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Nato will sich auf möglichen Angriff Russlands vorbereiten


"Gegner bestimmt den Zeitplan"
Nato will sich auf möglichen russischen Angriff vorbereiten

Von t-online, lw

Aktualisiert am 19.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Russischer T-90-Panzer (Archivbild): Die Nato will an einem Plan gegen mögliche russische Angriffe arbeiten.Vergrößern des BildesRussischer T-90-Panzer (Archivbild): Die Nato will an einem Plan gegen mögliche russische Angriffe arbeiten. (Quelle: IMAGO/Russian Defence Ministry Press S)
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Sollte Kremlchef Putin die Nato angreifen, will das Bündnis vorbereitet sein. Im Juli möchte es entsprechende Pläne beschließen.

Die Nato bereitet sich offenbar auf den Ernstfall vor: Auf dem Gipfeltreffen im Juli in Litauens Hauptstadt Vilnius wollen die Staats- und Regierungschefs der Nachrichtenagentur Reuters zufolge einen geheimen Militärplan beschließen – der in Kraft treten soll, falls Russland das Verteidigungsbündnis angreift. Ein derartiger Plan bestand demnach nicht mehr seit dem Kalten Krieg (1947-1991).

Jahrzehntelang hatte die Nato dem Bericht zufolge keine Notwendigkeit gesehen, groß angelegte Verteidigungspläne zu erstellen, da sie das postsowjetische Russland nicht als existenzielle Bedrohung ansah. Angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine will das Bündnis aber nun alle Planungen finalisieren, bevor es zu einem russischen Angriff kommen könnte.

"Nicht wir, sondern unser Gegner bestimmt den Zeitplan"

"Der grundlegende Unterschied zwischen Krisenmanagement und kollektiver Verteidigung ist folgender: Nicht wir, sondern unser Gegner bestimmt den Zeitplan", sagte Admiral Rob Bauer, einer der höchsten militärischen Beamten der Nato, zu Reuters und fügte an: "Wir müssen uns auf die Tatsache vorbereiten, dass ein Konflikt jederzeit auftreten kann."

In den Plänen gebe die Nato den Mitgliedstaaten auch vor, wie sie ihre Streitkräfte und ihre Logistik verbessern können. "Die Verbündeten werden genau wissen, welche Kräfte und Fähigkeiten benötigt werden und wo, was und wie sie eingesetzt werden sollen", sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg der Nachrichtenagentur über die streng geheimen Dokumente. Der Plan sehe bestimmte Truppen für die Verteidigung bestimmter Regionen vor, heißt es weiter.

Stoltenberg geht davon aus, dass die Mitgliedsländer beim Gipfel am 11. und 12. Juli erneut zusagen werden, ihre Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Die Nato-Länder müssten sich mehr anstrengen, sagte Stoltenberg auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem portugiesischen Ministerpräsidenten Antonio Costa in Lissabon. Im vergangenen Jahr hätten nur sieben Nato-Länder dieses Ziel erreicht.

Fast doppelt so viele Nato-Mitglieder

Militärisch hat sich seit Ende des Kalten Krieges einiges verändert: Damals hatte die Nato 16 Mitglieder, inzwischen sind es 31. Zudem hat sich das Bündnis um etwa 1.000 Kilometer nach Osten ausgeweitet. Mit dem Beitritt Finnlands im April 2023 verdoppelte sich die Nato-Grenze zu Russland zudem auf 2.500 Kilometer. Das führt dazu, dass Deutschland nicht mehr als mögliches Hauptkampfgebiet angesehen wird, sollte es zu einem russischen Angriff kommen.

Während sich die Nato im Kalten Krieg auf einen groß angelegten Atomkrieg gegen die Sowjetunion vorbereitete, rechne das Bündnis jetzt mit einer anderen Art der Kriegsführung, sagte Historiker Ian Hope vom Obersten Hauptquartier der Alliierten Mächte in Europa (Shape), zu Reuters. "Wir stellen uns keinen Krieg wie im Kalten Krieg vor, bei dem die verbündeten Streitkräfte gleichzeitig mit groß angelegten Angriffen des Warschauer Paktes getroffen werden." Er verwies auf regional begrenzte Konflikte, die durch den schnellen Einsatz von Streitkräften eingedämmt werden müssten.

Gleichzeitig stellten das Internet, Drohnen, Hyperschallwaffen und ein schneller Informationsfluss neue Herausforderungen dar. "Die gute Nachricht ist, dass wir über die Transparenz des Schlachtfelds sprechen. Dank der vielen Satelliten und der vielen Informationen können wir eine heranreifende Krise erkennen", sagte Generalleutnant Hubert Cottereau, stellvertretender Stabschef von Shape, der Nachrichtenagentur. "Für die Ukraine hatten wir alle Indikatoren schon im Voraus."

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"Irgendwann will man einen Nagel finden"

Aus diesem Grund sieht die Nato – entgegen der Forderungen der baltischen Staaten – wohl keine Notwendigkeit darin, die Truppenstärke im Osten weiter zu erhöhen. "Je mehr Truppen man an der Grenze aufstellt, desto mehr ist es wie mit einem Hammer. Irgendwann will man einen Nagel finden", warnte Cottereau. "Wenn die Russen Truppen an der Grenze aufstellen, macht uns das nervös – wenn wir Truppen an der Grenze aufstellen, macht das sie nervös."

Das Verteidigungsbündnis hatte im vergangenen Jahr wegen des Krieges in der Ukraine beschlossen, 300.000 Soldaten in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen, davor waren es 40.000.

Nato-Vertreter gehen Reuters zufolge davon aus, dass es einige Jahre dauern wird, bis die Pläne vollständig umgesetzt sind. Zugleich betonten sie, dass das Bündnis jederzeit in den Kampf ziehen könne. "Wir müssen in der Lage sein, heute Abend zu kämpfen, wenn es nötig ist – mit dem, was wir haben", sagte Cottereau.

Verwendete Quellen
  • reuters.com: "NATO reaches back to Cold War past with first major defence plans" (englisch)
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