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Bettnässen: Helfen Medikamente oder Homöopathie?


Bettnässen
Wie Medikamente und Homöopathie bei Bettnässen helfen

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 14.04.2015Lesedauer: 4 Min.
Bettnässen: In welchen Fällen Medikamente, Bachblüten oder Globuli helfen können.Vergrößern des BildesUnter gewissen Umständen können Medikamente, Bachblüten oder Globuli bei der Behandlung von Bettnässen helfen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Bei Bettnässen ging man früher davon aus, dass die betroffenen Kinder seelische Schwierigkeiten haben. Heute wissen Experten, dass oft eine Entwicklungsverzögerung oder -störung dahintersteckt - und diese kann mit Medikamenten behandelt werden.

Bei zu kleiner Blase helfen Blasenspasmolytika

Die derzeit am häufigsten verwandte Therapiemethode beim Bettnässen ist die sogenannte Klingelhose, die für einen 'Dialog' zwischen Blase und Gehirn sorgen soll. Wenn das Bettnässen eine organische Ursache hat, können auch Medikamente helfen.

Eine mögliche Ursache ist, dass die Blase nicht dem Alter entsprechend ausgebildet ist, also ein zu geringes Fassungsvermögen hat. In diesem Fall können so genannte Blasenspasmolytika helfen. Substanzen wie Propiverin bewirken, dass die Blase nachts mehr speichern kann. Sie sind für Kinder gut verträglich. "Oxybutynin kommt aus der gleichen Wirkstofffamilie und gehört ebenfalls zu den Blasenweichmachern. Sie bewirken, dass die Blase wächst und damit mehr reinpasst," erklärt die Urologin Daniela Marschall-Kehrel.

Hormonelle Ursachen werden mit Desopressin behandelt

Die zweite organische Ursache für Bettnässen kann sein, dass die Hirnanhangdrüse zu wenig ADH produziert. Dieses Hormon reguliert die Urinbildung. Ist der ADH-Spiegel im Körper des Kindes zu gering, kann die Blase die Urinmenge nicht mehr halten und leert sich. Ein Problem, das bis zu einem Alter von zehn Jahren zu zwei Dritteln Jungs betrifft. Danach holen die Mädchen auf 50 Prozent auf. In diesem Fall greife der Wirkstoff Desmopressin. Damit sind nach Angaben der Urologin schon 13 Millionen Kinder weltweit erfolgreich therapiert worden, bevorzugt mit einer Schmelztablette, da sie ohne Wasser eingenommen werden kann.

Nasenspray mit ADH wird leicht überdosiert

Vom Nasenspray mit dem Wirkstoff ist man längst abgekommen. Es lässt sich nicht gut genug dosieren und sorgt daher auch für Nebenwirkungen: "In dem Wunsch, das Kind trocken zu bekommen, besteht die Neigung, zur Sicherheit noch einmal zu sprühen und damit eine Überdosis zu verabreichen", warnt Marschall-Kehrel. Sie gibt außerdem zu bedenken: "Auch Desmopressin ist kein Wundermittel und wirkt nur dann, wenn die Trinkmenge und in erster Linie die Diagnose stimmt. Dann allerdings verzeichnen wir, und das haben wir in Studien nachgewiesen, einen Erfolg von über 90 Prozent. Auch langfristig, da durch das Medikament die Produktion des Hormons tatsächlich stimuliert werden kann."

Viele Eltern stehen Medikamenten skeptisch gegenüber

Die Medikamente, die man gegen das Bettnässen einsetzen kann, stehen immer wieder in der Kritik. Von trizyklischen Antidepressiva, die in den 80er Jahren noch häufig verordnet wurden, hält man heute zum Beispiel gar nichts mehr. Die Nebenwirkungen stehen in keinem Verhältnis zum Erfolg und es gibt inzwischen deutlich verträglichere Mittel.

