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Loryc: Mallorca-Marke vor Comeback


Neuvorstellungen & Fahrberichte
Loryc: Mallorcas vergessene Automarke

SP-X

12.02.2015Lesedauer: 4 Min.
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Nur noch zwölf Oldtimer von Loryc gibt es.Vergrößern des Bildes
Nur noch zwölf Oldtimer von Loryc gibt es. (Quelle: Benjamin Bessinger/SP-X)

Loryc? Nie gehört. So ging es auch dem deutschen Auswanderer Charly Bosch, als er auf Mallorca einen Oldtimer suchte. Mittlerweile kennt er den einzigen Autohersteller der Insel sehr genau. Schließlich hat er mit dem Auto gleich auch die Markenrechte gekauft und plant jetzt die Wiederbelebung mit einem elektrischen Retro-Roadster.

Was macht man, wenn einem ein Porsche Carrera GT nicht mehr genug ist? Ein noch stärkeres Auto kaufen, nur um sich damit nach ein paar Jahren wieder zu langweilen? Auf dieses Wettrüsten hatte Charly Bosch keine Lust mehr. Als der deutsche Auswanderer vor zwei Jahren nach Mallorca umsiedelte, hat er deshalb einen scharfen Schnitt gemacht. Statt mit dem Porsche wollte er fortan mit einem Oldtimer fahren, und zwar mit einem, bei dem Tempo nun wirklich keine Rolle mehr spielt.

Nur noch zwölf Loryc gibt es

Am Ende der Suche landete er bei einen Loryc. Dass er von der Marke vorher noch nie etwas gehört hatte, ist kein Wunder. Denn außer auf Mallorca kennt kaum jemand die 1920 gegründete Firma. Und auch dort hat man sie schon fast wieder vergessen. Denn erstens hat Loryc bereits 1925 wieder pleite gemacht, und zweitens hat die Firma kaum mehr als 100 Autos gebaut, von denen nach Boschs Recherchen nicht einmal ein Dutzend überlebt haben. >>

All das war ihm damals allerdings noch egal. Er hatte sich einfach in den Wagen verguckt und so lange mit den störrischen Besitzern verhandelt, bis er sich als dritter Eigentümer in den Fahrzeugschein eintragen durfte. "Am Ende hat wohl den Ausschlag gegeben, dass der Wagen mit mir auf der Insel bleiben sollte und nicht in irgend einer Sammlung im Ausland verschwinden würde", erinnert sich der Unternehmer.

Auto mit Tücken

Viel Freude hatte er an dem Oldtimer anfangs allerdings nicht. Denn kaum war Bosch damit ein paar Kilometer unterwegs, zeriss es ihm den antiken Vierzylinder. Und nachdem das in den ersten 200 Kilometern gleich nochmal passiert war, hatte er genug von der alten Technik. Deshalb baute er kurzerhand einen Elektromotor ein. Obwohl nicht verwandt oder verschwägert mit dem schwäbischen Technologie-Konzern gleichen Namens, kennt sich Bosch damit einfach besser aus als mit Verbrennern, hat auf diesem Sektor ein paar Erfindungen gemacht, die ihm sein Auskommen sichern, >>

und deshalb auch nicht lange für den Umbau gebraucht. "Vier Tage und Nächte stand ich in der Werkstatt, dann war der Loryc bereit für seine elektrische Jungfernfahrt“, erzählt Bosch und bekommt schon leuchtende Augen, wenn er nur daran denkt. Nicht umsonst währte die erste Fahrt damals gleich 84 Kilometer: "Ich war so begeistert, dass ich gefahren bin, bis die Akkus leer waren".

Diese Begeisterung hat angehalten. Denn den Porsche hat er seitdem tatsächlich kaum mehr bewegt. Während der Loryc allein im letzten Jahr 6000 Kilometer auf die antike Uhr im polierten Cockpit bekommen hat, waren es beim Carrera GT keine 200. "Seitdem der Loryc elektrisch fährt, war ich an keiner Tankstelle mehr."

