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Kaffee in Italien – Starbucks ist keine Konkurrenz


Caffè-Nostalgie in Italien
Starbucks kann ruhig kommen

srt, Tinga Horny

29.06.2017Lesedauer: 3 Min.
Zahlreiche Besucher genießen ihren Espresso und Caffè am Piazza dell'Unita d'Italia in Triest (Italien).Vergrößern des BildesZahlreiche Besucher genießen ihren Espresso und Caffè am Piazza dell'Unita d'Italia in Triest (Italien). (Quelle: imagebroker/Harald Wenzel/imago-images-bilder)
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Geht alles nach Plan, dann wagt sich 2018 Starbucks erstmals nach Italien. Jawohl, ins Espresso- und Cappuccino-Paradies! Doch die italienischen Kaffeehäuser mit Tradition brauchen die Konkurrenz aus den USA nicht zu fürchten. Eine Auswahl der besten Adressen.

Von Mailand aus plant die US-Kaffee-Kette, die weltweit über 25.000 Niederlassungen zählt, die Eroberung mit einem riesigen Laden in der ehemaligen Börse. Und das, wo doch Kaffee Teil der italienischen Identität ist. Oder hat jemand jemals einen teetrinkenden Italiener am Tresen im Caffè stehen gesehen?

Doch angesichts ihrer Traditionscafés kann Bella Italia ganz entspannt der Invasion von kaffeehaltigen Heiß- und Kaltgetränken entgegensehen. Ein doppelter Espresso in einer dickwandigen Porzellantasse bietet locker jedem Caramel Flan Latte im XL-Pappbecher die Stirn. Das sind die Klassiker unter den Caffès.

Caffè degli Specchi in Triest

Das Zentrum der Kaffeekultur heißt Triest. Hier wird seit Jahrhunderten Kaffee importiert, gehandelt und geröstet. Unbestätigten Statistiken zufolge bringt es ein Einwohner dieser Stadt auf 1500 "Nero" (Espresso) pro Jahr. Bekannte Röstereien wie Hausbrandt und Illy haben hier ihren Sitz. Als Besucher kommt niemand um das Caffè degli Specchi im prächtigen Palazzo Stratti herum. Allein schon wegen der Lage an der Piazza dell'Unità d'Italia, dem Wohnzimmer der Stadt. Die Institution ist ein typisches Kind der Habsburger Gründerzeit: Ein Grieche gründete die Institution 1839 im Stil eines Wiener Kaffeehauses. Noch heute würden berühmte Literaten wie Franz Kafka und James Joyce das Café wiedererkennen, denn die Einrichtung mit den Wandspiegeln und der langen Espressotheke haben sich kaum verändert.

Caffè Florian in Venedig

Das älteste Caffè des Landes ist jedoch das Florian in Venedig. Seit 1720 befindet sich das Café unter den Arkaden am Markusplatz. Zentraler geht es nicht, teurer wohl auch kaum. Wer sich den Cappuccino im zuckrigen Neo-Rokoko-Interieur von einem der immer leicht schnöseligen Kellner auf dem Silbertablett servieren lässt, der zahlt derzeit zwölf Euro – pro Tasse.

Doch dieser Preis sollte wie ein Museumseintritt betrachtet werden: Nirgendwo anders wird die Vergangenheit Venedigs so lebendig wie hier. An den wackligen Tischchen haben sie alle schon am Espresso genippt – Goethe, Balzac und Proust, aber natürlich auch Richard Wagner und Thomas Mann. Zudem war das Caffè Florian auch ein Zentrum des Widerstands. Hier traf sich 1848 der italienische Widerstand, um Pläne gegen die Habsburger Herrschaft zu schmieden.

Caffè Gilli in Florenz

Die Glastheke mit Eclairs, bunten Obsttörtchen und Petit fours des Caffè Gilli in Florenz scheint kein Ende zu nehmen. Auf Pasticceria, also Konditoreiwaren, ist dieses Haus seit seiner Gründung 1733 spezialisiert. Schließlich waren seine Gründer Feinbäcker aus der Schweiz.

Das heutige Café zog erst 1917 an die Piazza Republica, aber schon davor war es ein wichtiger Treffpunkt der Florentiner. Vor allem in den unruhigen Zeiten um 1848 avancierte das Gilli zum Treffpunkt für Intellektuelle, denen die Unabhängigkeit Italiens ein Anliegen war. Heutzutage besitzt das Café den Belle-Epoque-Charme des frühen 20. Jahrhundert mit langen Polsterbänken und vertäfelten Wänden.

Caffè Pedrocchi in Padua

Grün, Weiß, Rot – Italiens Nationalfarben bestimmen die Farben der drei Salons des Caffè Pedrocchi in Padua. Die Spezialität des Hauses ist ein sehr heißer Espresso mit grünem Schaum. Der Trick: Die Farbe stammt von mit Pfefferminze versetzter Milch. 1831 zog das Pedrocchio zentral in die Nähe von Universität, Rathaus und Markthalle. Das Kaffeehaus ist bekannt für seinen eklektischen Baustil: außen venezianisch-ägyptisch und innen neo-klassizistisch mit hohen Decken und Säulen.

Die Farben wiesen jeder Gästegruppe ihren Raum zu. Im grünen Salon trafen sich Studenten sowie weniger Wohlbetuchte und wurden von den Kellnern in Ruhe gelassen. Im weißen Salon wurde Mittag- und Abendessen serviert. Rot dominierte dagegen im Hauptraum mit dem obligatorischen langen Tresen und den Kuchenvitrinen. Verständlich, dass angesichts der Nationalfarben das Café während des Unabhängigkeitskriegs ein wichtiger Ort war. So wichtig, dass die österreichische Armee das Caffè 1848 sogar angriff.

Caffè Sant Eustachio in Rom

Nichts für Besucher mit müden Beinen, die unbedingt sitzen wollen, ist das Caffè Sant Eustachio in Rom. Mitten in der Altstadt zwischen Piazza Navona und Pantheon erinnert diese Espressobar so gar nicht an großartige Zeiten. Stattdessen konzentriert sie sich seit 1938 auf das Wesentliche: hausgerösteten Kaffee, für den sich lange Schlangen bilden. Der Barista will nur wissen, ob er den Gran Caffè auch süßen soll, bevor er ihn auf den Tresen stellt. Diesen doppelten Espresso genießen die Römer dann im Stehen umgeben von Vitrinen und Stapeln gelber Dosen und Verpackungen, in denen der berühmte Kaffee auch verkauft wird.

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