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Vitamin-Mangel: Verhindert Sonnencreme die Vitamin-D-Aufnahme?


Faktencheck
Verhindert Sonnencreme die Vitamin-D-Aufnahme?


Aktualisiert am 24.05.2024Lesedauer: 3 Min.
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Sonnencreme: Manche Menschen befürchten eine Vitamin-D-Mangel bei einem hohen Lichtschutzfaktor.Vergrößern des Bildes
Sonnencreme: Manche Menschen befürchten einen Vitamin-D-Mangel bei einem hohen Lichtschutzfaktor. (Quelle: verona_S/getty-images-bilder)

Sonnencreme ist ein wichtiger Schutz gegen Hautkrebs, doch manche fürchten um ihre Vitamin-D-Versorgung. Was die Wissenschaft dazu sagt.

Vitamin D spielt eine entscheidende Rolle für die Knochengesundheit und das Immunsystem. Der Körper produziert dieses Vitamin aber nur, wenn unsere Haut der Sonne oder genauer gesagt der UV-Strahlung ausgesetzt ist. Einige Menschen befürchten daher, dass Sonnencreme diese natürliche Produktion von Vitamin D verhindern könnte. Was ist an dieser Befürchtung dran?

Im Sommer reichen wenige Minuten für genügend Vitamin D

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat hierzu in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Hausärzteverband und dem Deutschen Krebsforschungszentrum eine Empfehlung herausgegeben: "Für eine ausreichende Vitamin-D-Synthese genügt es nach derzeitigen Erkenntnissen, Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz zwei- bis dreimal pro Woche der Hälfte der minimalen sonnenbrandwirksamen UV-Dosis (0,5 MED) auszusetzen, also der Hälfte der Zeit, in der man sonst ungeschützt einen Sonnenbrand bekommen würde."

Ein Rechenbeispiel: Menschen mit dem Hauttyp 2 (helle Haut, blonde bis braune Haare) bekommen bei einem hohen UV-Index (7 oder höher) meist nach etwa 20 bis 25 Minuten einen Sonnenbrand. Das bedeutet, dass bei diesen Menschen rein rechnerisch eine Bestrahlungszeit von zehn bis 12 Minuten dreimal wöchentlich ausreichend ist, um genügend Vitamin D zu produzieren.

Info: Wie viel UV-Strahlung verträgt die Haut?

Der UV-Eigenschutz kann die Haut für eine gewisse Zeit vor Sonnenbrand bewahren. Diese sogenannte maximale Eigenschutz-Zeit ist je nach Hauttyp unterschiedlich:
Hauttyp 1 (sehr helle Haut): 10 Minuten
Hauttyp 2 (helle Haut): 20 Minuten
Hauttyp 3 (helle/hellbraune Haut): 30 Minuten
Hauttyp 4 (hellbraune/olivfarbene Haut): 50 Minuten
Hauttyp 5 (dunkelbraune Haut): über 60 Minuten
Hauttyp 6 (dunkelbraune/schwarze Haut): über 60 Minuten

Sonnenschutz filtert Strahlung nicht komplett

Sind Sie (mit Hauttyp 2) wöchentlich etwa 40 Minuten ohne Sonnenschutz und in kürzerer Kleidung in der Sonne, brauchen Sie keinen Vitamin-D-Mangel zu befürchten. Bleiben Sie darüber hinaus in der Sonne, können – und sollten – Sie Sonnencreme unbesorgt auftragen. Als Schwellenwert für hellhäutige Personen gilt hier übrigens der UV-Index 3.

Zudem gilt: Sonnenschutzmittel können die UV-Strahlung nicht komplett blockieren und verlieren etwa nach zwei Stunden ihre Wirkung – vor allem nach dem Baden und dem Abtrocknen. Selbst wenn Sie sich also jeden Morgen vor dem Verlassen des Hauses mit Sonnencreme eincremen, gelangt immer etwas UV-Strahlung auf Ihre Haut.

