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Nordkorea: Neue Superrakete bei Militärparade präsentiert


Militärparade zum Parteijubiläum
Nordkorea zeigt neue Superrakete

Von afp, rtr, dpa
Aktualisiert am 11.10.2020Lesedauer: 3 Min.
Die möglicherweise neue Interkontinentalrakete wird bei der Militärparade gezeigt: Nordkorea werde sein Militär weiter ausbauen, kündigte Kim Jong Un an.Vergrößern des BildesDie möglicherweise neue Interkontinentalrakete wird bei der Militärparade gezeigt: Nordkorea werde sein Militär weiter ausbauen, kündigte Kim Jong Un an. (Quelle: -/KRT/AP/dpa-bilder)
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Militärparaden sollen Stärke signalisieren und andere Länder einschüchtern. Auch Nordkorea hat wieder eine solche Parade abgehalten und eine riesige Rakete gezeigt. Doch Experten haben Zweifel, ob sie echt ist.

Bei einer Militärparade anlässlich des 75. Jahrestags der Gründung der regierenden Arbeiterpartei hat Nordkorea eine neue Interkontinentalrakete präsentiert. Auf Bildern des Staatssenders KCTV vom Samstag war zu sehen, wie die Rakete über den Platz gefahren wurde, während Machthaber Kim Jong Un von einer Tribüne aus zuschaute. Inmitten der Corona-Pandemie versammelten sich Tausende Soldaten und Zuschauer ohne Schutzmasken in der Hauptstadt Pjöngjang.

Nordkorea werde sein Militär zur Selbstverteidigung und Abschreckung weiter ausbauen, verkündete Machthaber Kim Jong Un in einer Ansprache. Experten gehen davon aus, dass die neue Interkontinentalrakete die weltweit größte ihrer Art ist. Es wird geschätzt, dass sie 24 Meter lang ist und einen Durchmesser von 2,5 Metern hat. Der erste Test der Rakete könnte um die Zeit des Amtsantritts des künftigen US-Präsidenten stattfinden.

Hält das US-Abwehrsystem einer solchen Rakete stand?

Nordkorea hatte bereits 2017 eine Rakete mit einer Reichweite bis zum Festland der USA getestet. Die neue Waffe könnte nach Ansicht von Experten jedoch so beschaffen sein, dass sie das Raketenabwehrsystem der USA umgehen kann. "Es ist eine beängstigende Aussicht für das ohnehin schon leistungsschwache US-Raketenabwehrsystem", sagte Melissa Hanham von der Nichtregierungsorganisation Open Nuclear Network.

Die Rakete sei "eindeutig darauf ausgerichtet, das US-Raketenabwehrsystem in Alaska zu überwältigen", sagte Jeffrey Lewis vom Middlebury Institute of International Studies. Den Bildern nach zu urteilen könnte die Interkontinentalrakete mehrere Sprengköpfe mit sich führen. Um diese abzufangen, müssten die USA rund eine Milliarde Dollar für ein Dutzend Abfangjäger ausgeben.

Beobachter warnen jedoch regelmäßig davor, dass es sich bei den Geräten, die Pjöngjang auf seinen Paraden vorführt, um Attrappen oder Modelle handeln könnte. Oft gibt es keinen Beweis dafür, dass die Geräte funktionieren, solange sie nicht getestet wurden.

Die Militärparade war ein großes Spektakel

Zum 75. Gründungstag der herrschenden Arbeiterpartei wollte Nordkorea mit einer ungewöhnlichen nächtlichen Militärparade versuchen, Stärke zu demonstrieren. Das Staatsfernsehen zeigte die Bilder von den Jubiläumsfeiern mit Tausenden im Stechschritt marschierenden Soldaten, mit Raketen beladenen Fahrzeugen, jubelnden Menschenmassen und einem Feuerwerk im Zentrum der Hauptstadt Pjöngjang.

Er wünsche allen Menschen der Welt, die gegen das Coronavirus kämpften, eine gute Gesundheit, sagte Machthaber Kim Jong Un vor dem Beginn der Heerschau in einer Rede unter nächtlichem Himmel. "Ich sende auch warmherzige Grüße an die Südkoreaner mit demselben Wunsch."

"Meine Bemühungen und Hingabe waren nicht ausreichend"

Er entschuldigte sich auch für die schwierigen Lebensverhältnisse in dem Land. Er schäme sich, dass er das enorme Vertrauen der Bevölkerung nicht angemessen habe zurückzahlen können, sagte der zeitweise emotional berührt wirkende Kim. "Meine Bemühungen und Hingabe waren nicht ausreichend, um unser Volk aus seinen schwierigen Lebensverhältnissen herauszubringen", sagte er auf einem im Staatsfernsehen gezeigten Video. Er machte die internationalen Sanktionen, Wirbelstürme und das Coronavirus für die Probleme verantwortlich.

Das Militär in Südkorea ging davon aus, dass die Feierlichkeiten in der Nacht zum Samstag stattfanden. Sie wurden aufgezeichnet. Nordkorea ist wegen seines Atomwaffenprogramms harten internationalen Sanktionen unterworfen und diplomatisch weitgehend isoliert.

Nordkorea hat bisher keinen einzigen Infektionsfall gemeldet

Der in einem grauen Anzug und mit Krawatte gekleidete Kim hielt seine Rede auf einem Podium auf dem Kim-Il-Sung-Platz, der hell erleuchtet war. Als er die Bühne betrat, war es Mitternacht. Die Rede wurde wiederholt von Jubelrufen der Massen und Beifall unterbrochen. Einige Soldaten und Zivilisten weinten. Niemand trug eine Maske zum Schutz gegen das Coronavirus. Nordkorea hat bisher keinen einzigen Infektionsfall gemeldet.

Bei der anschließenden Militärparade präsentierte die selbst erklärte Atommacht ballistische Raketen verschiedener Reichweiten, darunter auch das neuartige Modell. Kim Jong Un hatte Ende 2019 bei einem Parteitreffen gedroht, die Welt werde in naher Zukunft eine "neue strategische Waffe" seines Landes erleben. Er erklärte damals außerdem, dass sich Pjöngjang grundsätzlich nicht mehr an sein Moratorium für Tests von Atombomben und Interkontinentalraketen gebunden sehe.

Hintergrund sind die stockenden Nuklearverhandlungen der kommunistischen Führung mit den USA. Seit dem gescheiterten Gipfeltreffen der beiden Länder im Februar 2019 in Vietnam kommen die Gespräche nicht mehr voran.

Pjöngjang nutzt Feiertage, um Stärke zu zeigen

Pjöngjang nutzt oft wichtige Feier- oder Gedenktage dazu, militärische Stärke zu zeigen. Als ungewöhnlich galt diesmal die Tageszeit für die Waffenschau. Zunächst hatte der Generalstab in Südkorea mitgeteilt, dass es Anzeichen dafür gebe, dass in Pjöngjang eine große Militärparade in den frühen Morgenstunden stattgefunden habe. Nach Ansicht von Beobachtern erhoffte sich die Führung von dem nächtlichen Massenspektakel offensichtlich eine größere Wirkung.

"Die Entscheidung, das zu Beginn der Nacht abzuhalten, macht Sinn, mit Kim Jong Uns scharfer, emotionaler Betonung, die Widrigkeiten zu überwinden", schrieb der Nordkorea-Experte Ankit Panda auf Twitter. Damit solle suggeriert werden: "Das Licht der Arbeiterpartei wird die Dunkelheit durchdringen".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP, dpa und Reuters
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