"Alle Menschen haben Träume" Frontex veröffentlicht Abschiebe-Broschüre für Kinder

Die europäische Grenzschutzagentur will mit Broschüren Kindern und Jugendlichen erklären, wie Abschiebungen ablaufen. Bei Kinderrechtlern löst das Kritik aus.
Überschrieben sind die Dokumente mit "Mein Leitfaden zur Rückkehr". Es sei für Kinder und Jugendliche geschrieben, "die umziehen und im Heimatland" ihrer Eltern leben müssen. Verfasst hat die Broschüren die europäische Grenzschutzagentur Frontex, um Kindern und Jugendlichen zu erklären, auf was sie sich bei ihren Abschiebungen einstellen sollten. Allerdings fällt das Wort "Abschiebung" dabei kein einziges Mal.
Die Dokumente wurden bereits 2023 in unterschiedlichen Sprachen veröffentlicht, blieben aber zunächst von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. In der vergangenen Woche machte dann der hessische Flüchtlingsrat darauf aufmerksam und warf Frontex auf der Plattform Bluesky vor, die Abschiebung als "Abenteuergeschichte" zu inszenieren.
"Begleitpersonen" und Handschellen
Die Agentur hat eine Broschüre für Kinder und eine für Jugendliche veröffentlicht: Beide Texte erläutern vereinfacht die Rechte der ausreisepflichtigen Personen und zeigen den Ablauf, bis die Personen wieder in ihrem Heimatland angekommen sind. Abschiebezentren werden etwa dort als "Einrichtungen" bezeichnet, in denen man auf seine "Abreise" warte. "Möglicherweise darfst du die Einrichtung verlassen, vielleicht aber auch nicht", heißt es weiter.
Beim Weg zum Abschiebeflug werde man zudem von "Begleitpersonen" zum Flugzeug gebracht, die unterschiedliche bunte Westen tragen können. Dass es sich dabei etwa in Deutschland um Beamte der Bundespolizei handelt, wird dort nicht erwähnt. Im Flugzeug sei es zudem möglich, dass dort Personen in Handschellen zu sehen sein könnten. "So sind er und die anderen sicher", lautet die Erklärung dazu.
"Leckere neue Süßigkeiten"
Der Leitfaden für Jugendliche endet mit den Worten "Niemand weiß, was die Zukunft bringt, aber eines ist sicher: Du selbst gestaltest Deine Zukunft." In dem Schreiben für Kinder wird empfohlen, dass man keine Angst haben solle, nach der Abschiebung "Neues zu entdecken – vielleicht nette neue Lehrer, nette neue Freundinnen oder leckere neue Süßigkeiten."
Kritik an den Broschüren äußerte unter anderem die Menschenrechtsorganisation Save the Children: Die Organisation wies in der österreichischen Zeitung "Standard" darauf hin, dass Abschiebungen von Kindern mehrfach als "völkerrechtlich problematisch" eingestuft wurden, vor allem, wenn sie ohne Anwesenheit der Eltern erfolgen. Der freundliche Ton der Dokumente ändere auch nichts am "grundlegenden Unrecht", wenn Kinder gegen ihren Willen in ein Land kommen, in dem sie möglicherweise nicht sicher sind.
Frontex betonte im "Standard" dagegen, die Broschüren seien ein "Informationstool", das mit Fachleuten entwickelt worden sei. Es sei zudem wichtig, auch Kinder über die Verfahren zu informieren, obwohl sie belastend sein könnten.
- frontex.europa.eu: "My guidebook on return - Youth version" (englisch)
- frontex.europa.eu: "My guidebook on return - Children version" (englisch)
- bsky.app: Beitrag von @fr-hessen.bsky.social
- derstandard.at: "Ekelhaft, herzlos: Ein Abschiebebuch für Kinder sorgt für Empörung"