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Trumps Trumpf? Somaliland will Anerkennung im Machtpoker von USA und China


Region setzt auf Trump
"Die Chancen sind so groß wie nie zuvor"

Von t-online, mak

Aktualisiert am 12.07.2025 - 17:56 UhrLesedauer: 4 Min.
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Donald Trump: Er will seinen Einfluss im Roten Meer ausbauen. (Quelle: IMAGO/Will Oliver - Pool via CNP/imago)
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Seit Jahrzehnten kämpft Somaliland um internationale Anerkennung. Jetzt soll Donald Trump den kleinen Staat anerkennen – im Tausch gegen einen geostrategischen Vorteil.

Somaliland sucht die internationale Bühne – und setzt dafür auf Donald Trump. Die abtrünnige Region am ostafrikanischen Horn von Afrika will als souveräner Staat anerkannt werden. Dafür bietet sie dem US-Präsidenten einen Deal an, wie er ihm gefallen könnte: einen militärischen Stützpunkt gegen politische Anerkennung.

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Der Hafen von Berbera und der danebenliegende Flughafen zählen zu den strategisch wichtigsten Punkten in der Region. Direkt an den Routen globaler Handelsschiffe und unweit der von Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen könnte die USA dort einen neuen Vorposten gegen Terrorismus und Chinas wachsenden Einfluss errichten.

Somaliland wirbt offensiv mit diesen Standortvorteilen. Und die USA stehen dem wohl offen gegenüber.

Eine Geschichte der Abspaltung und Isolation

Somaliland erklärte 1991, nach dem Sturz des somalischen Diktators Siad Barre, seine Unabhängigkeit vom übrigen Somalia. Zuvor war die Region britische Kolonie – anders als der Süden Somalias, der unter italienischer Verwaltung stand. Diese koloniale Trennung prägte auch Sprache, Verwaltung und Kultur. Die Vereinigung 1960 zu einem gemeinsamen Staat Somalia war von Anfang an fragil – sie wurde nie formell von beiden Seiten ratifiziert.

Nach Jahrzehnten blutiger Konflikte und Vernachlässigung durch Somalias Hauptstadt Mogadischu setzte Somaliland eigene Strukturen durch: eine eigene Währung, eine Armee, demokratische Wahlen. Bis heute gilt es als eine der stabileren Regionen Ostafrikas – trotz Armut und internationaler Isolation.

Doch die erhoffte Anerkennung als souveräner Staat blieb aus. Die Afrikanische Union fürchtet einen Präzedenzfall, der weitere Abspaltungen auf dem Kontinent nach sich ziehen könnte. Somalia wiederum beansprucht das Gebiet weiterhin.

Es wächst die Ungeduld

In Somaliland wächst daher die Ungeduld. Trump könnte, so die Hoffnung in Hargeisa, der Hauptstadt, einen pragmatischen Schnitt machen: Anerkennung als Gegenleistung für einen sicheren Hafen.

Das Horn von Afrika ist eine Schlüsselregion der globalen Sicherheitsarchitektur. Durch die angrenzende Meerenge von Bab al-Mandab, die den Golf von Aden mit dem Roten Meer verbindet, fließen rund zehn Prozent des weltweiten Seehandels, darunter ein erheblicher Teil des globalen Öl- und Warenverkehrs. In dieser sensiblen Region kämpfen China, die USA, Russland und die Golfstaaten um Einfluss.

China hat sich in den vergangenen Jahren im kleinen Staat Dschibuti militärisch und wirtschaftlich festgesetzt. Die USA betreiben dort zwar weiterhin ihre größte Basis auf dem afrikanischen Kontinent, geraten aber zunehmend in Konkurrenz mit Peking. Zudem erlaubt die Regierung in Dschibuti US-Militärs nur begrenzt, gegen regionale Bedrohungen wie die Huthi-Rebellen im Jemen vorzugehen.

Der rechte Thinktank Heritage Foundation empfiehlt in seinem "Project 2025", die Unabhängigkeit Somalilands als "Gegengewicht zum schwindenden Einfluss der USA in Dschibuti" zu prüfen.

Somaliland will Trump Angebot machen

Hier will Somaliland ein Angebot machen: Berbera als alternativen Stützpunkt. Der politische Instinkt Trumps passt zu diesem Angebot: wenig Rücksicht auf internationale Bedenken, klare Deals im amerikanischen Interesse. Somaliland wiederum zeigt sich loyal gegenüber dem Westen.

Noch 2020 hatte Somaliland mit Taiwan diplomatische Beziehungen aufgenommen – ein Affront gegen Peking. Anders als viele afrikanische Staaten verzichtet Somaliland bewusst auf chinesische Kredite.

Somaliland spielt dem Weißen Haus den Ball zu: klare Freund-Feind-Bilder, eine pro-westliche Haltung und ein Standort, der Amerikas Interessen dient. "Wenn der Westen nicht willig ist, dann klopft China an die Tür, Russland auch", warnt Hafenmanager Said Hassan im Gespräch mit der "Welt".

Hassan Khannenje, Direktor des Horn International Institute for Strategic Studies, sieht ebenfalls, welche Vorteile Trump durch die Anerkennung hätte: Einen "geostrategischen Zugang bei der Bewältigung von Problemen im Roten Meer und der Herausforderung des wahrgenommenen wachsenden Einflusses Chinas und aufstrebender Mächte in der Region", sagte er t-online.

Doch Khannenje warnt auch: Eine Anerkennung durch die USA "hätte schwerwiegende Auswirkungen auf den Frieden und die Sicherheit am Horn von Afrika und könnte die Region weiter destabilisieren". Für Somaliland sieht er aber auch klare Vorteile: Es könnte dem kleinen Staat womöglich "den dringend benötigten diplomatischen und wirtschaftlichen Auftrieb durch die Supermacht der Welt verschaffen".

Die USA zögern noch

Bisher hielten US-Regierungen an der Ein-Somalia-Politik fest. Doch die Situation in der Region verschärft sich. "Es ist eine Frage der Zeit. Nicht, ob es passiert, sondern wer Somaliland anerkennen wird und wann", sagte der somaliländische Präsident Abdirahman Mohamed Abdullahi dem "Guardian". Mehrere US-Delegationen reisten bereits an, um Berbera zu besichtigen. Die Weichen sind gestellt.

Trump könnte der Erste sein, der den Schritt wagt – oder der zumindest die militärische Kooperation ohne formelle Anerkennung ausbaut. Somaliland hofft auf beides. Denn die Bedrohung aus dem Jemen, der wachsende Einfluss Chinas und die fragile Sicherheitslage machen den Hafen von Berbera zu einem geopolitischen Schlüssel. Auch Experte Khannenje glaubt: "Die Chancen für eine Anerkennung durch die USA sind heute größer als je zuvor in den letzten Jahren."

"Jeder will diesen 850 Kilometer langen Küstenstreifen", warnt Edna Adan, frühere Außenministerin, im Gespräch mit der "Welt". Ob Trump Somaliland tatsächlich anerkennt, bleibt offen. Doch es ist gut möglich, dass er die Region bald als Trumpf im globalen Machtpoker einsetzt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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