Immer mehr Patienten fordern Verschreibung von Antibiotika
Die Krankenkasse DAK-Gesundheit hat einen unkritischen Umgang mit Antibiotika unter jungen Erwachsenen beklagt. Im vergangenen Jahr habe in dieser Altersgruppe fast jeder Zweite entsprechende Wirkstoffe verschrieben bekommen, berichtet die DAK in Hamburg unter Berufung auf eine von ihr in Auftrag gegebene Umfrage. In vielen FΓ€llen seien die Verordnungen "fragwΓΌrdig".
So habe jeder fΓΌnfte Antibiotika-Nutzer eine ErkΓ€ltung gehabt, bei der die Einnahme in der Regel unnΓΆtig sei. Ein Problem sei die Anspruchshaltung: So erwarteten beinahe drei Viertel (72 Prozent) in der Grippe- und ErkΓ€ltungszeit von ihrem Arzt ein Antibiotika-Rezept, wenn ihre Beschwerden nicht besser wΓΌrden.
Die Kasse verwies in diesem Zusammenhang auf WissenslΓΌcken. So glaubte etwa jeder dritte Befragte, dass Antibiotika auch gegen Virusinfektionen helfen. TatsΓ€chlich wirken sie nur gegen Bakterien, Grippe und ErkΓ€ltung werden aber durch Viren ausgelΓΆst. DAK-Vorstandschef Andreas Storm Γ€uΓerte sich besorgt ΓΌber das Risiko von Resistenzen. Notwendig sei ein "Bewusstseinswandel".
Antibiotika-Verbrauch weltweit gestiegen
Auch der weltweite Antibiotika-Verbrauch ist einer Hochrechnung zufolge in den vergangenen 15 Jahren um rund 65 Prozent gestiegen. Besonders in wirtschaftlich aufstrebenden LΓ€ndern sei die Zunahme "dramatisch", berichten Wissenschaftler um Eili Klein vom US-Forschungszentrum CDDEP (Center for Disease Dynamics, Economics & Policy).
Die Forscher hatten auf Basis von Verkaufsdaten den Verbrauch von Antibiotika in 76 LΓ€ndern zwischen 2000 und 2015 untersucht und daraus auf weltweite Trends geschlossen. Der Gesamtkonsum stieg demnach von 21,1 Milliarden definierten Tagesdosen (DDD) im Jahr 2000 auf 34,8 Milliarden 15 Jahre spΓ€ter. Dieser von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) statistische Wert wurde geschaffen, um mit einheitlichen Angaben auf den Verbrauch eines Wirkstoffes schlieΓen zu kΓΆnnen. Die vom Arzt empfohlene oder verschriebene Dosis kann davon abweichen.
- AFP, dpa-AFX