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Risikopatienten erzählen: Das bedeutet das Ende der Corona-Maßnahmen


Ende der Corona-Maßnahmen?
Risikopatient: "Dann geht alles wieder von vorne los"


Aktualisiert am 19.03.2022Lesedauer: 4 Min.
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Maskenpflicht im Supermarkt: Bald könnten viele Corona-Regeln gelockert werden.Vergrößern des Bildes
Maskenpflicht im Supermarkt: Bald könnten viele Corona-Regeln gelockert werden. (Quelle: Rolf Poss/imago-images-bilder)

Nachdem das Ende der Corona-Maßnahmen beschlossen wurde, sorgen sich vor allem Risikopatienten. Wie sich die aktuelle Situation für sie anfühlt, erzählen zwei von ihnen im t-online-Interview.

Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie wurde schnell klar, dass es Personengruppen gibt, die ein höheres Risiko für einen schweren oder gar tödlichen Covid-19-Verlauf haben. Zwei Jahre lang galt es, vor allem diese Menschen zu schützen, sie beispielsweise als erste zu impfen und so auch eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden.

Durch die Omikron-Variante sind die Verläufe insgesamt leichter geworden, viele hoffen auf eine endemische Entwicklung der Pandemie. Deshalb wurde in einer erneuten Ministerpräsidentenkonferenz darüber beraten, welche Corona-Maßnahmen zum 20. März beendet werden.

Zur Diskussion stand unter anderem die Maskenpflicht in vielen Bereichen. Das bereitet insbesondere Risikopatienten große Sorgen, einige haben Angst, manche meiden Kontakte zu anderen Menschen ohnehin seit zwei Jahren. t-online hat mit zwei dieser Menschen gesprochen.

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Wer sind die Corona-Risikopatienten?

Laut Robert Koch-Institut zählen zahlreiche Personengruppen zu den Menschen, die ein höheres Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf haben. Unter anderem betroffen sind:

  • Personen ab 60 Jahren, da das Immunsystem mit dem Alter immer schwächer reagiert
  • Herz-Kreislauf-Patienten
  • Diabetes-Erkrankte
  • Patienten mit Erkrankungen des Atmungssystems, der Leber oder der Niere
  • Krebspatienten
  • Personen mit Übergewicht
  • Raucher
  • Immungeschwächte (beispielsweise durch bestimmte Medikamente)

Insgesamt zählen in Deutschland rund 36,5 Millionen Menschen zur Corona-Risikogruppe. Etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung zählt sogar zur Hochrisikogruppe.

"Ich würde mich fernhalten, so weit wie möglich"

Einer von ihnen ist Günter Schleder. Er ist gerade 84 Jahre alt geworden. Der Thüringer ist Herzpatient und ehrenamtlicher Beauftragter der Deutschen Herzstiftung. Mit einem mechanischen Aortenklappenersatz und einem implantierbaren Defibrillator (ICD) kann er zwar gut leben, er gilt aber auch als Corona-Hochrisikopatient.

"Ich bin selbst chronisch krank, ich leite aber auch Selbsthilfegruppen mit anderen Herzpatienten", erzählt er. Auf ein Ende der Maskenpflicht blickt er deshalb mit großer Sorge: "Ich würde mich fernhalten, so weit wie es möglich ist – damit ich sichergehen kann, dass ich mich nicht anstecke und es auch nicht weitertragen kann."

"Wir sollten jetzt so weitermachen"

Generell hat er große Angst, wenn alle Maßnahmen gelockert würden: "Dann geht alles wieder von vorne los", vermutet er. Denn das habe man schließlich die vergangenen zwei Jahre deutlich gesehen. "Am wichtigsten wäre mir die Maskenpflicht." Denn so sagt er, mit seinen Vorerkrankungen, kriege er "es mit der Angst zu tun", wenn er auf ein mögliches Ende aller Maßnahmen blickt.

Dort, wo Menschen wie in Gaststätten zusammen kommen, wäre Günter Schleder daher wichtig, dass 2G- oder 3G- Regelungen eingehalten werden. "Wir sollten jetzt so weitermachen, dass wir auf einen Stand kommen, der verträglich ist – ohne, dass die Maßnahmen dann wieder verschärft werden müssen."

