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Südafrika: Regierung schickt wegen blutiger Gewalt Armee in Unruhe-Provinzen


Mindestens sechs Tote
Blutige Gewalt in Südafrika – Regierung schickt Armee

Von afp, dpa
Aktualisiert am 13.07.2021Lesedauer: 3 Min.
Die Waffe im Anschlag: Seit Tagen liefern sich Demonstranten in Südafrika Auseinandersetzungen mit der Polizei.Vergrößern des BildesDie Waffe im Anschlag: Seit Tagen liefern sich Demonstranten in Südafrika Auseinandersetzungen mit der Polizei. (Quelle: Themba Hadebe/ap-bilder)
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In Teilen Südafrikas eskaliert die Gewalt. Was als Protest gegen die Inhaftierung des Ex-Präsidenten Jacob Zuma begann, hat sich rasant zu blutigen Ausschreitungen entwickelt. Jetzt kommt die Armee zum Einsatz.

In Südafrika hat die Regierung nach tagelangen Ausschreitungen infolge der Inhaftierung von Ex-Präsident Jacob Zuma Soldaten in zwei Provinzen entsandt. Die Truppen würden in der Region Gauteng mit der Metropole Johannesburg sowie der Provinz KwaZulu-Natal die Polizei bei der Eindämmung der Unruhen unterstützen, teilte die Armee am Montag mit. Nach Polizeiangaben wurden bei den Ausschreitungen mindestens zehn Menschen getötet, darunter ein 11-jähriger Junge.

Der langjährige Präsident Zuma war Ende Juni vom Verfassungsgericht wegen Missachtung der Justiz zu einer 15-monatigen Haftstrafe verurteilt worden, die er vergangene Woche antrat. Während viele Südafrikaner die Inhaftierung des Ex-Staatschefs als Erfolg für die Rechtsstaatlichkeit des Landes feierten, gingen Unterstützer Zumas auf die Straße.

Ramaphosa zeigt sich "traurig"

"In den vergangenen Tagen und Nächten hat es Akte der Gewalt von einer Art gegeben, die wir in der Geschichte unserer Demokratie selten erlebt haben", sagte Ramaphosa, der sich angesichts der Vorgänge "traurig" zeigte. Es war bereits der zweite Tag in Folge, an dem Ramaphosa in einer Rede an die Nation Stellung zu der Gewalt im Land nahm.

Experten warnten, dass die Ausschreitungen die Corona-Impfkampagne in Südafrika beeinträchtigen könnten. Bereits jetzt seien Impfzentren "zerstört oder geplündert" worden, warnten sie am Montag. Ramaphosa sagte, die gerade in Fahrt gekommene Impfkampagne sei "ernsthaft gestört" worden.

Chaotische Szenen in Johannesburg

Die Proteste schlugen vielerorts in Gewalt um. Am Montag wurden den vierten Tag in Folge vor allem in KwaZulu-Natal, der Heimatprovinz Zumas, Gebäude in Brand gesetzt und Häuser geplündert. Demonstranten steckten ein Einkaufszentrum in der Provinzhauptstadt Pietermaritzburg in Brand. In Eshowe, einer Stadt in der Nähe von Zumas Wohnort Nkandla, eröffnete die Polizei das Feuer, um die Menschenmenge auseinanderzutreiben.

Chaotische Szenen spielten sich auch in Johannesburg ab: Dutzende Autos wurden angezündet, Fensterscheiben von Geschäften eingeschlagen. In wohlhabenderen Vierteln schlossen viele Läden vorzeitig. Ein Wachmann eines Einkaufszentrums im wohlhabenden Vorort Rosebank sagte der Nachrichtenagentur AFP, das Einkaufszentrum sei aufgrund von Informationen über sich nähernde Plünderer frühzeitig dicht gemacht worden.

Ein Polizeihubschrauber kreiste über dem Johannesburger Vorort Soweto, wo ebenfalls Plünderer unterwegs waren. Sie trugen teilweise riesige TV-Sets und andere Elektrogeräte wie Mikrowellen aus Geschäften.

Polizei macht "Kriminelle und Opportunisten" verantwortlich

Ein Polizeisprecher machte "Kriminelle und Opportunisten" für die chaotische Lage verantwortlich. Es gab 489 Festnahmen. Zuvor hatte die Polizei die Zahl der Toten mit sechs und die der Festnahmen mit 219 angegeben. Mehrere der Toten hätten Schusswunden erlitten, teilte die Polizei mit. Eine Untersuchung zur Identität der Opfer sowie den Umständen ihres Todes sei im Gange.

Die Demonstrationen hätten sich in "ethnisch motivierte Gewalt" verwandelt, warnte Präsident Cyril Ramaphosa in einer TV-Ansprache am Sonntagabend. Zuma gehört der Volksgruppe der Zulu an, während Ramaphosa zur Gruppe der Venda gehört und große Teile seiner Unterstützer innerhalb der Regierungspartei zur Gruppe der Xhosa. Tribalismus (Stammessystem) werde in Südafrika nicht geduldet, sagte Ramaphosa; Gewalttäter würden strafrechtlich verfolgt.

Doch auch die Corona-Pandemie, die eine schwerwiegende Wirtschaftskrise in dem Staat am Kap ausgelöst hat, könnte zu den disproportional scheinenden Ausschreitungen beitragen. Das Land ist in Afrika zahlenmäßig mit fast 2,2 Millionen Fällen am schwersten betroffen. Millionen Menschen kämpfen ums Überleben; Armut und Nahrungsmittelunsicherheit haben sich in wenigen Monaten dramatisch verschärft. Bereits vor der Pandemie steckte Afrikas zweitgrößte Volkswirtschaft in einer schwierigen Lage.

Zuma bei den Ärmeren beliebt

Vor allem bei ärmeren Südafrikanern ist der 79-jährige Zuma auch nach zahlreichen Korruptionsaffären immer noch beliebt. Der frühere Kämpfer gegen die Apartheid war 2009 als Hoffnungsträger der Armen an die Macht gekommen. Bei vielen Südafrikanern verspielte er durch seine zahllosen Korruptionsaffären aber jede Glaubwürdigkeit. Anfang 2018 kam der skandalumwitterte Präsident mit seinem Rücktritt einer Absetzung zuvor.

Am kommenden Montag soll Zuma erneut vor Gericht erscheinen. In dem noch laufenden Verfahren geht es um einen Rüstungsskandal aus dem Jahr 1999; Zuma war damals Vizepräsident. Im Zusammenhang mit dem Skandal ist er unter anderem wegen Betrug, Bestechung und organisierter Kriminalität angeklagt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP, dpa
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