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Fake-News zum Ukraine-Krieg: So erkennen Sie sie auf Social Media


Ukraine-Krieg
Krieg auf Social Media: So erkennen Sie Fake-Bilder

  • Jan Mölleken
Von Jan Mölleken

Aktualisiert am 18.03.2022Lesedauer: 5 Min.
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Smartphone mit TikTok: Auf sozialen Netzwerken werden viele falsche Videos geteiltVergrößern des Bildes
Smartphone mit TikTok: Auf sozialen Netzwerken werden viele falsche Videos geteilt (Quelle: Jan Mölleken)

Der Krieg in der Ukraine schockiert die Weltgemeinschaft. Verlässliche Informationen aus dem Kriegsgebiet zu bekommen, ist schwierig – vor allem, wenn sie aus sozialen Netzwerken stammen. Darauf sollten Sie achten.

Die russische Invasion in die Ukraine schreitet nun seit Wochen unerbittlich fort. Die Weltgemeinschaft schaut geschockt auf das Land im Osten Europas und den sich weiter entfaltenden Krieg. Entsprechend groß ist das Interesse der Menschen an Neuigkeiten und Informationen aus erster Hand, direkt aus dem Kriegsgebiet.

Social-Media-Plattformen wie Twitter, Facebook oder auch TikTok versprechen hier einen unverstellten Blick auf das aktuelle Geschehen – doch das ist oft ein Irrtum.

Denn nicht wenige der verwackelten, unscharfen Videos und Bilder sind nicht etwa aktuelle Dokumente des Kriegs in der Ukraine, sondern oft Jahre alt, aufgenommen in ganz anderen Teilen der Welt. Die Nachrichtenagentur Reuters sammelt in ihrer Rubrik "Fact Check" derzeit viele solcher Beispiele.

Ein Beispiel sorgt derzeit für besonders viel Empörung: Es zeigt den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj scheinbar bei einer Rede. Doch die Ansprache ist gefällscht: Im Video ruft Selenskyj vermeintlich seine Mitbürger dazu auf, die Waffen niederzulegen und sich zu ergeben. Doch das Video ist eine Fälschung, wie Selenskyj selbst bald in einem Video richtigstellt.

Im Netz kursieren aber auch viele andere, kleinere Fälschungen. Eines der Beispiele ist etwa ein Video, das das Abfeuern einer Raketenbatterie zeigt – angeblich stammen die Bilder aus dem derzeitigen Kampfgebiet in der Ukraine, behaupten die Postings auf Twitter:

Tatsächlich ist das Videomaterial aber mindestens vier Jahre alt – so fand Reuters das Video etwa auch auf Youtube. Dort steht es allerdings bereits seit Dezember 2018 – und kann damit unmöglich Zeugnis des aktuellen Kriegsgeschehens sein:

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Auch gezielte Falschinformationen finden sich vielfach in den sozialen Medien: Hier behauptet etwa ein Twitter-Nutzer, dass der angehängte Videoclip eine Fake-Story zeige, die gerade in Polen gedreht werde und eine angebliche humanitäre Katastrophe zeigen solle. Tatsächlich ist jedoch der Tweet ein Fake – nicht mal ein gut gemachter. Die Person im Bild – ein Journalist aus Österreich – spricht gerade über eine Aktion, die im Rahmen von Fridays for Future Anfang Februar in Wien stattfand.

Der Originalton ist im Video noch enthalten, wer Deutsch verstehen, bemerkt schnell, dass es hier nicht um die behauptete Inszenierung gehen kann. Das Originalvideo findet sich auf Youtube und wurde am 4. Februar dort hochgeladen. Hier ist aber auch gut zu sehen, dass das Twitter-Video so beschnitten wurde, dass die Einblendung im Video "Wien: Demo gegen Klimapolitik" bewusst nicht zu sehen ist. Der Ersteller hat hier also klar mit Vorsatz gehandelt.

Beispiele wie diese finden sich seit einer Woche zu Tausenden auf Twitter, Facebook und TikTok. Welchen Zweck die Ersteller mit ihren Videos verfolgen, ist dabei oft nicht klar – ob es um Stimmungsmache geht oder ob ein Nutzer schlicht auf viele Abrufe für sein Profil hofft. Ebenfalls ist meist nicht eindeutig, wer die Bilder oder Videos als Erstes zweckentfremdet hat.

Denn viele Nutzer verbreiten derlei Beiträge ungeprüft weiter oder binden Videos und Bilder in eigene Stories und Postings ein, die vermeintlich einen Überblick über die derzeitige Lage bieten sollen. Die Absicht mag in vielen Fällen eine gute sein – trotzdem tragen diese Nutzer so ungewollt zur Weiterverbreitung von Falschinformationen bei.

Falsche Bilder für Propagandazwecke

In anderen Fällen werden Bilder und Bildmontagen gezielt für Propagandazwecke und Falschinformationen genutzt. Das berichtet etwa "Correctiv" in seinem Faktencheck-Artikel zum Ukraine-Krieg. Weitere Artikel dazu finden sich auf der Faktencheck-Seite von Correktiv.

