Amnesty kritisiert brutales Vorgehen gegen Nahost-Proteste
Beirut/Berlin (dpa) - Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat das brutale Vorgehen zahlreicher Regierungen in Nahost und Nordafrika gegen friedliche Demonstrationen kritisiert.
Zahlreiche LĂ€nder der Region zeigten eine "kaltblĂŒtige Entschlossenheit", Proteste mit Gewalt zu zerschlagen, erklĂ€rte Amnesty bei der Veröffentlichung des Jahresberichts zu der Region. Dazu gehörten willkĂŒrliche Festnahmen Tausender sowie exzessive oder sogar tödliche Gewalt. Auch gegen die freie MeinungsĂ€uĂerung griffen die Regierungen hart durch.
In mehreren LĂ€ndern der Region gehen seit Monaten vor allem jungen Menschen auf die StraĂe, um gegen korrupte Eliten und Misswirtschaft zu demonstrieren. So kommt es vor allem in Algerien, im Libanon und im Irak, aber auch im Iran regelmĂ€Ăig zu teils groĂen Protesten. Immer wieder gehen SicherheitskrĂ€fte mit Gewalt gegen Proteste vor.
In einem Ausdruck von Trotz und Entschlossenheit seien in Algerien, dem Iran, dem Irak und im Libanon Menschen auf die StraĂen geströmt, um Menschenrechte, WĂŒrde, soziale Gerechtigkeit und ein Ende der Korruption einzufordern, sagte die Amnesty-Direktorin fĂŒr die Region, Heba Morayef, in Beirut. Oft hĂ€tten sie ihr Leben riskiert.
Amnesty zufolge wurden allein im Irak 2019 mindestens 500 Menschen unter anderem durch den Einsatz von scharfer Munition und Gasgranaten getötet. In Algerien hĂ€tten die Behörden versucht, Proteste durch willkĂŒrliche Massenfestnahmen und strafrechtliche Verfolgung zu stoppen. Im Iran seien bei Protesten im November in nur vier Tagen mehr als 300 Menschen durch SicherheitskrĂ€fte getötet und Tausende verletzt worden. Amnesty warf den Regierungen vor, auf die Forderungen der Proteste nur mit ScheinzugestĂ€ndnissen einzugehen.
Journalisten, Blogger und Aktivisten, deren BeitrĂ€ge in den sozialen Medien als regierungskritisch betrachtet wĂŒrden, liefen Gefahr, festgenommen, verhört und strafrechtlich verfolgt zu werden, erklĂ€rte Amnesty weiter. So seien 136 Menschen allein deswegen festgenommen worden, weil sie in den sozialen Medien ihre Meinung geĂ€uĂert hĂ€tten.