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Frontex-Broschüre für Kinder: Das Wort "Abschiebung" fehlt


Abschiebung als "Abenteuer"?
Scharfe Kritik an Frontex wegen Abschiebe-Broschüre für Kinder

Von t-online
Aktualisiert am 18.06.2025Lesedauer: 3 Min.
Ausschnitt aus Frontex-Broschüre: Mit dem Dokument will die Grenzschutzagentur Kindern ihre eigene Abschiebung erläutern.Vergrößern des Bildes
Ausschnitt aus Frontex-Broschüre: Mit dem Dokument will die Grenzschutzagentur Kindern ihre eigene Abschiebung erläutern. (Quelle: Frontext/Screenshot)
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Die umstrittene europäische Grenzschutzagentur will mit Broschüren Kindern und Jugendlichen erklären, wie Abschiebungen ablaufen. Kinderrechtler kritisieren sie scharf.

Überschrieben sind die Dokumente mit "Mein Leitfaden zur Rückkehr". Sie richten sich an Kinder und Jugendliche, "die umziehen und im Heimatland" ihrer Eltern leben müssen. Verfasst hat die Broschüren allerdings keine Kinderschutzorganisation – sondern die umstrittene europäische Grenzschutzagentur Frontex.

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Sie will so Kindern und Jugendlichen erklären, auf was sie sich bei ihren Abschiebungen einstellen sollten. Allerdings fällt das Wort "Abschiebung" dabei kein einziges Mal. Und auch abgesehen davon gibt es harsche Kritik an der Broschüre.

Die Dokumente wurden bereits 2023 in unterschiedlichen Sprachen veröffentlicht, blieben aber zunächst von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. In der vergangenen Woche machte dann der hessische Flüchtlingsrat darauf aufmerksam und warf Frontex auf der Plattform Bluesky vor, die Abschiebung als "Abenteuergeschichte" zu inszenieren.

"Begleitpersonen" und Handschellen

Die Agentur hat eine Broschüre für Kinder und eine für Jugendliche veröffentlicht: Beide Texte erläutern vereinfacht die Rechte der ausreisepflichtigen Personen und zeigen den Ablauf, bis die Personen wieder in ihrem Heimatland angekommen sind. Abschiebezentren werden etwa dort als "Einrichtungen" bezeichnet, in denen man auf seine "Abreise" warte. "Möglicherweise darfst du die Einrichtung verlassen, vielleicht aber auch nicht", heißt es weiter.

Beim Weg zum Abschiebeflug werde man zudem von "Begleitpersonen" zum Flugzeug gebracht, die unterschiedliche bunte Westen tragen können. Dass es sich dabei etwa in Deutschland um Beamte der Bundespolizei handelt, wird dort nicht erwähnt. Im Flugzeug sei es zudem möglich, dass dort Personen in Handschellen zu sehen sein könnten. "So sind er und die anderen sicher", lautet die Erklärung dazu.

"Leckere neue Süßigkeiten"

Der Leitfaden für Jugendliche endet mit den Worten "Niemand weiß, was die Zukunft bringt, aber eines ist sicher: Du selbst gestaltest Deine Zukunft." In dem Schreiben für Kinder wird empfohlen, dass man keine Angst haben solle, nach der Abschiebung "Neues zu entdecken – vielleicht nette neue Lehrer, nette neue Freundinnen oder leckere neue Süßigkeiten."

Kritik an den Broschüren äußerte unter anderem die internationale Kinderrechtsorganisation Save the Children: Die NGO wies in der österreichischen Zeitung "Standard" darauf hin, dass Abschiebungen von Kindern mehrfach als "völkerrechtlich problematisch" eingestuft wurden, vor allem, wenn sie ohne Anwesenheit der Eltern erfolgen. Der freundliche Ton der Dokumente ändere auch nichts am "grundlegenden Unrecht", wenn Kinder gegen ihren Willen in ein Land kommen, in dem sie möglicherweise nicht sicher sind.

Frontex betonte im "Standard" dagegen, die Broschüren seien ein "Informationstool", das mit Fachleuten entwickelt worden sei. Es sei zudem wichtig, auch Kinder über die Verfahren zu informieren, obwohl sie belastend sein könnten.

Scharfe Kritik an Frontex

Die Grenzschutzagentur Frontex steht seit Jahren in der Kritik. Menschenrechtsorganisationen, Medien sowie europäische Institutionen werfen der Agentur wiederholt Verstöße gegen EU-Gesetze vor.

Im Zentrum der Vorwürfe stehen sogenannte Pushbacks, also die völkerrechtswidrige Zurückweisung von Geflüchteten an den EU-Außengrenzen, etwa in der Ägäis zwischen Griechenland und der Türkei. Recherchen und Berichte legen nahe, dass Frontex-Führungskräfte solche Vorfälle nicht nur geduldet, sondern teils auch aktiv verschleiert haben.

Hinzu kommt der Vorwurf mangelnder Transparenz: Die Einsätze von Frontex erfolgen häufig ohne ausreichende Kontrolle, die Rechenschaftslegung gegenüber Parlamenten oder der Öffentlichkeit bleibt bisweilen unzureichend, lautet die Kritik. Nichtregierungsorganisationen wie Human Rights Watch, Pro Asyl oder Sea Watch fordern deshalb grundlegende Reformen der Agentur oder gar die Auflösung von Frontex. Auch das EU-Parlament und der Europäische Rechnungshof haben die Agentur mehrfach scharf kritisiert und unter anderem mangelnde Kontrolle bemängelt.

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