So kursiert – unter anderem auch in deutschen Telegram-Gruppen – die Behauptung, der Beschuss eines Kindergartens in Luhansk am 17. Februar durch prorussische Separatisten sei nur vorgetäuscht gewesen.

Als vermeintlicher Beweis dient ein Foto, das neben dem Einschussloch in der Wand der Turnhalle des Kindergartens einen Bagger zeigt. Damit soll das Loch vorsätzlich in die Hauswand geschlagen worden sein.

Es gibt jedoch keine Anzeichen dafür, dass der Angriff vorgetäuscht sein könnte, mehrere Medien berichteten über den Fall. Das auf Twitter geteilte Foto erwies sich schnell als Fake, der Bagger war nachträglich per Bildbearbeitung hinzugefügt worden. Dennoch wird das Fake-Bild noch immer von vielen Menschen als echt geteilt.

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Auch in deutschen Telegram-Kanälen werde jedoch weiter darüber berichtet, dass der Angriff inszeniert sei, schreibt Correktiv in einem eigens dem Fall gewidmeten Artikel. Die dort vorgelegten Beweisfotos seien jedoch nicht stichhaltig, urteilen die Faktenchecker und verweisen ebenfalls auf zahlreiche Fotos und Medienberichte.

Auch Medien wie der österreichische "Wochenblick" griffen die Falschbehauptung auf. Im Artikel wird zudem ein Bild gezeigt, das den US-Außenminister Anthony Blinken dabei zeigen soll, wie er ein Foto des Kindergartens in einer UN-Sitzung hochhält. Auch dieses Bild erwies sich laut einem Faktencheck der afp als Fälschung. Das Gesicht Blinkens und das Foto wurden nachträglich auf eine Aufnahme von Collin Powell aus dem Jahr 2003 montiert.

Auch die Nachrichtenagentur afp sammelt und entkräftet in Faktenchecks Falschmeldungen zum Krieg in der Ukraine. Eva Wackenreuther, eine der Ressortleiterinnen, sammelt entsprechende Meldungen in einem Twitter-Thread zum Nachlesen:

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Wie kann ich Fake-Inhalte erkennen? Was kann ich tun?

Ob ein Bild oder ein Video, das auf sozialen Netzwerken gepostet wird, echt ist, lässt sich – wenn überhaupt – nur schwer feststellen. Denn selbst wenn sie authentisch sind, stammen sie in der Regel von normalen Bürgern, die diese dann auf ihrem Social-Media-Profil teilen. Ob diese Person vertrauenswürdig ist oder nicht, lässt sich aus der Ferne kaum feststellen.

Hinzu kommt, dass die Inhalte oft von anderen Nutzern übernommen, weiterverbreitet und bearbeitet werden, was die Zuordnung zur Originalquelle zudem erschwert.

Wer etwas Arbeit investiert, hat jedoch ein paar Möglichkeiten, um Fake-Bilder und falsche Videos als solche zu entlarven.

  • Bilder, die eigentlich älter sind und bereits an anderer Stelle im Netz auftauchen, können Sie etwa mit der Google-Bildersuche entlarven. Dazu müssen Sie das betreffende Bild speichern, dann im Browser die Google-Suche öffnen und dort oben rechts auf "Bilder" klicken. Jetzt können Sie das gespeicherte Bild direkt in das Suchfenster ziehen. Auf diese Weise findet man etwa heraus, dass dieses Instagram-Bild, das vermeintliche Opfer eines Angriffs in der Ukraine zeigt, tatsächlich ein preisgekröntes Foto aus dem Jahr 2016 ist.
  • Bei Videos ist das leider deutlich schwieriger. Mitunter finden sich verräterische Zeitstempel in den Metadaten – um diese auslesen zu können, benötigt man aber passende Tools, außerdem muss man an die Videodatei gelangen – bei Apps wie Instagram kommt man da nicht ohne Weiteres heran – und ein gespeichertes TikTok-Video setzt als Aufnahmezeitpunkt den Zeitpunkt der Speicherung. Immerhin für YouTube-Videos gibt es eine kleine Hilfe: Amnesty International bietet eine Website an, auf der die Metadaten von YouTube-Videos ausgelesen werden können. Damit lässt sich nicht nur das Upload-Datum eines Videos anzeigen (das wird auch auf YouTube angegeben) sondern auch die Uhrzeit des Uploads. In Einzelfällen kann das erheblich sein. Wann das Video selbst aufgenommen wurde, erfährt man so aber nicht.

Damit bleibt leider nur der generelle Ratschlag: Gehen Sie davon aus, dass Fotos und Videos, die Sie in sozialen Netzwerken sehen, falsch sein könnten. Hier bieten nur Qualitätsmedien und Nachrichtenagenturen als Absender eine hohe Sicherheit, dass das Bild- und Videomaterial tatsächlich auch authentisch ist.

Aus diesem Grund sollten Nutzer auch unbedingt davon absehen, derlei Bilder und Videos unkritisch zu teilen und weiterzuverbreiten. Im Zweifel trägt das nicht zur Klärung, sondern eher zur Vernebelung der allgemeinen Informationslage bei.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Reuters Fact Check
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