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EU-Rechnungshof: Breitband-Ausbau in Deutschland nicht zukunftsfähig


EU-Rechnungshof warnt
Breitband-Ausbau in Deutschland ist "nicht zukunftsfähig"

Von dpa-afx, hd

Aktualisiert am 06.06.2018Lesedauer: 3 Min.
Farbige Kunststoffrohre für das Einziehen von Lichtleiterkabeln: Den Breitband-Ausbau in Deutschland hält der EU-Rechnungshof für "nicht zukunftsfähig".Vergrößern des BildesFarbige Kunststoffrohre für das Einziehen von Lichtleiterkabeln: Den Breitband-Ausbau in Deutschland hält der EU-Rechnungshof für "nicht zukunftsfähig". (Quelle: dpa)
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Der Ausbau ultraschneller Internetverbindungen in Deutschland droht nach Einschätzung des Europäischen Rechnungshofs in eine Sackgasse zu geraten. Die vorhandene Technik sei "nicht zukunftsfähig". Die Telekom hält dagegen.

Das EU-weite Ziel, bis 2025 flächendeckende Geschwindigkeiten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde zu ermöglichen, sei in Deutschland mit den aktuell genutzten Technologien "wahrscheinlich nicht zu verwirklichen", warnten die Rechnungsprüfer in ihrem am Dienstag in Brüssel vorgelegten Bericht.

Das Hindernis seien demnach die alten Telefonkabel aus Kupfer, die in Deutschland trotz des Ausbaus von Glasfasernetzen in der Fläche weiterhin den Großteil der sogenannten "letzten Meile" zwischen Verteilzentren und Haushalten und Unternehmen ausmachen. Mit der sogenannten "Vectoring"-Technologie können auch über die herkömmlichen Kupferleitungen mittlerweile Geschwindigkeiten bis 50 bis 100 Mbit pro Sekunde erreicht werden - deutlich kostengünstiger als mit neu verlegter Glasfaser, aber mit wenig Luft nach oben.

Deutsche Telekom setzt auch auf Vectoring

Walter Goldenits, Geschäftsführer Technik der Telekom, erklärte in einem Interview: "Zunächst einmal bescheinigt der Rechnungshof Deutschland einen erfolgreichen Breitbandausbau. Schon heute liegen wir über dem EU-Durchschnitt und vor anderen Flächenländern wie Großbritannien, Frankreich oder Italien. Das ist maßgeblich auch auf den Einsatz der Vectoring-Technologie zurückzuführen. Vor allem im ländlichen Bereich, wo Deutschland im europäischen Vergleich ebenfalls sehr gut dasteht.

Aber der Bericht des Rechnungshofes bestätigt, was wir schon immer gesagt haben: Erst bauen wir Glasfaser in die Fläche, an jeden Verteilerkasten. Damit erfüllen wir die von der EU gesetzten Breitbandziele – schon heute erfolgreicher als andere Länder. Im nächsten Schritt folgt ein Glasfaser-Ausbau bis an die Häuser. Die Telekom steht zu ihrem Ausbau: Wir bauen mit Milliarden für Millionen und betreiben keine Rosinenpickerei in den Metropolen. Dank Vectoring verfügt Deutschland über die umfangreichste Glasfaserinfrastruktur Europas. Das ist die beste Voraussetzung für den weiteren Ausbau bis in die Häuser".

Vodafone: "Vektoring bringt uns nicht in die Gigabit-Gesellschaft"

Volker Petendorf, Sprecher von Vodafone Deutschland, ist da anderer Ansicht: "Vectoring bringt uns nicht in die Gigabit-Gesellschaft. Was wir brauchen ist eine Gigabit-Infrastruktur, Netze mit 1000 Megabit pro Sekunde, im Boden und in der Luft." Vodafone gehe hier mit gutem Beispiel voran. "Wir investieren in einem ersten Schritt mehrere Milliarden Euro zusätzlich, um das eigene Kabelglasfasernetz mit dem von Unitymedia zu vereinen und zu einem Gigabit-Netz aufzurüsten: Konkret bauen wir in Deutschland 25 Millionen Gigabit-Anschlüsse für 50 Millionen Menschen bis 2022. Wir helfen so auch der Bundesregierung, ihre Gigabit-Ziele für 2025 noch schneller zu erreichen", so Petendorf zu t-online.de. "Schon in vier Jahren wollen wir zwei Drittel aller Deutschen mit Gigabit-Geschwindigkeiten versorgen," erklärt Hannes Ametsreiter, CEO von Vodafone Deutschland.

TV-Kabel schaffen bis zu 500 Megabit pro Sekunde

Aktuell liegt Deutschland beim Breitband-Ausbau noch etwa im EU-Mittelfeld: 84 Prozent der Haushalte hatten bundesweit 2017 Zugang zu schnellem DSL mit über 30 Mbit/S, darunter etwa jeder zweite Haushalt auf dem Land.

Fernsehkabel etwa bieten zwar bereits heute Geschwindigkeiten von bis zu 500 Megabit pro Sekunde (Mbit/S). Bislang nutzt allerdings nur jeder neunte Surfer in Deutschland Verträge mit über 100 Mbit/S.

Um den Einsatz der "Vectoring"-Technik gab es in Deutschland jahrelang Streit. Vor allem Wettbewerber der Deutschen Telekom forderten, konsequenter auf den Glasfaser-Ausbau zu setzen. Die Bundesnetzagentur gab jedoch grünes Licht für die "Vectoring"-Pläne - weil es bei Verbrauchern und Unternehmen nicht genug Bereitschaft gegeben habe, mehr Geld für die schnelleren Glasfaser-Anschlüsse zu bezahlen.

Malta, Benelux und Portugal liegen vorn

Europaweit stieg der Anteil der Haushalte mit Zugang zu schnellen Breitbanddiensten über 30 Mbit/S laut Bericht von 48 Prozent im Jahr 2011 auf 80 Prozent 2017. Neben Spitzenreiter Malta haben auch die Benelux-Staaten und Portugal die volle Abdeckung mit schnellem Breitband fast erreicht. Schlusslichter sind dagegen Frankreich und Griechenland mit Versorgungsraten von rund 50 Prozent.

Das von der EU-Kommission gesteckte Ziel, bis 2020 alle Haushalte mit 30 Mbit/S zu versorgen, könnte Deutschland nach derzeitigen Plänen erreichen. Bislang investierte der Bund zwischen 2014-2017 mehr als 4 Milliarden Euro in die Finanzierung der Breitbandprojekte. "Da die deutschen Behörden die Finanzierungslücke nicht analysiert haben, ist jedoch nicht klar, ob diese öffentliche Förderung ausreichen wird, um eine hundertprozentige Versorgung mit 30 Mbit/S zu erreichen", hieß es in dem Bericht.

Hinweis: t-online.de ist ein unabhängiges, journalistisches Angebot der Ströer Content Group und gehört nicht zur Deutschen Telekom.

Verwendete Quellen
  • dpa
  • Eigene Recherche
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