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Vizebürgermeister will tschetschenische Krieger in Schweinehaut bestatten


Rassistische Drohung
Vizebürgermeister will Kadyrow-Krieger in Schweinehaut bestatten


Aktualisiert am 22.03.2022Lesedauer: 3 Min.
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Bereit zum Gebet: Muslimische Kämpfer aus Tschetschenien zu Beginn ihres Einsatzes in der Ukraine auf einem Foto, das auf Telegram verbreitet wurde.Vergrößern des Bildes
Bereit zum Gebet: Muslimische Kämpfer aus Tschetschenien zu Beginn ihres Einsatzes in der Ukraine auf einem Foto, das auf Telegram verbreitet wurde. (Quelle: Telegram)

In den Tagen des Kriegs in der Ukraine wird auch verbal scharf geschossen, es wird gedroht, gelobt und gedankt. Ein ukrainisches Stadtoberhaupt würdigt die Schlachtbetriebe – aus einem absurd und rassistisch anmutenden Grund.

Wenn Barbaren kommen, darf man barbarisch reagieren? Mykhailo Lysenko, Vizebürgermeister der ukrainischen Millionenstadt Dnipropetrowsk, ist offensichtlich dieser Ansicht: Er will die muslimischen Kämpfer der gefürchteten tschetschenischen Paramilitärs in Schweinehäuten begraben lassen. "Mal sehen, wie sie dann im Himmel empfangen werden", erklärt er. In Teilen des Islams ist vereinzelt der Glaube verbreitet, dass es bei Kontakt mit Schwein im Tod keinen Zutritt zum Himmel gibt.

Auf Nachfrage von t-online erklärte Lysenko auf Facebook, der Gedanke sei kein derber "Scherz". Er behauptet: "Das ist eine Parallele. Putin hat es in Russland getan." Tatsächlich gab es 2002 nach der Geiselnahme im Moskauer Dubrowka-Theater mit 130 Opfern entsprechende Forderungen von Abgeordneten in der Duma, mit den toten tschetschenischen Geiselnehmern so zu verfahren, um weitere Selbstmordattentäter abzuschrecken. Das wurde verworfen.

Den Kadyrowiten eilt ein grausamer Ruf voraus

Lysenko hat die islamophobe Ankündigung in einem neu angelegten Telegram-Kanal gepostet. Kurz zuvor hatte er dem Nürnberger Zoo für Futterspenden für den Tierpark von Dnipropetrowsk gedankt, nun dankte er den Fleischverarbeitungsbetrieben der Stadt für die Tierreste. "Offiziell. Alle in der Region Dnipropetrowsk getöteten Kadyrowiten werden in Schweinehäuten begraben."

Mit Kadyrowiten oder Kadyrowzy sind Mitglieder der 70.000 bis 80.000 Mann starken paramilitärischen Spezialeinheit von Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow gemeint. Kadyrow nennt sich selbst "Putins Fußsoldat" und ist einer seiner treuesten Unterstützer.

Von Menschenrechtsorganisationen werden seine Kadyrowzy für zahlreiche Morde an politischen Gegnern sowie für Folter verantwortlich gemacht. Angehörige dieser Truppe wurden zudem angeblich vom ukrainischen Militär vor dem Versuch gestoppt, in einem Spezialeinsatz den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu töten.

Die als besonders brutal geltenden tschetschenischen Kämpfer, die sich wenig um Menschenrechte scheren, sollen nach Ansicht mancher Experten allein durch ihre Einbindung in Kämpfe in der Ukraine Furcht erregen. Es ist unklar, in welchem Umfang Truppen von Kadyrow tatsächlich noch beteiligt sind.

Deutsche Putin-Fans nutzen Zitat für Fake News

Ihnen eilt ein schlimmer Ruf voraus. Kaukasus-Experte Jean-François Ratelle sagte in "Foreign Policy": Es gehe darum, "die Menschen glauben zu machen, dass das, was in Tschetschenien passiert ist, auch in der Ukraine passieren wird – dass sie unter der Zivilbevölkerung randalieren, plündern, vergewaltigen und töten werden."

Der Einsatz der Tschetschenen ist damit auch ein Mittel der psychologischen Kriegsführung – und die rassistische Äußerung des Vizebürgermeisters vielleicht eine kalkulierte Antwort. Aus den Reihen der Kadyrowzy hatte es auch die Ankündigung gegeben, man werde "die ukrainischen Schweine schlachten".

Die Äußerung des Vizebürgermeisters taucht nun aber auch in deutschsprachigen Putin-Unterstützergruppen als Beleg für die faktenwidrige These auf, die ukrainische Führung sei ein Nazi-Regime. In russischen Onlinemedien ist sie dagegen bisher kein großes Thema, in ukrainischen wird seine Ankündigung überwiegend nüchtern gemeldet.

Nicht die erste Provokation

Es ist auch nicht das erste Mal, dass Lysenko in dem Krieg mit starken Worten auf sich aufmerksam macht. Nach der Festnahme von Kriegsgefangenen sagte er, sie würden leider stinken und er wisse nicht, wann sie zuletzt geduscht oder Wäsche gewaschen hätten – "höchstwahrscheinlich an Putins Geburtstag". Der ist am 7. Oktober. Die Kriegsgefangenen der ersten Welle seien natürlich nur Kanonenfutter, aber sie seien alle auch sehr klein, "eine Armee von Gnomen".

Bei dem Anlass versicherte der Vizebürgermeister aber auch, die Kriegsgefangenen würden strikt nach der Genfer Konvention behandelt. "Wir sind ein zivilisiertes Land und halten uns an alle Gesetze, die für alle Mitglieder der Europäischen Union gelten."

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