"Story im Ersten" Programmänderung – SWR zieht Wuhan-Doku zurück
Eine kurzfristige Programmanpassung kommt auf TV-Zuschauer zu. Wer heute im Ersten die Doku "Wuhan – Chronik eines Ausbruchs" erwartet hatte, wird enttäuscht. Die Hintergründe bleiben unklar.
Mit der "Story im Ersten" liefert der öffentlich-rechtliche Rundfunk regelmäßig aufwändig recherchierte Hintergrundberichte. Am Montag, dem 15. Juni 2020, sollte der Corona-Ausbruch in Wuhan Thema werden. Unter dem Titel "Wuhan – Chronik eines Ausbruchs" wurde der Verlauf der Ausbreitung von Sars-Cov-2 rekonstruiert – doch die Zuschauer werden den Film nicht zu Gesicht bekommen.
Wie der SWR in einer Pressemitteilung bekanntgibt, wurde heute entschieden, die Doku "kurzfristig aus dem Programm zu nehmen". Darin heißt es weiter, der Sender habe bis zuletzt "gemeinsam mit der Produktionsfirma für die Realisierung dieses wichtigen Projekts gekämpft". Begründet wird der Ausfall mit lizenzrechtlichen Problemen. "Bei der intensiven redaktionellen und rechtlichen Prüfung" sei es nicht möglich gewesen, "die erforderlichen Rechte am verwendeten Filmmaterial des China Intercontinental Communication Center (CICC)" zu organisieren.
Kosten und Hintergründe: Es bleiben viele Fragezeichen
Dem zuständigen ARD-Sender würden deshalb die "gültigen journalistischen Standards für das Verwenden von fremdem Rohmaterial" fehlen. Was abstrakt klingt, bleib auch nach Anfrage von t-online.de weiterhin vage. Weder auf telefonische noch auf schriftliche Nachfrage reagierte der SWR bislang.
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Der Sender schreibt in seiner Mitteilung weiter, er "bedauere" die Programmänderung und "bitte um Verständnis". Wie teuer die Auftragsproduktion war und welche finanzielle Größenordnung nun womöglich im Giftschrank des Senders gelandet ist, bleibt unklar. Auch dazu äußert sich der SWR auf Anfrage von t-online.de nicht.
Im Vorfeld hatte es Kritik an der Dokumentation gegeben. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete darüber. Kern der Kritik: Für die Doku wurde Filmmaterial der staatlichen Stelle CICC und somit kein unabhängiges Filmmaterial verwendet. Der SWR verteidigte hingegen das Projekt – und nimmt es nun doch nicht ins Programm.
- Nachrichtenagentur dpa
- Süddeutsche Zeitung: "Peking liefert die Bilder"
- SWR-Pressemitteilung: