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Ernährung: Pflanzliche Eiweiße sind gesünder als tierische


Langzeitstudie
Bohnenesser leben länger als Steakliebhaber

Von dpa-afx
02.08.2016Lesedauer: 3 Min.
Gemäß einer Langzeitstudie ist pflanzliches Eiweiß aus Hülsenfrüchten gesünder als tierisches Eiweiß.Vergrößern des Bildes
Gemäß einer Langzeitstudie ist pflanzliches Eiweiß aus Hülsenfrüchten gesünder als tierisches Eiweiß. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Eiweiß steckt in Fisch und Fleisch, aber auch in pflanzlichen Lebensmitteln wie Hülsenfrüchten, Nüssen und Tofu. Doch die Aufnahme tierischer Proteine scheint mit einem höheren Risiko verbunden zu sein, frühzeitig zu sterben. Das zeigen zwei Langzeitstudien aus den USA.

Mingyang Song von der Harvard Medical School in Boston (Massachusetts/USA) und Kollegen veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin "Jama Internal Medicine".

Eiweiß ist nicht gleich Eiweiß

Frühere Untersuchungen hätten bereits gezeigt, dass es gesund sei, Kohlenhydrate durch Proteine zu ersetzen, heißt es in einer Pressemitteilung der Harvard Medical School. Allerdings sei es wichtig, zu unterscheiden, aus welchen Nahrungsmitteln das Eiweiß bezogen wird, sagt Studienleiterin Song.

In der Studie waren die wichtigsten Quellen für tierisches Eiweiß verarbeitetes und unverarbeitetes Rinder- und Schweinefleisch, Hühnerfleisch, Milchprodukte, Fisch und Eier. Pflanzliches Eiweiß stammte vor allem aus Brot, Getreide, Nudeln, Nüssen, Bohnen und Hülsenfrüchten.

Über 130.000 Daten wurden ausgewertet

Die Forscher nutzten die Daten von zwei Langzeitstudien, die die Gesundheit und die Ernährungsgewohnheiten von Berufstätigen im Gesundheitssektor aufzeichneten. Sie werteten die Datensätze von 85.013 Frauen und 46.329 Männern aus.

Für die Frauen waren Daten von 1980 bis 2012 verfügbar, für die Männer von 1986 bis 2012. Die Probanden berichteten per Fragebogen alle zwei Jahre über ihren Lebensstil und ihre Gesundheit und alle vier Jahre detailliert über die Lebensmittel, die sie durchschnittlich zu sich nahmen.

Hoher Fleischkonsum steigert das Sterberisiko

Während der Langzeitstudien starben 36.115 der Teilnehmer, 8851 durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, 13.159 durch Krebs und 14.105 durch andere Ursachen.

Die Forscher setzten die Ernährungsdaten in Bezug zu den Todesursachen und fanden einen Zusammenhang zwischen der aufgenommenen Menge an tierischem Protein und dem Sterberisiko. Bei Übergewichtigen und denen, die viel Alkohol tranken, war der Zusammenhang besonders ausgeprägt.

Pflanzliche Proteine wirken lebensverlängernd

Das Team errechnete auch, wie sich Zu- und Abnahme von tierischen und pflanzlichen Proteinen in der Ernährung auf das Sterberisiko auswirkt. Nach der Bereinigung der Risikofaktoren aus Lebensstil (Zigaretten, Alkohol, Übergewicht, Bewegung) und Ernährung ergab sich für den Studienzeitraum: Wenn der Anteil an tierischem Protein um zehn Prozent im Verhältnis zur gesamten Kalorienaufnahme zunimmt, erhöht sich das Sterberisiko allgemein um zwei Prozent, das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, sogar um acht Prozent.

Im Gegensatz dazu sinkt das Sterberisiko um zehn Prozent, wenn drei Prozent mehr pflanzliches Protein in der Nahrung enthalten sind. Vereinfacht gesagt: Je mehr pflanzliches Eiweiß aufgenommen wird, umso länger lebt man statistisch gesehen.

Fisch und Hühnchen sind das bessere tierische Eiweiß

Noch deutlicher sind die Zahlen, wenn ein Teil der aufgenommenen tierischen Proteine auf pflanzliche ersetzt werden. Dabei lohnte sich insbesondere die Nahrungsumstellung von verarbeitete Rinder- und Schweinefleisch (zum Beispiel Würstchen) und Ei auf pflanzliche Proteine.

"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Leute in Betracht ziehen sollten, mehr pflanzliche Proteine zu essen, und wenn sie unter den Quellen für tierisches Protein auswählen, sind Fisch und Hühnchen sicherlich die bessere Wahl", hebt Song hervor.

Experte: Studienergebnis "nicht überraschend"

Das Studienergebnis ist für Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke nicht überraschend. Es bestätige die Forschung mit Langzeitdaten, an dem sein Institut beteiligt ist.

"Zwei renommierte Langzeitstudien stellen die Grundlagen dar und die statistische Analyse und Auswertung sind sehr umsichtig vorgenommen worden", sagt Boeing. "Die Studie zeigt, dass Pflanzen eine sehr gute Eiweißquelle sind und dass zu den ökologischen Problemen der Fleischproduktion auch noch ein Gesundheitsrisiko beim Fleischverzehr hinzukommt."

Langzeiteffekte einer hohen Proteinzufuhr nicht bekannt

Auch Bernhard Watzl vom Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel in Karlsruhe, hält die zugrunde liegenden Erhebungen für "wissenschaftlich sehr gut gemacht". Allerdings sei fraglich, ob die Ergebnisse auf die Allgemeinbevölkerung übertragbar sind, weil alle Probanden im medizinischen Umfeld berufstätig seien.

"Gegenwärtig empfehlen einige Experten eine hohe Proteinzufuhr, unter anderem als Maßnahme zur Gewichtsreduktion. Allerdings sind die Langzeiteffekte einer solchen Ernährung nicht bekannt." Hier gebe die Studie wichtige Hinweise auf gesundheitliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Proteinquellen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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