Wenn alle Maßnahmen fallen, müsste zunächst sicher sein, dass alle Menschen geimpft sind, ist er überzeugt. "Sodass wir uns nicht wieder gegenseitig anstecken." Und das ist momentan bei Weitem nicht der Fall, gerade steigen die Infektionszahlen fast überall wieder an. "Wenn jetzt die Maßnahmen ab 20. März gelockert werden, dann wird es noch viel schlimmer", befürchtet der 84-Jährige.

Nach der Lungentransplantation kam Covid-19

Eine ganz andere Krankheitsgeschichte, aber ähnliche Sorgen, hat auch Jürgen Frischmann. Der 59-Jährige aus Hessen hatte zunächst einen sogenannten Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, der erst spät entdeckt wurde. "Dazu kam dann eine ausgeprägte COPD", erinnert er sich.

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ist eine Erbkrankheit, die dazu führt, dass die Leberzellen des Betroffenen das Enzym Alpha-1-Antitrypsin fehlerhaft oder in zu kleiner Menge bilden. Unbehandelt kann sich die Erkrankung an Lunge oder Leber, in seltenen Fällen auch in anderen Organen festsetzen. Bei Erwachsenen birgt der Mangel insbesondere ein erhöhtes Risiko für eine COPD ("chronisch-obstruktive Lungenerkrankung"), die zu Atemproblemen führt.

Die chronische Lungenerkrankung ist normalerweise nicht heilbar – außer, es wird ein passender Organspender gefunden. "Dieses große Glück hatte ich im Juni 2020." Doch eine Transplantation führt zu einer Menge Medikamenten, im Herbst 2020 wurden daher schwere Schäden an den Nieren von Jürgen Frischmann festgestellt. Seither ist er abhängig von regelmäßigen Dialysen. Doch damit nicht genug: Bei der Reha infiziert sich der Wiesbadener 2020 mit dem Coronavirus. Fünf Monate lang kämpft er mit geschwächtem Immunsystem gegen Covid-19.

Lockerung der Maßnahmen "völlig unverständlich"

"Allein schon als Dialyse-Patient ist man Risikopatient, aber ich habe zusätzlich auch noch eine Immunabsenkung", erzählt er. Deshalb sei für ihn "völlig unverständlich", dass jetzt über Befreiungen von den Corona-Maßnahmen nachgedacht werde. "Ich werde meine Corona-Maßnahmen beibehalten", ist er überzeugt.

Beispielsweise trage er bereits jetzt ohne Pflicht immer eine Maske beim Lungensport. Den Besuch im Supermarkt plant er auf Zeiten, in denen wenig los ist, Bus fährt er ohnehin nicht. "Ich würde nie mitten in die Innenstadt oder zu Menschenansammlungen gehen." Trotz seiner Erkrankungen lebt Jürgen Frischmann ein recht aktives Leben, er gehe viel raus, plane auch Urlaube – allerdings immer im Hinterkopf: der Abstand von Menschenmassen.

Lungenpatient: "Es ist nichts vorbei"

Seine große Sorge: "Wenn der Druck weg ist, ist in den Geschäften und überall wieder die Hölle los – denn 'es ist ja alles vorbei' – aber es ist nichts vorbei. Die Politiker machen den Menschen jetzt wieder Hoffnungen – aber an Risikopatienten, die wirklich stark von den Lockerungen betroffen wären, an die denken sie nicht." Auch in der Bevölkerung fehle ihm die Erkenntnis, dass jeder mit seinen Handlungen, wie dem Verzicht auf eine Maske, auch andere schädigen kann.

Auch für Jürgen Frischmann wäre die Maskenpflicht die wichtigste Maßnahme. Aber auch Desinfektionsmittel in Geschäften sollte seiner Meinung nach weiterhin zur Verfügung gestellt werden. Dass Gaststätten oder Geschäfte generell wieder öffnen, sofern sie sich weiterhin beispielsweise an Abstandsregelungen halten, sei hingegen vollkommen in Ordnung.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräche mit Betroffenen
  • Robert Koch-Institut
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