig belastbare Informationen mit der Öffentlichkeit teilen. Will man etwas über die Lindner-Lehfeldt-Hochzeit erfahren, sei es auch noch so banal, lautet die Antwort von ProLogo: Spangenberg befinde sich im Homeoffice, man solle auf eine E-Mail ausweichen.

Schließlich landet ein Text im Postfach, der wirkt, als entstamme er einer Wiedervorlage: "Haben Sie vielen Dank für Ihre freundliche E-Mail und die damit verbundene Anfrage. Ich bitte um Verständnis, dass dieser Tag ein sehr privater Tag für das Brautpaar ist, weshalb ich Ihnen auch keine Informationen geben kann." Auch andere Medien zitieren genau diese Formulierung der Lindner-Sprecherin.

"Liberale Freigeister für eine Partnerschaft auf Augenhöhe"

Spangenberg ist mit ihrer Firma auf "Veranstaltungen im politischen Bereich spezialisiert". Vertraulichkeit dürfte für sie kein Neuland sein, davon profitieren jetzt auch Lindner und Lehfeldt. Dementsprechend überrascht es, wie viele Details über die Hochzeit aktuell in der "Bild"-Zeitung zu lesen sind. "Die Party ++ Die Trauzeugen ++ Das Menü ++ Welche Gäste geladen sind", steht unter einem Artikel mit der Überschrift "So wird die Polit-Hochzeit des Jahres". Zu lesen ist dort außerdem, es herrsche eine "hohe Sicherheitsstufe". Was dabei unerwähnt bleibt: Der Personenschutz durch das Bundeskriminalamt wird durch Steuergelder finanziert – und darum kreist inzwischen eine lebhafte Debatte.


Verwundern darf es also kaum, dass ein Medieninteresse an der Vermählung entbrannt ist. Zumal einige Details der Hochzeit tatsächlich Fragen aufwerfen. So heißt es in dem Bericht der Boulevardzeitung: "Lehfeldt und Lindner sind beide bereits früher aus der evangelischen Kirche ausgetreten, sehen sich als liberale Freigeister für eine Partnerschaft auf Augenhöhe." Wobei das nicht korrekt ist. Zumindest Christian Lindner war nie evangelisch. Er trat mit 18 Jahren aus der katholischen Kirche aus. Geheiratet wird allerdings trotzdem in einer protestantischen Glaubensstätte. Wie passt das zusammen?

Das Kirchenbüro blockt auf Nachfrage ab, die Sprecherin des Ministers hüllt sich in Schweigen. Doch es ist nicht das erste Mal, dass die Kirche St. Severin in Keitum auf Sylt Prominente traut, die mit der Kirche eher wenig am Hut haben. So ehelichte Designer Guido Maria Kretschmer dort im Jahr 2018 seinen langjährigen Lebensgefährten Frank Mutters. Die Lindner-Lehfeldt-Trauung wird laut "Hamburger Abendblatt" Pastorin Susanne Zingel vornehmen. Sie habe sich "zur Verschwiegenheit verpflichtet", heißt es in dem Bericht.

"Unter bestimmten Bedingungen ist eine Eheschließung ... "

Laut Angaben auf der Website der Kirche St. Severin genoss sie eine evangelische Ausbildung. Über ihre Tätigkeit auf Sylt sagt sie dort: "Inselleben heißt für mich Konzentration und Weite in einem. Es heißt, zu leben mit den Menschen in Keitum, Archsum, Munkmarsch und sich einzulassen auf die vielen Freunde und Gäste."

Gäste, die auf der Promi-Insel heiraten, weil die Feierlichkeiten aufgrund von Sicherheitsbedenken aus der Toskana verlegt werden mussten. Dass dies nun in einer protestantischen Kirche möglich ist, liegt auch am Ermessensspielraum, den das Kirchenrecht einräumt. "Unter bestimmten Bedingungen ist eine Eheschließung zwischen Protestanten und Andersgläubigen auch in der evangelischen Kirche möglich. Sollte einer der Ehegatten einer anderen Religion angehören oder aus der Kirche ausgetreten sein, dürfen beide Brautleute dennoch in der evangelischen Kirche heiraten", heißt es dort.

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Dass es angesichts dieser Konstellation dennoch zu kuriosen Momenten kommen kann, zeigt ein Blick in den Innenraum der Kirche. Dort, direkt über dem Altar, prangt auf einem Holzbalken der Spruch: "Gott der Herr ist Sonne und Schild". Golden eingraviert wird er kaum zu verdecken sein für das Brautpaar, das sich am Samstag direkt unter diesem Bibelpsalm das Jawort geben wird, nachdem es bereits zwei Tage zuvor in einem Standesamt den Bund der Ehe besiegelt haben wird.

Ob Christian Lindner und Franca Lehfeldt wissen, wie Psalm 84 weitergeht? "Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild; der Herr gibt Gnade und Ehre: Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen." Bleibt nur zu hoffen, dass die Weisheit auch für "liberale Freigeister" Gültigkeit besitzt.

Verwendete Quellen
  • Anfrage bei Ute Spangenberg
  • Telefonate mit Kirchenbüro St. Severin
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