Cortison: Macht das Medikament wirklich dick?
Wenn Patienten hΓΆren, dass sie Cortison nehmen sollen, geraten sie hΓ€ufig in Panik. Weil der Wirkstoff frΓΌher viel zu hoch dosiert eingesetzt wurde, hatte er starke Nebenwirkungen. Wie das heute aussieht, lesen Sie hier.
Es ist einer der stΓ€rksten Wirkstoffe, der je entdeckt wurde: Cortison β oder besser gesagt Glucocorticoid. So heiΓt das kΓΌnstlich hergestellte Hormon richtig. Viele Patienten, die ein GlucocorticoidprΓ€parat verschrieben bekommen, haben Angst, davon zum Beispiel dick zu werden. Eine Sorge, die jedoch nicht immer begrΓΌndet ist.
Glucocorticoide zΓ€hlen zu den wirksamsten EntzΓΌndungshemmern, die die Medizin kennt. 1935 wurden sie von US-Forschern in der menschlichen Nebennierenrinde entdeckt, 15 Jahre spΓ€ter gab es dafΓΌr den Medizinnobelpreis. Γrzte setzen kΓΌnstlich hergestellte Glucocorticoide gegen EntzΓΌndungen und ΓΌberschieΓende Immunreaktionen ein β entweder lokal oder systemisch.
Ist Cortison in Hautcremes gefΓ€hrlich?
Zu den PrΓ€paraten mit Cortison, die lokal angewendet werden, zΓ€hlen Nasensprays, Hautcremes und Asthmasprays. Solche Medikamente werden etwa gegen allergischen Schnupfen oder Neurodermitis verordnet.
Patienten mΓΌssen sich generell keine Sorgen machen: Die Angst, Cortison kΓΆnne gefΓ€hrliche Nebenwirkungen hervorrufen, stammt aus frΓΌheren Zeiten. Damals wurden Glucocorticoide in sehr hohen Dosierungen verwendet, die entsprechend starke Nebenwirkungen hatten. In der Regel gelangt der Wirkstoff bei lokaler Anwendung gar nicht oder nur in sehr geringen Mengen in den Blutkreislauf.
Bei Cremes kann die Haut bei sehr groΓflΓ€chiger und lange dauernder Anwendung allerdings dΓΌnn werden. Normalerweise wirken Glucocorticoide jedoch schnell. Entsprechend rasch kann der Patient aufhΓΆren, das Produkt zu verwenden.
Wird Asthma mittels eines Cortisonsprays therapiert, sollten sich Betroffene nach jeder Anwendung die ZΓ€hne putzen und etwas trinken. Der Grund: Die TrΓΆpfchen setzen sonst im Mund die Immunabwehr herab und es kΓΆnnen unangenehme Pilzinfektionen auftreten.
Wann wird Cortison in Tabletten verabreicht?
Bei vielen Patienten werden Glucocorticoide aber auch systemisch, also in Tablettenform, angewendet. Das bedeutet, dass der Wirkstoff ins Blut gelangt. Bei Autoimmunerkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis (RA), bei der sich das Immunsystem gegen den eigenen KΓΆrper richtet, ist eine Cortisonbehandlung ratsam.
Weil das Immunsystem dabei groΓen Schaden anrichten kann, dΓ€mpft man es in bestimmten FΓ€llen mit Glucocorticoiden. Die Patienten werden gleichzeitig mit anderen Medikamenten behandelt, die ebenfalls das Immunsystem und EntzΓΌndungsprozesse im KΓΆrper beeinflussen.
Wie wirkt Cortison?
Anders als manche anderen EntzΓΌndungshemmer sind Glucocorticoide in der Lage, direkt in die KΓΆrperzellen zu gelangen. Sie heften sich an einen im Zellinneren gelegenen Rezeptor, eine Art WΓ€chter der Zelle. Gemeinsam mit ihm gelangen sie als Komplex in den Zellkern β und beeinflussen dort, wie die Erbinformation abgelesen wird.
Konkret halten sie KΓΆrperzellen davon ab, EntzΓΌndungsmediatoren zu bilden, also Stoffe, die EntzΓΌndungen auslΓΆsen und aufrechterhalten. Gleichzeitig helfen sie dem KΓΆrper, selbst EntzΓΌndungen zu hemmen. Besser kann man gegen EntzΓΌndungen kaum vorgehen. Aber: Glucocorticoide verΓ€ndern nicht nur EntzΓΌndungsprozesse, sondern greifen zum Beispiel auch in den Stoffwechsel ein. So kann es manchmal zu Nebenwirkungen kommen.
MΓΆgliche Nebenwirkungen von Cortison
Folgende Nebenwirkungen kΓΆnnen bei Patienten auftreten, die ΓΌber einen lΓ€ngeren Zeitraum Glucocorticoide einnehmen:
- HautverdΓΌnnung
- Osteoporose
- Diabetes mellitus
- Grauer oder GrΓΌner Star
- GeschwΓ€chtes Immunsystem
- Herz- und GefΓ€Γerkrankungen
Macht Cortison dick?
Viele Patienten haben vor allem Angst vor dem sogenannten Cushing-Syndrom als Nebenwirkung. Hierbei nehmen Betroffene vor allem in der KΓΆrpermitte zu und bekommen unter anderem ein Vollmondgesicht und einen Stiernacken. Diese Γ€uΓerlichen VerΓ€nderungen kΓΆnnen sehr belastend sein.
Die Dosis macht das Gift
Den Patienten wird meist so viel wie nΓΆtig, aber so wenig wie mΓΆglich Cortison verschrieben. FΓΌnf Milligramm des gΓ€ngigsten PrΓ€parates Prednisolon pro Tag helfen oft mehr als sie schaden. Nimmt jemand allerdings lΓ€nger als ein halbes Jahr lang mehr als zehn Milligramm ein, kann das mehr Schaden anrichten als es nutzt.
GrundsΓ€tzlich ist das Ziel, Glucocorticoide frΓΌher oder spΓ€ter wieder zu reduzieren und dann ganz abzusetzen.
So beugen Betroffene Nebenwirkungen vor
Patienten kΓΆnnen jedoch auch selbst etwas tun, um unerwΓΌnschte Wirkungen einzudΓ€mmen. Osteoporose etwa beugen Betroffene vor, wenn sie sich kalziumhaltig ernΓ€hren und viel Sport treiben. Kalzium ist zum Beispiel in Milchprodukten und Fisch enthalten.
Auch Vitamin D ist wichtig fΓΌr die Knochen. DafΓΌr sind fetter Seefisch und Avocados ein guter Lieferant. AuΓerdem wandelt die Haut UV-Strahlung in Vitamin D um. Wer also tΓ€glich mindestens 30 Minuten rausgeht, kann einem Vitamin-D-Mangel vorbeugen.
Wichtig ist ebenfalls, nicht zu rauchen β ΓΌbrigens unabhΓ€ngig von der Glucocorticoidtherapie: Zigarettenrauch erhΓΆht nicht nur das Risiko an Rheuma zu erkranken, es verschlimmert die Krankheit auch zusΓ€tzlich.
- Nachrichtenagentur dpa
- gesundheitsinformation.de: Kortison richtig anwenden und Nebenwirkungen vermeiden
- Eigene Recherche