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Albanien: Dunkle Vergangenheit lockt ins Land der Bunker


"Vergessenes" Balkanland
Dunkle Vergangenheit lockt Touristen ins Land der Bunker

srt, Angela Böhm

Aktualisiert am 11.01.2017Lesedauer: 4 Min.
Überbleibsel des kommunistischen Regimes in Albanien: 700.000 Bunker wollte der ehemalige Diktator Hoxha errichten. Wie viele gebaut wurden, ist aber nicht bekannt.Vergrößern des BildesÜberbleibsel des kommunistischen Regimes in Albanien: 700.000 Bunker wollte der ehemalige Diktator Hoxha errichten. Wie viele gebaut wurden, ist aber nicht bekannt. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Das vergessene Balkanland galt lange als "Nordkorea Europas". Nun öffnet sich Albanien immer mehr für westliche Besucher. Die können über die Geheimnisse der kommunistischen Welt und spektakuläre historische Städte staunen. Sehen Sie Eindrücke auch in unserer Foto-Show.

Wie kleine Trutzburgen kleben am Fels Häuser, deren spitze Giebel unter schweren Steinplatten ächzen. Seit die Unesco 2005 Gjirokastra zum Weltkulturerbe erklärt hat, kommen immer mehr Touristen in den südalbanischen Ort.

Plan: 750.000 Bunker für drei Millionen Einwohner

In einem Haus am Hang des Mali i Gjerë-Berges erblickte auch Enver Hoxha im Jahre 1908 das Licht der Welt. Aus Enver mit dem albanischen Allerweltsnamen Hoxha wurde ein übermächtiger kommunistischer Diktator, der das kleine Balkanland fast ein halbes Jahrhundert vom Rest der Welt isolierte. Selbst mit den kommunistischen Bruderländern brach er, fürchtete am Ende sogar von ihnen Gefahr.

Paranoid plante er 750.000 Bunker, errichtet wurden wohl deutlich weniger. Jeder der knapp drei Millionen Albaner sollte darin sein Land verteidigen. Wie viele am Ende gebaut wurden, kann niemand sagen. Unverwüstlich stehen sie nun mit ihren Schießscharten in der Landschaft.

Albanien wirbt mit "dunklem Tourismus"

"Sie sind die Nummer eins unter den Souvenirs", zeigt Souvenirverkäuferin Jona Dhrami stolz ihr Sortiment an Bunkern in allen Größen, die sich als versteckte Aschenbecher entpuppen. Die Relikte aus dem "Kalten Krieg" sollen Touristen aus aller Welt nach Albanien locken. Denn Millionen von Menschen zieht es in ihrem Urlaub an Orte des historischen Schreckens.

"Wir setzen auf dunklen Tourismus", sagt Milva Ekonomi, die Ministerin für Wirtschaftsentwicklung, Tourismus, Handel und Unternehmen. In der Hauptstadt Tirana, rund 230 Kilometer nördlich von Gjirokastra, öffnete die Regierung 2014 die Türen zum geheimen Diktatoren-Bunker von Enver Hoxha. Fünf Etagen hatte er in den Berg graben lassen: 106 Zimmer, Sitzungsraum, Kino und Privatgemächer. In denen sollten seine Familie und das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Schutz vor einem Atomangriff finden. "Bunk'Art" heißt das Projekt.

Bunker in allen Größen

In der Stadtmitte, zwischen der alten Moschee und dem Innenministerium, wird derzeit ein weiterer Bunker restauriert: 1000 Quadratmeter groß, mit Bunkerbüros, Schlafsälen und einer holzvertäfelten Suite für den Innenminister.

An der schnurgeraden Prachtstraße, auf deren breiten Gehsteigen die Albaner abends auf und ab flanieren, erinnert ein Mahnmal an die dunkle Zeit des Kommunismus: Ein Mini-Bunker für zwei, eingerahmt von einem Stück Berliner Mauer und dem Eingangstor zu einem der schlimmsten politischen Gefängnisse Albaniens.

Gleich dahinter funkelt das "Blloku". "Der Block" nennen sie das Stadtviertel in dem einst die kommunistische Elite in Villen mit Pool wohnte. Nun reihen sich dort hippe Bars, Clubs und Restaurants aneinander, so wie in Berlin, Hamburg oder München. Luxuslimousinen drängen sich in den Straßen.

Albanien steht an der Schwelle zur EU

Albanien, das einstige Armenhaus Europas, steht auf der Schwelle zum Club der aufstrebenden Länder. Seit 2014 ist es offizieller Beitrittskandidat der EU. 2015 wurde es von Deutschland zum sicheren Herkunftsland erklärt. Dennoch will die Hälfte der Jugend noch immer weg, in der Hoffnung auf ein besseres Leben.

Schon an den Schulen versucht Zmira Rami, die neue Bürgermeisterin der "Steinernen Stadt", Überzeugungsarbeit zu leisten, dass die Jugendlichen auch daheim ein gutes Leben haben können: "Wir laden die Schüler ein, dass sie mit den Touristen reden, um zu sehen, wie schön es ist mit ihnen zu arbeiten."

Weitere Informationen:

  • Allgemeine Auskunft: National Tourism Agency, Rr. Sermedin Said Toptani, Tirana, Tel. 0035542273778, info@akt.gov.al, www.akt.gov.al, www.gjirokastra.org
  • Albanien auf der Toruismusmesse: Die Urlaubsmesse CMT in Stuttgart präsentiert mit mehr als 2000 Ausstellern vom 14. bis 22. Januar 2017 von 10 bis 18 Uhr Reiseziele aus aller Welt und Albanien als Partnerland. Online-Tageskarte für Erwachsene 13, Familientageskarte 28 Euro, Landesmesse Stuttgart, Messepiazza 1, 70629 Stuttgart, Tel. 0711/185600, www.messe-stuttgart.de/cmt.
  • Sicherheit: Das kleine Land am Mittelmeer, zwischen Montenegro, Kosovo, Mazedonien und Griechenland gelegen, ist viel besser als sein Ruf. Für Entdecker gilt es längst als Geheimtipp. 2017 ist Albanien Partnerland der weltweit größten Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit in Stuttgart. Die CMT dauert vom 14. bis zum 22. Januar 2017. In der bunten Hauptstadt Tirana und an den Mittelmeerstränden boomt es. Dort ist es nicht unsicherer oder sicherer als in anderen Ländern. "Fälle von Gewaltanwendung bei Klein- und Straßenkriminalität sind selten", schreibt das Auswärtige Amt.
  • Zum Weltkulturerbe zählen die alten osmanischen Städte Gjirokastra und Berat mit ihren imposanten Burgen sowie die antike Ruinenstätte Butrint. Neu ausgebaute Straßen verbinden sie mit der Hauptstadt Tirana.
  • Anreise: 17 Kilometer nordwestlich von Tirana liegt der internationale Flughafen "Mutter Teresa Airport". Aus Deutschland wird er von Eurowings (Direktflug ab Köln Hinflug 69,99 Euro) und Lufthansa (Frankfurt Hin- und Rückflug ab 239 Euro) direkt angeflogen. Mit dem Auto geht es per Fähre vom italienischen Bari in die albanische Küstenstadt Durrës. Sie liegt 36 Kilometer von Tirana entfernt. Einen Katzensprung ist es ganz im Süden von der griechischen Insel Korfu, nur zwei Kilometer liegen zwischen ihr und Albanien. Eine Fähre verbindet Korfu mit Saranda. Von dort sind es knapp anderthalb Autostunden nach Gjirokastra und rund 20 Kilometer nach Butrint.
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