Newsblog zum Ukraine-Krieg Polen: Luftabwehreinsatz nach russischem Angriff nahe Grenze

Rächt sich Putin für "Operation Spinnennetz"? Aus der Ukraine werden in der Nacht Luftangriffe gemeldet. Alle Entwicklungen im Newsblog.
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Polen: Luftabwehreinsatz nach russischem Angriff auf Ukraine nahe Grenze
Nach einem russischen Luftangriff auf die Westukraine nahe der Grenze zu Polen ist die Luftabwehr des Landes und seiner Verbündeten im Einsatz. "Die ergriffenen Maßnahmen zielen darauf ab, die Sicherheit in den an die gefährdeten Gebiete angrenzenden Regionen zu gewährleisten", schreibt das polnische Militär auf X.
Der operative Befehlshaber der polnischen Streitkräfte habe alle ihm zur Verfügung stehenden Kräfte und Mittel aktiviert, Kampfflieger seien aufgestiegen und die bodengestützten Luftverteidigungs- und Funkaufklärungssysteme habe den Zustand höchster Bereitschaft erreicht.
Es seien präventive Maßnahmen. Das Einsatzführungskommando der polnischen Streitkräfte bleibe weiterhin in ständiger Alarmbereitschaft, um auf Bedrohungen zu reagieren, führt das Militär aus.
Ukraine: Russischer Angriff auf Kiew, Luftabwehr im Einsatz
Die ukrainische Luftabwehr ist mit der Abwehr eines russischen Angriffs auf Kiew beschäftigt, wie die Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt auf Telegram mitteilt.
Schon am späten Abend war Kiew erneut Ziel massiver russischer Drohnenangriffe geworden. Die Flugabwehr sei aktiv gewesen, berichteten sowohl die ukrainische Luftwaffe als auch die regionale Militärverwaltung. Angesichts der bereits zuvor gesichteten Drohnenschwärme war schon frühzeitig Luftalarm ausgelöst worden. Über eventuelle Schäden oder Opfer der Angriffe lagen zunächst keine Informationen vor.
Neben Kiew wurde auch in einer Reihe anderer Gebiete der Ukraine Luftalarm ausgelöst. Dieser galt unter anderem für Sumy, Tschernihiw, Poltawa, Charkiw und Dnipropetrowsk.
Sonntag, 8. Juni
US-Regierung rechnet offenbar mit russischem Großangriff
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters rechnet die US-Regierung mit einem massiven russischen Angriff auf die Ukraine in den kommenden Tagen. Demnach dürften bei dem Angriff sowohl Kamikazedrohnen als auch Marschflugkörper und ballistische Raketen zum Einsatz kommen. Die US-Regierung wertet den erwarteten Großangriff als Vergeltung für die jüngste "Operation Spinnennetz" des ukrainischen Geheimdienstes SBU, bei der eine Vielzahl russischer Flugzeuge zerstört oder beschädigt wurde.
Nach Angaben der "Bild"-Zeitung hält es auch die Bundesregierung für möglich, dass Russland in Kürze zu einem großen Vergeltungsschlag ausholt. Die Aktivitäten der russischen Seite werde "genau beobachtet", schrieb die Zeitung unter Berufung auf nicht näher genannte Regierungskreise. Die Ukraine hat sich bislang nicht zu den Berichten geäußert.
Schon in den vergangenen Nächten hatte Russland ukrainische Städte wieder massiv aus der Luft angegriffen. Bei einem Angriff auf Kiew in der Nacht zu Freitag setzte Russland mehr als 400 Kamikazedrohnen vom Typ Shahed ein. Bei einem Angriff auf die zweitgrößte Stadt Charkiw in der Nacht zu Samstag waren es mehr als 200 Shaheds. Bei den Angriffen wurden mehrere Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt.
Selenskyj: US-Regierung leitet 20.000 Raketen für die Ukraine um
Die US-Regierung hat nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eine für die Ukraine bestimmte Lieferung von 20.000 Antidrohnenraketen in den Nahen Osten umgeleitet. Die Geschosse seien speziell zum Abfangen iranischer Kamikazedrohnen vom Typ Shahed entwickelt worden, sagte Selenskyj dem US-Sender ABC News. Russland greift ukrainische Städte immer wieder mit Hunderten Shahed-Drohnen gleichzeitig an.
"Wir haben uns auf diese 20.000 Raketen verlassen", sagte Selenskyj dem Sender am Sonntag. "Ihre Entwicklung war nicht teuer, bedurfte aber spezieller Technologie. Am Morgen hat mich der Verteidigungsminister informiert, dass die USA diese Raketen in den Nahen Osten geschickt haben", so Selenskyj. In welches Land die Raketen stattdessen geschickt wurden, ließ er offen. Die Entwicklung der Raketen sei noch mit der Regierung von Präsident Biden ausgemacht worden, erklärte der Präsident.
Selenskyj unterstrich die Gefahr, die von den Shahed-Drohnen für die ukrainische Bevölkerung ausgeht. Außerdem betonte er den Bedarf der Ukraine an Flugabwehrraketen vom Typ Patriot. Diese gelten als effektivste Waffe gegen russische Raketen und Marschflugkörper. Seit der Amtsübernahme von Donald Trump haben die USA der Ukraine keine neue Munition mehr für ihre Patriotgeschütze geliefert. Die letzte Lieferung von 90 Patriotraketen erhielt Kiew Anfang des Jahres aus Israel.
Russland meldet Geländegewinne
Die russischen Streitkräfte dringen nach eigenen Angaben derzeit am Boden in die ukrainische Region Dnipropetrowsk vor. Die russische Armee teilte am Sonntag im Onlinedienst Telegram mit, Kräfte einer Panzereinheit hätten "die Westgrenze der Volksrepublik Donezk erreicht und führen weiterhin eine Offensive in der Region Dnipropetrowsk". Donzek gehört zu den fünf Regionen, die Russland nach eigenen Angaben annektiert hat, das an Donezk angrenzende Dnipropetrowsk gehört bislang nicht dazu.
Der Vormarsch der russischen Streitkräfte in eine weitere Region der Ukraine wäre sowohl ein symbolischer als auch ein strategischer Rückschlag für Kiew nach monatelangen Verlusten auf dem Schlachtfeld. Eine Reaktion der Ukraine lag zunächst nicht vor. Auf dem pro-ukrainischen Onlineportal "Deep State Map", das Frontverläufe nachzeichnet, werden jedoch russische Streitkräfte in unmittelbarer Nähe der Region Dnipropetrowsk markiert. Am Morgen hatten die ukrainischen Behörden ein Todesopfer bei russischen Angriffen in der Region gemeldet.
Dnipropetrowsk ist ein wichtiges Bergbau- und Industriezentrum der Ukraine. Tiefere russische Vorstöße in die Region könnten ernste Folgen für die angeschlagene Armee und Wirtschaft der Ukraine haben.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters