Luftangriffe auf Ukraine Merz sieht Zusammenhang mit Trump-Telefonat

Nach Putins Telefonat mit Trump folgten massive Luftangriffe auf Kiew. Merz erkennt darin ein Muster des russischen Präsidenten.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sieht einen Zusammenhang zwischen dem Telefonat Putins mit Trump und den anschließenden massiven Luftangriffen auf die Ukraine. Der Kanzler habe in den vergangenen Tagen mehrfach erklärt, "dass es ein Muster beim russischen Präsidenten gibt", sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius. Telefonate würden üblicherweise von umso härteren Angriffen begleitet. "Das, was vergangene Nacht passiert ist, hat diesen Eindruck unterstützt oder bestärkt."
Die massiven Angriffe nach dem Telefonat sprechen für sich, sagte Kornelius. Er hoffe, dass sie zu einer anderen Haltung vor allem in Sanktionsfragen beitragen würden. Bisher ist US-Präsident Trump den Forderungen der EU nach Verschärfung der Russland-Sanktionen nicht nachgekommen.
Auch Merz telefonierte mit Trump
Putin hatte mit Trump in dem Telefonat am Donnerstag unter anderem über seinen Krieg gegen die Ukraine gesprochen. Trump äußerte sich anschließend "nicht glücklich": Es habe keinen Fortschritt gegeben. Der Kreml sprach hingegen von einem sachlichen und konkreten Dialog. Auch Merz hat nach Informationen des "Spiegels" mit dem amerikanischen Präsidenten telefoniert. Im Gespräch soll es um die Lieferung von Waffen in die Ukraine und die Handelsbeziehung gegangen sein.
Im Anschluss an das Gespräch zwischen Trump und Putin kam es vergangene Nacht zu einem der schlimmsten russischen Luftangriffe gegen die ukrainische Hauptstadt Kiew. Etwa zwei Dutzend Menschen sollen dabei verletzt worden sein. In einer "brutalen und schlaflosen Nacht" habe Russland bei diesen "zynischen Angriffen" 550 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper eingesetzt, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj auf X.
"Völlige Verachtung für die Vereinigten Staaten"
Behörden berichteten auch von einem Toten, der aus den Trümmern gezogen wurde. Selenskyj forderte den Westen erneut auf, bei der Stärkung seiner Flugabwehr zu helfen. "Patriots und die Raketen dafür sind wahre Beschützer des Lebens", sagte er.
Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha sprach von einer der schlimmsten Nächte seit Kriegsbeginn vor mehr als drei Jahren. "Hunderte russische Drohnen und ballistische Raketen prasselten auf die ukrainische Hauptstadt nieder. Direkt nach Putins Gespräch mit Präsident Trump", erklärte er. Kremlchef Wladimir Putin zeige deutlich "seine völlige Verachtung für die Vereinigten Staaten und alle, die ein Ende des Krieges gefordert haben". US-Präsident Donald Trump fordert seit Wochen vergeblich ein schnelles Ende der Angriffe.
Mit den großangelegten Attacken wolle Russland die Ukraine zermürben und zur Aufgabe ihres Widerstands zwingen. Eine Kapitulation lehnt Kiew ab.
Ukraine fordert härtere Sanktionen
Das Auswärtige Amt verurteilte die russischen Angriffe – kurz nach einem Besuch von Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) diese Woche in Kiew. "Russland setzt weiter auf brutale Gewalt. Die Ukraine braucht mehr zur Verteidigung, nicht weniger", teilte das Ministerium auf dem Portal X mit.
Sybiha schloss sich den Forderungen nach "härtesten Sanktionen" des Westens gegen Russland an, um das Land zu bestrafen. Zudem müssten die Verbündeten der Ukraine die notwendigen Mittel für die Verteidigung liefern. "Falsche Entscheidungen können den Aggressor nur zur Eskalation des Terrors anspornen", sagte er. Das sei dann auch eine Ermutigung für jedes "verbrecherische Regime" in der Welt. Die Ukraine drängt die westlichen Verbündeten regelmäßig zur Stärkung der Flugabwehr.
USA stoppt Waffenlieferungen
Erst am Dienstag war bekannt geworden, dass die USA die Lieferung einiger Waffen – darunter auch Flugabwehrraketen – an die Ukraine gestoppt haben. Das US-Verteidigungsministerium erklärte dazu, dass die USA dabei seien, ihre eigenen Fähigkeiten zu überprüfen – und auch Hilfen für andere Länder gestoppt hätten. Ministeriumssprecher Sean Parnell betonte jedoch auch, dass die amerikanischen Streitkräfte alles hätten für jeden Einsatz weltweit.
Der ukrainische Staatschef Selenskyj setzt darauf, zeitnah mit Trump über den teilweisen Waffenlieferstopp sprechen zu können. Manches könnten die europäischen Staaten nicht liefern, etwa Raketen für die so wichtigen Patriot-Flugabwehrsysteme, sagte er am Donnerstag im dänischen Aarhus.
- Nachrichtenagentur dpa