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Spritpreise sinken, bleiben dennoch hoch: Der Gewöhnungseffekt täuscht


Spritpreise: Günstig oder teuer?
Warum Sprit billig erscheint – obwohl er teuer ist

Von t-online, dpa, jb

09.06.2025 - 11:04 UhrLesedauer: 3 Min.
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Zapfsäule mit aktuellen Spritpreisen: Viele schätzen die Preise falsch ein. (Quelle: IMAGO/Michael Gstettenbauer/imago)
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Die Spritpreise sinken – und sind dennoch hoch. Wie kann das sein? Ein Blick auf Zahlen, Steuern und Psychologie zeigt, warum sich Tanken gerade günstig und teuer zugleich anfühlt.

Spritpreise unter zwei Euro pro Liter – für viele klingt das inzwischen wie ein Schnäppchen. Doch im Vergleich zu früher sind die Preise weiter hoch. Eine Analyse zeigt: Ob Tanken teuer oder günstig ist, hängt stark von der Perspektive ab – und vom Gewöhnungseffekt.

Die Zahlen

Im Mai 2025 kostete ein Liter Super E10 im bundesweiten Schnitt 1,68 Euro, Diesel lag bei 1,56 Euro – das zeigen Daten des ADAC. Damit sind die Preise deutlich niedriger als noch 2022, als infolge des Ukraine-Kriegs zeitweise mehr als zwei Euro pro Liter fällig wurden.

Doch der Blick zurück zeigt auch: Vor fünf Jahren, 2020, lag der Dieselpreis zeitweise unter einem Euro. Und selbst im Durchschnitt waren Benzin und Diesel damals rund 40 Cent günstiger als heute. Auch im Jahrzehnt vor der Energiekrise waren die Preise im Schnitt mehr als 20 Cent niedriger als aktuell.

Wer die Inflation mit einrechnet, bekommt allerdings ein anderes Bild: Seit dem Jahr 2000 sind die Lebenshaltungskosten insgesamt um mehr als 60 Prozent gestiegen. Rechnet man die Spritpreise entsprechend hoch, liegen die aktuellen Preise eher im Mittelfeld. Bei Diesel waren zwölf der letzten 25 Jahre inflationsbereinigt teurer, bei Benzin sogar 18.

So setzen sich die Spritpreise zusammen

Warum der Preis an der Zapfsäule so stark schwankt, liegt vor allem am Ölpreis. Der hat in den vergangenen fünf Jahren zwischen unter 40 und über 100 Euro pro Barrel gelegen. Der direkte Anteil am Literpreis lässt sich zwar nur schätzen, liegt aktuell aber bei rund 36 Cent.

Der größte Posten kommt allerdings vom Staat: Bei Superbenzin entfallen rund 105 Cent auf Energiesteuer, Mehrwertsteuer und CO2-Abgabe, bei Diesel sind es etwa 86 Cent. Besonders auffällig: Die Energiesteuer macht über die Hälfte davon aus und ist seit 2003 praktisch unverändert. Der CO2-Preis ist erst in den letzten Jahren hinzugekommen – mit rund 13 Cent bei Benzin und 15 Cent bei Diesel aber noch überschaubar.

Der Rest entfällt auf Verarbeitung, Transport, Vertrieb und Gewinne – hier fehlen exakte Zahlen. Klar ist aber: Auch dieser Teil dürfte angesichts gestiegener Löhne und Energiepreise zunehmen, bleibt jedoch kleiner als die Steuerlast.

 
 
 
 
 
 
 

Warum Sprit billig erscheint – obwohl er teuer ist

Viele Autofahrer empfinden die aktuellen Preise als moderat – obwohl sie historisch gesehen hoch sind. Woran liegt das? Laut dem ADAC-Experten Christian Laberer spielt die Gewöhnung eine große Rolle.

Nach den Rekordwerten von über zwei Euro pro Liter erscheint ein Preis von 1,70 Euro fast schon günstig. "Es ist wie beim Raumklima", sagt Laberer der Nachrichtenagentur dpa: "Wenn man aus der Kälte in einen kühlen Raum kommt, wirkt der Raum plötzlich warm." Das heißt: Wer lange mit sehr hohen Preisen konfrontiert war, nimmt sinkende Werte emotional als Entlastung wahr – auch wenn sie objektiv immer noch über dem Schnitt der letzten Jahrzehnte liegen.

2025: Ein weiteres teures Tankjahr?

"Ich würde nicht sagen, dass Sprit derzeit günstig ist", erklärt Laberer. Zwar habe sich die Lage verglichen mit den Extremjahren 2022 und 2023 entspannt, doch im historischen Vergleich sei 2025 auf dem Weg, eines der teuersten Tankjahre überhaupt zu werden – möglicherweise das viertteuerste.

Die Inflation relativiere diesen Eindruck, aber Laberer sieht trotzdem "noch Luft nach unten", insbesondere bei den Margen im Großhandel und in den Raffinerien. Dort bleibe derzeit deutlich mehr Geld hängen als vor der Energiekrise. Das bedeutet: Ein Teil der hohen Preise könnte theoretisch eingespart werden – wenn die Zwischenstufen zwischen Rohöl und Zapfsäule etwas weniger Gewinn mitnehmen würden.

Was das für Sie bedeutet

Auch wenn die Preise an der Tankstelle momentan niedriger erscheinen – billig ist Sprit deshalb noch lange nicht. Im langfristigen Vergleich zahlen Autofahrer weiterhin viel. Und ein Großteil des Preises entsteht gar nicht an der Zapfsäule selbst, sondern durch Steuern, Abgaben und Zwischenmargen.

Wer günstig tanken will, sollte daher vor allem auf den richtigen Zeitpunkt achten: Frühmorgens oder abends unter der Woche sind die Preise oft am niedrigsten. Und wer Spritpreise besser einordnen möchte, sollte nicht nur auf den Betrag schauen – sondern auch auf Inflation, Marktmechanismen und die eigene Wahrnehmung.

Verwendete Quellen
  • Mit dem Material der Nachrichtenagentur dpa
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