Das bestätigen auch Untersuchungen der australischen Organisation Cancer Council. Demzufolge weisen Tests zwar darauf hin, dass Sonnenschutzmittel die Wirksamkeit der Vitamin-D-Produktion einschränken. Allerdings haben Bevölkerungsstudien gezeigt, dass die regelmäßige Verwendung von Sonnenschutzmitteln kaum Auswirkungen auf den Vitamin-D-Spiegel bei den Personen hat. Die regelmäßige Verwendung eines Breitspektrum-Sonnenschutzmittels stellt also kein Risiko für einen Vitamin-D-Mangel dar.

Warum haben dennoch viele Deutsche einen Vitamin-D-Mangel?

Ob tatsächlich so viele Menschen in Deutschland einen Vitamin-D-Mangel haben, ist umstritten. Zwar weisen Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts von 2016 darauf hin, dass die Versorgungslage bei vielen suboptimal ist. Einen echten Vitamin-D-Mangel mit gesundheitlichen Folgen gibt es jedoch nur bei 15 Prozent der Bevölkerung (vor allem Frauen über 65 Jahre).

Das Problem ist: Um zu prüfen, wie gut die Versorgung des Einzelnen ist, ist die Bestimmung des Vitamin-D-Status im Blut erforderlich. Allerdings sind die Labormethoden noch immer nicht standardisiert. So kann es bei zwei Messungen in unterschiedlichen Laboren zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

Zudem unterliegt der Vitamin-D-Serumspiegel starken saisonalen Schwankungen. So liegt er im Sommer mehrheitlich über dem Grenzwert, im Winter tendenziell eher darunter. Ein einmalig gemessener niedriger Vitamin-D-Status muss also nicht zwingend bedeuten, dass Sie bereits an einem langfristigen Vitamin-D-Mangel leiden.

Info: Wer ist anfällig für Vitamin-D-Mangel?

Manche Personen haben ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-D-Mangel, dazu gehören etwa ältere Menschen sowie Personen, die sich selten oder nur mit bedeckter Haut im Freien aufhalten (zum Beispiel, weil sie pflegebedürftig sind oder aus kulturellen Gründen) oder eine dunkle Hautfarbe haben. Aber auch chronische Nieren- oder Lebererkrankungen, entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie, Mukoviszidose (zystische Fibrose) oder Übergewicht erhöhen das Risiko für einen Vitamin-D-Mangel. Für sie empfiehlt sich, eine mögliche Vitamin-D-Supplementierung mit ihrem Arzt zu besprechen.

Fazit

In den vergangenen Jahren haben sich die Lebensgewohnheiten vieler Menschen verändert. Sie verbringen nur noch selten Zeit draußen und auch Kinder spielen häufiger im Haus. Dadurch wird ihr Körper dem Sonnenlicht immer weniger ausgesetzt. Das beeinflusst den Vitamin-D-Spiegel negativ. Vor allem im Winter, wenn der Körper auf die Vitamin-D-Speicher aus den Sommermonaten angewiesen ist, kann es zu einer suboptimalen Versorgung kommen. Das heißt, dass Sie sich vom Frühjahr bis Herbst öfter der Sonne aussetzen sollten.

Das bedeutet aber nicht, dass Sie gänzlich auf Sonnenschutz verzichten sollten – vor allem nicht im Sommer. Denn Experten gehen nicht davon aus, dass der Gebrauch von Sonnencreme zu einem Vitamin-D-Mangel führt. Für eine ausreichende Vitamin-D-Produktion sind nur geringe Mengen an UV-Exposition erforderlich. Setzen Sie ihre Haut einige Minuten in der Woche uneingecremt der Sonne aus, ist das in der Regel ausreichend. Hingegen ist es wichtig, sich effektiv gegen schädliche UV-Strahlen zu schützen, um Hautkrebs vorzubeugen. Dabei sollten Sie auf bewährte Methoden wie Sonnencreme, schützende Kleidung und Schatten zurückzugreifen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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