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Hanf: Viel mehr als nur eine Droge


Nutz- und Heilpflanze
Hanf – Viel mehr als nur eine Droge

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Aktualisiert am 15.06.2017Lesedauer: 5 Min.
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Hanf – Viel mehr als nur eine Droge (Quelle: OpenRangeStock/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Hanf, lateinisch Cannabis, gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Durch ein Verbot in den 1920er Jahren sind seine positiven Eigenschaften als Nutzpflanze weitgehend in Vergessenheit geraten. Lesen Sie, welchen Nutzen die Pflanze als Lebensmittel, Arzneimittel oder Rohstoff hat und warum sie verboten wurde.

Hanf hat eine lange Geschichte

Bereits um 10.000 v. Chr. wurde Hanf in China als Nutz- und Heilpflanze kultiviert. Die nährstoffreichen Samen dienen als wichtiges Nahrungsmittel, die Fasern als Rohstoff. Als Arzneimittel gegen Malaria, Rheuma und viele andere Leiden fand Hanf erstmals um 2.300 v. Chr. Erwähnung. Von China aus verbreitete sich Hanf in der ganzen Welt. Wie der "deutsche Hanfverband" berichtet, sind die ältesten Funde von Hanfsamen in Europa etwa 5.500 Jahre alt und stammen aus dem Raum Tübingen.

Von der Antike bis in die Neuzeit diente Hanf als wichtiger Rohstoff. Karl der Große erließ um 800 n. Chr. eine Landgüterverordnung, die auch den Hanf-Anbau regelt. Ab dem 13. Jahrhundert stellte man in Europa aus Hanf Papier her. Es entstanden die ersten Papiermühlen und Gutenberg druckte seine berühmte Bibel auf Hanfpapier.

Mit der Segelschifffahrt im 17. Jahrhundert erlebte Hanf seine Blütezeit in Europa. Segel, Seile, Netze, Flaggen und Uniformen der Seeleute wurden hauptsächlich aus Hanf hergestellt. Textilien aus Hanf waren laut "Hanfhaus.de" für hohe Reiß- und Nassfestigkeit bekannt. Durch die Verbreitung der Baumwolle, den Rückgang der Segelschifffahrt und die Papierherstellung aus Holzfasern geriet Hanf als Rohstoff immer mehr in Vergessenheit.

Warum wurde Hanf verboten?

Cannabis war sis in die 1920er Jahre als Arzneimittel frei in Apotheken erhältlich. Erst durch die Opiumkonferenz in Genf im Jahre 1924 wurde Hanf unter Drogenkontrolle gestellt. Seitdem steht es in einer Reihe mit Morphium, Heroin und Kokain. In Deutschland ist der Hanfanbau verboten – unabhängig davon, ob es sich um Nutz- oder um Drogenhanf handelt.

Seit den 1990er Jahren darf Nutzhanf in Deutschland legal angebaut werden. Er wird vor allem zur Gewinnung von Hanffasern angebaut. Wegen der geringen THC-Konzentration eignet sich Nutzhanf nicht zur Herstellung von Rauschmitteln. THC ist die psychoaktive Substanz der Pflanze, die für die berauschende Wirkung verantwortlich ist.

Lebensmittel: Gesundes Superfood

In der Lebensmittelbranche wächst der Marktanteil von Hanf überdurchschnittlich. Das gilt vor allem für die Samen der Pflanze, die seit Jahrhunderten als Grundnahrungsmittel gelten. Hanfsamen sind in ungeschälter und geschälter Form erhältlich und haben sich in den letzten Jahren als Superfood einen Namen gemacht. Sie sind reich an Antioxidantien, Vitamin E und B2.

Ein weiteres Lebensmittel aus Hanf ist das aus den Samen gepresste Hanföl. Es enthält viele ungesättigten Fettsäuren. Wegen seines nussigen Geschmacks eignet sich Hanföl vor allem für Salate. Aufgrund seiner Hitzeempfindlichkeit sollte es aber nicht zum Braten verwendet werden.

Aus den Blüten und Blättern der Hanfpflanze wird ätherisches Hanföl gewonnen. Dieses findet sich als Zusatzstoff in aromatisierten Eistees, Bonbons, Schokolade und anderen Lebensmitteln.

Aus den Samen wird neben Öl auch Proteinpulver hergestellt. Hanfprotein dient Vegetariern, Veganern, Rohköstlern und Sportlern zur Deckung ihres Proteinbedarfs. Neben viel pflanzlichem Eiweiß enthält Hanfprotein Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe.

Arzneimittel: Gut für die Nerven

Hanf galt bereits im alten China, bei den Ägyptern und im antiken Rom als wichtiges Heilmittel gegen verschiedene Leiden. Auch Hildegard von Bingen erwähnte Hanf in ihren Schriften als Medikament. Bis zum Verbot Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Hanf regulär als Arznei verschrieben.

Erst heute gewinnt die Pflanze in der medizinischen Forschung wieder an Bedeutung, berichtet die "Apotheken Umschau". Als wesentliche Inhaltsstoffe gelten dabei Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Sie wirken schmerzlindernd, entzündungshemmend und schützen die Nerven. Die Einsatzmöglichkeiten umfassen die Behandlung von Multipler Sklerose, Aids, Depressionen, Schlaganfall und Parkinson. Bisher gibt es allerdings wenige klinische Studien, welche die Wirkung von Hanf eindeutig belegen.

In Deutschland darf Cannabis nur in Ausnahmefällen als Medikament verschrieben werden. Vorher muss dafür ein Antrag beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gestellt werden. Die Kosten werden von der Krankenkasse nur bei schweren Formen der Spastik, etwa bei Multipler Sklerose, übernommen.

