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Verbände und Händler warnen: Einmalhandschuhe werden durch Corona knapp


Rotes Kreuz und Verbände warnen
Einmalhandschuhe werden durch Corona knapp

Von dpa, nsa

29.09.2020Lesedauer: 3 Min.
Medinisches Personal in Schutzausrüstung: Durch die Corona-Pandemie ist der Bedarf an Schutzkleidung, Masken und Einmalhandschuhen weltweit gestiegen.Vergrößern des BildesMedinisches Personal in Schutzausrüstung: Durch die Corona-Pandemie ist der Bedarf an Schutzkleidung, Masken und Einmalhandschuhen weltweit gestiegen. (Quelle: Hans Lucas/imago-images-bilder)
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Erst waren Schutzmasken Mangelware, nun drohen Einmalhandschuhe für Pflege- und Rettungskräfte in der Corona-Krise knapp zu werden. Einige Händler sprechen bereits von einer dramatischen Lage.

Im März war der Markt für Mund-Nasen-Masken nahezu leer gefegt. Nun fehlen Einweghandschuhe, die etwa für Testabstriche gebraucht werden. Hilfsorganisationen sehen das mit Sorge.

"Einzelne Händler haben uns mitgeteilt, dass die Versorgungslage und Preisentwicklung bei Einmalhandschuhen dramatisch sei", sagte der Sprecher des Bundesverbands Medizintechnologie (BVMed), Manfred Beeres. Die Bezugskosten stiegen zurzeit sehr stark an. Der Verband rechnet demnach mit bis zu fünfmal so teuren Handschuhen – je nach Typ – im Vergleich zu Normalpreisen.

Spekulationen könnten Preise weiter hochtreiben

Während der ersten Infektionswelle sei die Nachfrage noch gering gewesen. "Dies hat sich durch die enorme Nachfrage des Weltmarktes nun radikal geändert", teilte der Verband mit. Vor der Krise habe eine Packung Nitril-Handschuhe mit 100 Stück zwischen sechs und acht Euro gekostet. Mittlerweile seien die Preise drei bis vier Euro höher als noch vor vier Wochen, mitunter müsste für Pakete bis zu 18 Euro bezahlt werden.

Einen Mangel sieht der Verband aktuell aber nicht. "Wenn alle vernünftig bestellen, wird es funktionieren", sagte Beeres. Spekulationen, die die Preise zusätzlich in die Höhe trieben, müssten gestoppt werden.

Ausmaße des Lieferengpasses größer als bei Masken?

Etwas anders beurteilt die aktuelle Lage Achim Theiler, Geschäftsführer des Schutzbekleidungs-Herstellers Franz Mensch: "Einweghandschuhe werden aktuell sehr knapp", mahnt er. Die Preise würden explodieren und die Firmen kämpften um die geringen Bestände. "Die Nachfrage nach Einweghandschuhe kann jetzt schon nicht gedeckt werden", so Theiler.

Das Einmalhandschuhe knapp werden betrifft nicht nur das Gesundheitswesen oder den Endverbraucher im täglichen Leben, meint Theiler. Einmalhandschuhe würden schließlich aus hygienischen Gründen breitflächig in vielen Bereichen eingesetzt und täglich in großen Mengen verbraucht: in der Lebensmittelproduktion, in Küchen, Laboren oder im Pharmabereich.

China und die USA ordern massenhaft Einmalhandschuhe

"Vor allem China und die USA bestellen derzeit massenhaft Handschuhe in den Ursprungsländern", sagt der Geschäftsführer der Zentralvereinigung medizin-technischer Fachhändler, Hersteller, Dienstleister und Berater (ZMT), Uwe Behrens.

Die Nachfrage liege deutlich höher als die Produktionskapazitäten. Zudem hätten Ausfälle zu einer weiteren Verknappung geführt. Auch der Rohstoff für die Artikel, wie etwa Latex aus Rohkautschuk, sei natürlich begrenzt.

Keine Produktion außerhalb Asiens

Einmalhandschuhe werden ausschließlich in Asien produziert. Rund 90 Prozent der Produktion stammen aus Malaysia, China und Thailand, der Rest kommt nach ZMT-Angaben aus Vietnam und Indonesien.

Das Problem derzeit: Laut BVMed hätten die meisten Fabriken ihre Kapazitäten auch für das erste Halbjahr 2021 bereits verkauft, sodass im zweiten Halbjahr 2020 Handschuhe nur mit hohen Kosten beschafft werden könnten. Während der Medizintechnologie-Verband für Anfang 2021 eine Beruhigung durch zusätzliche Fabriken erwartet, geht die ZMT frühestens von einer Normalisierung 2022 aus.

Hochwertiges Schutzmaterial wird immer teurer

Wohlfahrtsverbände und Rettungsorganisationen meldeten, dass es zuletzt deutlich schwerer geworden sei, qualitativ hochwertiges Schutzmaterial zu passenden Preisen zu beschaffen. Das betreffe neben Handschuhen auch Kittel, Schutzanzüge und Brillen, wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mitteilte. "Unserer Erfahrung nach sind Handschuhe aktuell noch verfügbar – es ist jedoch mit deutlich längeren Lieferzeiten zu rechnen, als man es aus Nicht-Pandemie-Zeiten kennt", sagte DRK-Sprecher Dieter Schütz.

Auch die Hilfsorganisation stellte zuletzt Preissteigerungen von bis zu 20 Euro pro Packung fest. Der DRK-Landesverband in Baden-Württemberg rief seine Kreisverbände kürzlich auf, Bestände zu prüfen, wie zunächst der "Spiegel" berichtete. Grund war, dass ein Händler dem DRK von einem sich abzeichnenden Lieferengpass berichtete, wie ein DRK-Sprecher in Stuttgart sagte.

Pflegebereich besorgt über drohenden Engpass

Der Paritätische Gesamtverband meldete, dass zwar das anfängliche Problem fehlender Mund-Nasen-Masken weitgehend in den Griff bekommen sei, aber: "Nun erhalten wir Problemanzeigen aus der Praxis, dass andere Hygieneausstattung – wie beispielsweise Einweghandschuhe – knapp wird oder doch zumindest zunehmend schwieriger zu bekommen ist", sagte die Abteilungsleiterin für Pflege, Teilhabe, Gesundheit, Lisa Marcella Schmidt.

Gerade in der Pflege sei diese Ausstattung für den Infektionsschutz von Pflegebedürftigen und Personal aber zentral.

Gesundheitsministerium: Keine Daten zur Versorgung

Das Bundesministerium für Gesundheit teilte mit, dass keine "belastbaren Erkenntnisse" über die Versorgung mit Einmalhandschuhen vorlägen. Aus den Ländern kämen "sehr heterogene Rückmeldungen". Seit Beginn der Pandemie gebe es immer wieder Meldungen über knappe Vorräte an Einmalhandschuhen. Gleichzeitig werde den Ländern von Händlern nach wie vor Einmalhandschuhe zum Kauf angeboten.

Noch könnten die Länder auf die zu Pandemie-Beginn beschafften Handschuhe zurückgreifen. "Sollte sich tatsächlich ein Versorgungsengpass abzeichnen, ist zu entscheiden, ob Einmalhandschuhe im Rahmen einer Ausschreibung oder Notfallbeschaffung von Seiten der Länder gekauft werden", heißt es vom Gesundheitsministerium. Noch gebe es dazu aber kein Ersuchen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
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