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Israel: Kritik an Netanjahu – Plant die IDF einen Militärputsch?


Armee kritisiert Netanjahu
Kommt es in Israel zu einem Militärputsch?


Aktualisiert am 03.05.2024Lesedauer: 3 Min.
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Israels SicherheitskabinettVergrößern des Bildes
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (M) (Archivbild): Droht in Israel ein Militärputsch? (Quelle: ---/Israel's Government Press Office/XinHua/dpa/dpa-bilder)

In der israelischen Armee wächst die Unzufriedenheit mit Ministerpräsident Netanjahu. Sogar einen Militärputsch hält mancher für möglich.

Schon seit mehr als einem halben Jahr wütet der Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen. Die humanitäre Lage im palästinischen Gebiet verschlechtert sich stetig; Beobachter weltweit warnen mit zunehmender Eindringlichkeit vor einer 'humanitären Katastrophe'. Derweil hat auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit Kritik im eigenen Land zu kämpfen. Seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober sind bis heute noch zahlreiche Geiseln in der Hand der Terroristen. Offenbar wird nun auch in der israelischen Armee – der Israel Defence Forces (IDF) – vehemente Kritik an dem Ministerpräsidenten laut.

Ein Bericht des israelischen Nachrichtenportals "Ynet" listet fünf wesentliche Punkte auf, bei denen die Streitkräfte dringend Handlungsbedarf sehen. Laut dem Bericht ist die Anspannung teils derart groß, dass es gar zu einem Militärputsch kommen könnte.

Laut "Ynet" betrifft die Kritik der IDF folgende Themen:

  • ein Übereinkommen über die Geiseln mit der Hamas
  • der sogenannte Plan für übermorgen
  • die Operation in Rafah im Süden des Gazastreifens
  • das Kriegsgeschehen im Norden Gazas
  • der Verteidigungsetat und damit verbundene logistische Planungen des Militärs

Der "Geisel-Deal"

Wie "Ynet" berichtet, sollen große Teile der IDF eine baldige Beendigung des Krieges im Gazastreifen befürworten. Stattdessen sei es strategisch klüger, Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln mit der Hamas zu intensivieren. Gleichzeitig seien die israelischen Streitkräfte jedoch auch bereit, den Krieg bis zum Ende zu führen.

Allerdings herrsche in der israelischen Armee der Eindruck vor, sie werde von Netanjahu zurückgehalten, wodurch weitere Verluste von Geiseln wahrscheinlicher würden. Von Netanjahu fordere die Armee daher eine klare Entscheidung für einen der Wege, um die Geiseln zu befreien.

Der Plan für übermorgen

Zudem sollen Israels Streitkräfte die Planlosigkeit Netanjahus für eine Zeit nach dem Krieg kritisieren. Laut "Ynet" habe die Armee die Sorge, all die Kämpfe und Verluste im Gazastreifen könnten am Ende umsonst gewesen sein, da die Hamas die Kontrolle erneut übernehmen könnte, sobald die IDF Gaza verlassen werden.

Die IDF sollen eine militärisch geführte Übergangsregierung oder eine installierte palästinensische Regierung bevorzugen. Auch hier fordere die Armee eine klare Positionierung von Netanjahu.

Die Operation in Rafah

Ferner sollen die israelischen Streitkräfte davon überzeugt sein, die Operation um die Stadt Rafah im Süden Gazas beginnen zu müssen. Nur so könne Israel genügend Druck auf die Hamas ausüben, um die Freilassung der Geiseln zu forcieren. In der Armee sei man daher erstaunt darüber, dass Netanjahu noch immer keinen Befehl für den Start der Operation gegeben hat, da diese mehrere Wochen in Anspruch nehmen könnte.

Auch kontrolliere die Hamas weiter das Tunnelnetzwerk im Süden Gazas, welches es zu zerschlagen gelte. Wie auch angesichts der vorherigen Punkte verlange die israelische Armee hier mehr Entschlossenheit vom Ministerpräsidenten.

Der Krieg im Norden

Auch die Lage im Norden Gazas beunruhige die IDF. So fürchte die Armee, dass die humanitäre Lage immer mehr zu einer neuen Normalität heranwachse und de facto ein Abnutzungskrieg geführt werde. Zudem würden Teile der Armee eine diplomatische Beilegung des Konflikts präferieren beziehungsweise fordern, der Hamas solle es ermöglicht werden, in den Libanon zu fliehen, um die Lage im Norden Gazas zu beruhigen.

Der Verteidigungsetat

Außerdem fordere die Armee mehr Planungssicherheit von Netanjahu. Derzeit sei die strategische Ausrichtung der Streitkräfte aufgrund der vielseitigen Konfliktlagen undurchsichtig. Einige würden mehr Langstreckenwaffen gegen den Iran fordern, während andere weitere Ressourcen für die Militäroperation in Gaza befürworten würden. Insgesamt sei die Beschaffung neuer Waffensysteme und die Organisation der Streitkräfte derzeit kaum zu gewährleisten.

Historische Parallele

Laut "Ynet" führe die Unentschlossenheit Netanjahus in der Armee zu einem Gefühl der Paralyse. Teilweise sitze der Frust in den Streitkräften derart tief, dass ein Militärputsch als nicht unvorstellbar erscheine. "Ynet" vergleicht die heutige Situation der IDF mit der im Jahr 1967, als der damalige israelische Premierminister Levi Eschkol zögerte, einen Präventivschlag auf Ägypten anzuordnen, als ein Angriff der arabischen Koalition unmittelbar bevorstand.

Damals erwog die Armee, den Premier zu stürzen und selbst die Kontrolle zu übernehmen, wozu es schließlich aber nicht kam. Laut "Ynet" sollen Teile der IDF auch heute derartige Überlegungen anstellen, wenn Netanjahu weiter zögere.

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