Doch die Meinungen der betroffenen Familien zu Medikamenten mit Inhaltsstoffen wie Desmopressin sind gegensätzlich. "Mein Sohn ist acht, er nimmt seit vier Wochen Desmopressin, es hilft 100-prozentig und er ist so glücklich, endlich Erfolg zu haben", freut sich eine Mutter.

Eine andere hat gegenteilige Erfahrungen gemacht: "Vor einer Klassenfahrt haben wir es sogar mit Hormontabletten versucht, weil wir natürlich in Sorge waren, dass er von seinen Klassenkameraden geärgert werden könnte", schreibt sie in einem Kommentar zu einem Artikel über Bettnässen. "Wir hatten aber ein sehr schlechtes Gefühl dabei, weil die Liste möglicher Nebenwirkungen sehr lang war. Gebracht hat es gar nichts und wir haben schnell wieder damit aufgehört. Als unser Sohn neun oder zehn Jahre alt war, haben wir einen Homöopathen aufgesucht." Dessen Behandlung und auch das Verständnis, dass er dem Jungen entgegengebracht habe, hätten bereits nach kurzer Zeit Erfolg gezeigt.

Alternativmedizin erzielt bei Bettnässen gute Erfolge

Das Bettnässen lässt sich in manchen Fällen auch mithilfe der Alternativmedizin therapieren. Mit Bachblüten wurden schon gute Erfolge erzielt. Aber auch die klassische Homöopathie biete verschiedene Ansätze, so die Nürnberger Heilpraktikerin Gudrun Barwig, die sich auf Frauen und Kinder spezialisiert hat. "In der klassischen Homöopathie wird konstitutionell gearbeitet, das heißt, möglichst ganzheitlich. Es werden alle Lebensthemen und alle Ebenen in die Mittelwahl einbezogen. In der Regel lässt das Einnässen parallel zur allgemeinen Stabilisierung nach und verschwindet dann ganz." Besteht der Verdacht, dass das Bettnässen über Veranlagung weitergegeben wurde, prüft man über die Familienanamnese, ob der Auslöser tatsächlich bei früheren Generationen zu finden ist. In einem solchen Fall kann, wie man es nennt, miasmatisch gearbeitet werden.

"Eine rein organische Störung muss medizinisch ausgeschlossen werden", erklärt Barwig. "Doch auch wenn eine solche Störung vorliegt, können wir das Organ homöopathisch unterstützen." Dazu meint die Urologin Marschall-Kehrel "natürlich gilt in erster Linie, wer heilt, hat recht". Aber sie stimmt der Heilpraktikerin zu, dass es Fälle gibt, in denen eine konstitutionelle Behandlung eine sehr sinnvolle Ergänzung zur medizinischen Behandlung sein kann. "Dies gilt vor allem für Kinder, bei denen sich mehrere Auffälligkeiten gleichzeitig zeigen, auch psychische."

Medikamente können kritische Situationen entschärfen

Alternative Heilmethoden wirken in der Regel nicht von heute auf morgen. Immer gilt es abzuwägen, wie dringlich das Problem gelöst werden muss und welche Ursachen es hat. Es ist ein Unterschied, ob ein betroffenes Kind fünf oder fünfzehn ist. Auch unmittelbar vor einer Klassenfahrt oder Urlaubsreise mit Freunden ist es sicher sinnvoll, die kritische Situation so schnell wie möglich zu überbrücken - gegebenenfalls mit Medikamenten.

Therapie von Bettnässen erfordert viel Geduld

Entscheidet man sich, den schulmedizinischen Weg zu gehen, muss man sich auch dabei darüber im Klaren sein, dass die Medikamente zwar zunächst eine leichte Besserung der Situation bewirken, der Erfolg aber ein, zwei Jahre auf sich warten lässt. Besonders wichtig ist es, dass die Medikamente richtig dosiert sind und nach Verordnung eingenommen werden. Auch sollte die Behandlung nicht abrupt beendet werden, wenn sich erste Erfolge zeigen. Diese Entscheidung sollte immer der behandelnde Arzt treffen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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