Oldtimer auf 65 km/h begrenzt

Soweit, so gut. Nur mit der Entschleunigung hat es nicht so recht geklappt. Zwar hat er den Oldtimer tatsächlich auf 65 km/h limitiert und Bosch genießt nichts mehr als die elektrischen Schleichfahrten runter zum Strand oder nach Palma ins Café. Doch Zeit dafür hat er seit dem Umbau des Loryc eigentlich keine mehr. Denn irgendwie hat ihn die Idee so begeistert und bei seinen Bekannten so viel Neugier geweckt, dass dem Umbau ein Neubau folgen soll. "We are back," hat er in großen, roten Lettern auf seinen Oldtimer geklebt, sich die Markenrechte gesichert und eine Kleinserienfertigung angestoßen.

Deshalb kann er mittlerweile sehr genau über die Geschichte der Marke referieren und weiß zum Beispiel auch von Motorsporterfolgen wie der schnellsten Runde seiner Klasse und dem dritten Platz in der Gesamtwertung in Le Mans. Er kennt das Gerücht über den einen Loryc, der angeblich von Ernest Hemingway während seiner Zeit in Paris gefahren wurde. Er hat Kontakt zu den Nachfahren der Gründerfamilien. Und vor allem hat er einen Entwurf für einen würdigen Nachfolger, der auf dem Computer schon fertig ist und in der Werkstatt so langsam Gestalt annimmt. >>

Beim Design nur spärlich modernisiert und anders als sein Oldtimer mit dem schnittigen Boattail der früheren Loryc-Rennwagen veredelt, hat er den Wagen mit Hilfe von rund 40 Zulieferern aus der Automobilindustrie vor allem unter dem Blech auf den neuesten Stand gebracht. Die antiquierten Speichenräder werden von soliden Bremsen verzögert, den Antrieb übernimmt ein 20 PS starker Elektromotor von Linde, der Spitzengeschwindigkeiten von gut 100 km/h ermöglicht, und den Strom speichert ein Lithium-Eisenphosphat-Akku aus Fernost.

Bis zu 250 Kilometer Reichweite

Während sein historischer Prototyp noch mit rund 100 Kilometern Reichweite auskommen muss, will er dort für die Serie noch einmal ordentlich nachlegen. Weil es am Strand keine Steckdosen gibt und das Regierungsprogramm für 2000 Ladesäulen auf der Insel noch lange nicht umgesetzt ist, muss eine Akkuladung reichen, um jeden Punkt auf Mallorca zu erreichen und auch wieder nach Hause zu kommen, hat Bosch entschieden und verspricht deshalb einen Aktionsradius von mindestens 250 Kilometern.

Technisch ist Bosch mit seinem Projekt auf einem guten Weg und finanziell ist er offenbar so abgesichert, dass er sich auch keine Sorgen machen muss. Doch die Sache mit dem Vertrieb bereitet ihm noch arge Kopfschmerzen. Denn seit er sein Projekt das erste Mal öffentlich gemacht, von Preisen um die 50.000 Euro erzählt und schon für dieses Frühjahr den Start einer Kleinserie von mehreren hundert Autos jährlich in Aussicht gestellt hat, wird er vom Interesse überrollt. Das Telefon steht nicht mehr still, das Mailpostfach quillt über und mit der elektrischen Entschleunigung ist es nicht mehr weit her.

Deshalb hat Bosch vor ein paar Wochen die Reißleine gezogen, das Projekt gestoppt und fängt jetzt im kleineren Maßstab mit dem gleichen Modell noch einmal von vorne an. Was der Wagen dann kosten wird und wann es soweit ist? Dazu will er diesmal nichts mehr sagen. Sonst ist es mit der Beschaulichkeit vielleicht bald ganz vorbei. Und dann kann er auch gleich wieder Porsche fahren. Den Loryc von Charlie Bosch können Sie in unserer Fotoshow bewundern.

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