Wegen Karikaturen: Iran droht Frankreich mit Konsequenzen
Der Anschlag auf das Satiremagazin in Paris jΓ€hrt sich am Samstag zum achten Mal. Jetzt droht der Iran mit Konsequenzen wegen Karikaturen.
Das franzΓΆsische Satiremagazin "Charlie Hebdo" hat am Mittwoch ausgewΓ€hlte Einsendungen seines Karikaturenwettbewerbs #MullahsGetOut verΓΆffentlicht. Der Wettbewerb wurde anlΓ€sslich einer Sonderausgabe zum achten Jahrestag des Anschlages auf die Redaktion in Paris ausgeschrieben.
Die Karikaturen spielen auf die EinschrΓ€nkungen der Menschenrechte von Frauen im Iran durch die Mullahs an β und auf die Proteste dagegen. Eine Zeichnung karikiert Ajatollah Ali Chamenei, wie er versucht, an einen Strick zu gelangen, um sich vor dem Ertrinken in einem See aus Blut zu retten. Eine andere zeigt das iranische Staatsoberhaupt erhΓ€ngt in den zum Zopf gebundenen Haaren einer Frau.
Karikaturen der UnterdrΓΌckung
Es ist nicht das erste Mal, dass "Charlie Hebdo" iranische Politiker verspottet. Von der Islamischen Republik wurde das Satiremagazin deshalb bereits auf eine Sanktionsliste gesetzt. "Charlie Hebdo" scherzt trotzdem weiter: "Internationaler Wettbewerb #MullahsGetOut: Jeder Teilnehmer hat einen Platz in der HΓΆlle gewonnen".
Wir benΓΆtigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Twitter-Inhalt anzuzeigen. Sie kΓΆnnen diesen (und damit auch alle weiteren Twitter-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Nachdem die Zeitschrift am Mittwoch diverse Karikaturen des Staatsoberhaupts Ali Chamenei verΓΆffentlicht hatte, drohte Teheran mit Konsequenzen und bestellte den franzΓΆsischen Botschafter ein. Der Iran empfand die Karikaturen als "Beleidigung der Symbole der SouverΓ€nitΓ€t und nationalen Werte" und reagierte: Das FranzΓΆsische Institut fΓΌr Forschung im Iran (IFRI) solle geschlossen werden, gab das iranische AuΓenministerium am Donnerstag bekannt.
Keine Blasphemie, sondern Pressefreiheit
Catherine Colonna Γ€uΓerte sich dazu im franzΓΆsischen Nachrichtensender LCI mit einem Verweis auf den rechtlichen Rahmen der VerΓΆffentlichung. Im franzΓΆsischen Recht gebe es keine Blasphemie, sagt Frankreichs AuΓenministerin. "In Frankreich gibt es im Gegensatz zu dem, was im Iran vor sich geht, Pressefreiheit." Auf offiziellem Wege habe man von der SchlieΓung des Instituts noch nichts gehΓΆrt, hieΓ es in Colonnas Ministerium. Sollte sich dies bestΓ€tigen, wΓ€re das bedauerlich. Das franzΓΆsische Institut sei eine Hochburg der Kultur und des Austauschs im Iran.
Der Ton zwischen Teheran und den Regierungen europΓ€ischer LΓ€nder verschΓ€rfte sich bereits in den letzten Wochen. Grund dafΓΌr ist andauernde Kritik am gewaltsamen Vorgehen iranischer SicherheitskrΓ€fte gegen Protestierende. Die Demonstrationen im Iran wurden ausgelΓΆst durch den Tod von Jina Mahsa Amini. Seit dem Ausbruch der Proteste verhΓ€ngte die EU Sanktionen gegen Sicherheitsbeamte und Politiker im Iran.
- Offizielle Website von "Charlie Hebdo"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa