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Rente ab 63: Wirtschaftsweiser fordert höhere Abschläge


Andere Abschläge nötig
Wirtschaftsweiser: Rente ab 63 nicht fair berechnet

Von t-online, cho

Aktualisiert am 21.07.2025 - 13:15 UhrLesedauer: 3 Min.
Rentnerin sichtet ein Dokument: Fachleute halten die Abschläge auf die Rente für langjährig Versicherte für zu niedrig angesetzt.Vergrößern des Bildes
Rentnerin sichtet ein Dokument: Fachleute halten die Abschläge auf die Rente für langjährig Versicherte als zu niedrig angesetzt. (Quelle: Riska/getty-images-bilder)
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Viele träumen vom frühen Ruhestand – auch wenn er finanzielle Einbußen bedeutet. Doch der Wirtschaftsweise Martin Werding bewertet die Abschläge als viel zu milde.

In Deutschland nutzen jedes Jahr Hunderttausende die Möglichkeit, vorzeitig in Rente zu gehen. Möglich macht das unter anderem die sogenannte Rente für langjährig Versicherte – also für Menschen ab 63 Jahren mit mindestens 35 Beitragsjahren.

2023 entschieden sich laut Deutscher Rentenversicherung rund 270.000 Menschen für diese Rentenart – obwohl dabei dauerhafte Abschläge fällig werden. Für jeden Monat, den jemand vor der Regelaltersgrenze in Rente geht, kürzt sich die Rente um 0,3 Prozent. Das entspricht 3,6 Prozent pro Jahr. Mehr zum vorgezogenen Rentenbeginn lesen Sie hier.

Wirtschaftsweiser: 5 bis 6 Prozent wären angemessen

Diese lebenslange Senkung der Altersrente soll vor allem eines sein: fair gegenüber den anderen Beitragszahlern. Doch genau daran zweifeln viele Fachleute. Martin Werding, Professor für Sozialpolitik an der Ruhr-Universität Bochum und Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, kritisiert die Abschläge als zu niedrig.

Zwar hält er die Möglichkeit zum vorzeitigen Renteneintritt mit Abschlägen grundsätzlich für sinnvoll, "aber ich würde die Regeln etwas strenger machen", sagte Werding dem MDR. Versicherungsmathematisch korrekt wären ihm zufolge Abschläge von 5 bis 6 Prozent, statt der aktuellen 3,6 Prozent im Jahr. "Viele andere Länder haben das auch so."

Die Folge der aktuell zu niedrigen Kürzungen sei, dass dadurch die übrigen Beitragszahler stärker belastet würden – nicht der Staat, sondern die Versichertengemeinschaft. "Wenn man früher in Rente geht, mit unseren Abschlägen von 3,6 Prozent pro Jahr, dann belastet man im Grunde alle anderen Versicherten", erklärt Werding. Denn diese müssten dann eine höhere Beitragslast tragen.

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Ein Beispiel zeigt, wie stark die Rente sinkt, wenn sich die Abschläge von 3,6 auf 6 Prozent pro Jahr erhöhen: Angenommen, Sie hätten Anspruch auf eine reguläre monatliche Bruttorente von 1.500 Euro, sofern Sie bis zur Regelaltersgrenze arbeiten würden. Möchten Sie nun zwei Jahre früher in Rente gehen, sinkt Ihre Rente unter den aktuellen Bedingungen um 108 Euro (1.500 Euro x 2 Jahre x 3,6 Prozent) auf 1.392 Euro im Monat. Bei einem Abschlag von 5 Prozent im Jahr würde Ihre Rente um 180 Euro (1.500 Euro x 2 Jahre x 6 Prozent) gekürzt werden – und würde damit nur noch 1.320 Euro im Monat betragen.

Auch die abschlagsfreie Frührente steht in der Kritik

Noch kostenintensiver ist eine andere Regelung: die abschlagsfreie Rente für besonders langjährig Versicherte, oft als "Rente mit 63" bezeichnet, auch wenn sie inzwischen erst später bezogen werden kann. 2023 beantragten sie laut Rentenversicherung rund 296.500 Menschen – ein Anstieg um 15 Prozent.

Auch diese Rentenart sieht Werding kritisch. Er spricht sich dafür aus, sie wieder abzuschaffen und das Renteneintrittsalter schrittweise auf 69 Jahre zu erhöhen. Beides plant die Bundesregierung jedoch ausdrücklich nicht. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD heißt es: "Ein abschlagsfreier Renteneintritt nach 45 Beitragsjahren wird auch künftig möglich bleiben." Auch hält die Koalition an der aktuellen Regelung fest, dass sich das Mindestalter für diese Frührente analog zum regulären Renteneintrittsalter schrittweise erhöht – bis sie für alle Jahrgänge ab 1964 bei 65 Jahren liegt.

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Aktivrente soll Anreize für Weiterarbeit schaffen

Statt eines steigenden regulären Renteneintrittsalters oder einer Abschaffung der Rente für besonders langjährig Versicherte ist ein anderer Reformvorschlag auf dem Weg: die sogenannte Aktivrente. Wer im Ruhestand noch arbeitet, soll künftig bis zu 2.000 Euro steuerfrei im Monat hinzuverdienen dürfen. Die Regelung könnte ab dem kommenden Jahr gelten. Ziel ist es, ältere Menschen länger im Arbeitsleben zu halten – auf freiwilliger Basis. Mehr dazu lesen Sie hier.

Doch bei der Rente ist noch mehr in Bewegung. So hat Sozialministerin Bärbel Bas (SPD) bereits einen ersten Gesetzentwurf vorgelegt, der das Rentenniveau bei mindestens 48 Prozent festschreibt und die Mütterrente ausweitet (mehr dazu hier). Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW) hat derweil eine Debatte um den sogenannten Boomer-Soli angestoßen (mehr dazu hier). Dabei sollen wohlhabende Rentner eine Sonderabgabe zahlen, die ärmeren Rentnern zugutekommt.

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