Rauschmittel: Gefahren und Rechtslage

Als Rauschmittel ist Hanf unter vielen Bezeichnungen wie "Gras", "Dope" oder "Piece" bekannt. Unterschieden wird hier zwischen Marihuana und Haschisch: Marihuana ist das spanische Wort für Hanf und bezeichnet die getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze. Haschisch ist das gepresste Harz der Hanfpflanze und bedeutet im arabischen "Kraut".

Im Gegensatz zu Nutzhanf hat Marihuana einen THC-Gehalt zwischen drei und 15 Prozent. Haschisch weist in der Regel höhere Konzentrationen auf. Ein stark konzentrierter Extrakt aus Haschisch oder Marihuana wird als Haschischöl bezeichnet. Es wird jedoch wegen der schwierigen Dosierbarkeit selten verwendet.

Cannabis-Konsum macht süchtig

Laut der Bzga ist ein langfristiger Konsum von Cannabis mit psychischen, sozialen und körperlichen Risiken verbunden. Im Gegensatz zu Alkohol kommt es zwar nicht zu gravierenden Hirnschäden, allerdings kann der Konsum zu psychischer und körperlicher Abhängigkeit führen. Allgemeine Rückzugstendenzen bis hin zur sozialen Isolation sind ein charakteristisches Symptom der psychischen Abhängigkeit. Zu den körperlichen Folgen zählen die Beeinträchtigung der kognitiven Leistungsfähigkeit sowie eine Schädigung der Lungenfunktion. Dies geschieht durch den beim Rauchen inhalierten Tabak.

Grenzfall: Darf man Cannabis besitzen?

Grundsätzlich ist Cannabis in Deutschland verboten. Besitz, Verkauf, Handel und Anbau stehen unter Strafe. Laut Gesetz sind auch kleinste Mengen illegal und führen zu strafrechtlicher Verfolgung. Allerdings werden geringe Mengen oftmals toleriert. Die Grenzwerte unterscheiden sich dabei je nach Bundesland. In der Regel liegt die Höchstgrenze bei sechs Gramm. Dies ist aber nur eine Toleranz-Regelung – auch der Besitz von sehr geringen Mengen schließt einen Prozess nicht aus.

Nicht verboten ist hingegen der Konsum von Marihuana. Beim sofortigen Genuss von Cannabis liegt kein Besitz vor. Das bedeutet, dass ein positiver Drogentest zu keiner weiteren Ermittlung führt. Ausnahme: Es liegen weitere Verstöße wie die berauschte Teilnahme am Straßenverkehr vor. In diesem Fall kommt es bei Überschreiten des Grenzwertes im Blut zum Führerscheinentzug.

Nutzpflanze: Hanf als Rohstoff

Aufgrund seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten gewinnt Hanf in den verschiedensten Wirtschaftsbereichen wieder an Bedeutung. Der Anbau von Nutzhanf beschränkt sich auf bestimmte Sorten: In Deutschland darf nur zertifiziertes Saatgut verwendet werden, das einen TCH von weniger als 0,2 Prozent aufweist, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

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Wenn von Hanf als Rohstoff die Rede ist, sind meist Hanffasern gemeint. Sie finden heute in der Textil-, Papier-, Bau- und Autoindustrie Verwendung.

Hanf in der Papierindustrie

In der Papierproduktion werden Hanffasern vor allem zu Zigarettenpapier, Banknoten und Hygieneprodukten verarbeitet. Durch den hohen Zellulose-Gehalt ist Hanfpapier im Vergleich zu Papierarten auf Holzbasis besonders haltbar und reißfest. Es kann öfters recycelt werden und benötigt weniger Anbaufläche als Holz. Da es in geringen Mengen produziert wird, ist Hanfpapier zudem teurer.

Hanf in der Textilindustrie

Kleidung aus Hanf ist belastbarer und reißfester als Baumwoll-Kleidung. Dies ist auch der Grund, warum der Erfinder der Jeans, Levi Strauss, Hanfstoff als Material für seine Hosen wählte. Hanffasern sind auch weicher als Baumwolle. Sie benötigen beim Anbau weniger an schädlichen Chemikalien. Deshalb eignet sich Hanf-Kleidung besonders für Allergiker.

Die Verfahren zur Verarbeitung von Hanffasern werden ständig verbessert. Ziel ist es, Hanf ähnlich produktiv herzustellen wie Baumwolle. So könnte auch der derzeit noch hohe Preis für Hanftextilien sinken.

Hanf in der Automobilindustrie

Im Jahr 1941 präsentierte der Automobilpionier Henry Ford das "HempCar", das größtenteils aus Hanf hergestellt war. Heutzutage bestehen viele Tür- und Kofferraumauskleidungen sowie Armaturenbretter aus Hanf. Der Grund: Die Naturfaser ist schwer entflammbar und lässt sich unkompliziert verarbeiten.

Hanf in der Bauindustrie

Hanffasern werden in der Baubranche überwiegend als natürlicher Dämmstoff eingesetzt. Hier ist die geringe Feuchtigkeitsaufnahme ein besonderer Vorteil. Auch die Festigkeit von Beton kann durch die Zugabe von Hanffasern erhöht werden. Mittlerweile können auch Backsteine auf Hanfbasis hergestellt werden, die viel leichter sind als herkömmliche Backsteine. Laut dem "deutschen Hanfverband" sehen Fachinstitute aus dem Baubereich in der Verwendung von Hanf ein großes Wachstumspotenzial.

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