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Korea-Konflikt: An diesem Ort wird Weltgeschichte geschrieben


Panmunjom
An diesem skurrilen Ort wird Weltgeschichte geschrieben


26.04.2018Lesedauer: 3 Min.
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"Feindliches Gebiet": Ein Touristenführer der US-Armee wird von nordkoreanischen Soldaten beobachtet.Vergrößern des Bildes
"Feindliches Gebiet": Ein Touristenführer der US-Armee wird von nordkoreanischen Soldaten beobachtet. (Quelle: reuters)

Im kleinen Grenzort Panmunjom wird große Geschichte geschrieben. Die Staatschefs von Nord- und Südkorea treffen sich zum Gipfel. Ein Ort mit bewegter Vergangenheit, der heute auch Magnet für Touristen ist.

Das historische Treffen soll mit einem historischen Schritt beginnen. Um 9.30 Uhr (Ortszeit) wird Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un laut Protokoll die Grenze zum südlichen Nachbarland übertreten. Das hat vor ihm noch kein Staatschef aus dem Norden getan. Anschließend wird Kim von Südkoreas Präsident Moon Jae In empfangen. Beide wollen sich am Freitag über die Chancen für eine atomare Abrüstung und eine langfristige Friedenslösung auf der Halbinsel austauschen.

Gleichsam historisch wie das Treffen ist auch der Ort, an dem es stattfindet. Panmunjom – so heißt die knapp einen Quadratkilometer große Sicherheitszone mitten im schwer verminten entmilitarisierten Grenzgebiet – ist für Korea ein Schicksalsort. Hier wurde am 27. Juli 1953 der Waffenstillstand geschlossen, der den mörderischen Koreakrieg mit Millionen Toten faktisch beendete.

Geteilt wie Korea selbst

Panmunjom ist wie die beiden Bruderländer geteilt. Quer über das Gelände verläuft die Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea. Die Linie durchschneidet auch die drei Baracken der Vereinten Nationen, die in den 50er-Jahren als Ort für Verhandlungen zwischen beiden Ländern errichtet wurden. Jede Baracke hat eine Tür zum Norden und eine zum Süden.

Das Gelände unterliegt weder nord- noch südkoreanischer Gerichtsbarkeit. Die Kontrolle liegt beim United Nations Command und der Waffenstillstandskommission. Ein neutraler Ort ist Panmunjom damit aber keineswegs. Soldaten aus Nord- und Südkorea stehen sich auf dem Gelände quasi Auge in Auge gegenüber. Das gibt es entlang der 240 Kilometer langen und vier Kilometer breiten Pufferzone sonst an keinem anderen Ort.

Touristen, die den Ort besuchen, bietet sich ein bedrohliches und zugleich skurriles Schauspiel dar. Sie dürfen die mittlere der UN-Baracken in Begleitung von Soldaten betreten, werden dabei aber von Wachtposten misstrauisch durch die Fenster beäugt. Außerhalb sind nordkoreanische Soldaten postiert, die aber nicht gen Süden, sondern nach Norden blicken, um mögliche Fahnenflüchtige zu fassen.

Gipfel im "Haus des Friedens"

Auf der Seite Südkoreas gibt es zwei große Tagungshäuser: das "Haus des Friedens" und das "Haus der Freiheit". In Ersterem fanden in der Vergangenheit zahlreiche Treffen von Familien statt, die durch den Krieg zerrissen wurden. Am Freitag werden sich hier Kim und Moon zu ihren Beratungen zurückziehen. Im zweiten Stockwerk gibt es einen großen Tagungssaal.

Das Haus soll in den letzten Wochen eifrig renoviert worden sein. Im dritten Stock wird am Abend ein festliches Bankett den Tag abrunden. Serviert werden unter anderem kalte Buchweizennudeln in mildwürziger Brühe mit Fleisch und Gemüse – eine Spezialität aus Pjöngjang.

Strenge Regeln für Touristen

Über die Jahre hat sich Panmunjom zu einem wichtigen Touristenmagnet entwickelt. Mehr als 100.000 Besucher jährlich zählen Reiseunternehmen aus Seoul, die mit Genehmigung der Vereinten Nationen Besucher in die Sicherheitszone bringen dürfen. Für deren Gäste gelten scharfe Regeln. Miniröcke und zerschlissene Jeans sind verboten, ebenso Lederjacken oder T-Shirts mit provokanten Botschaften. Erstaunlicherweise handhabt Nordkorea die Besucherregeln deutlich laxer. Da sind auch mal kurze Hosen und Selfies mit den Soldaten erlaubt.

Dass das Gelände trotz der Besucherströme noch immer ein gefährlicher Ort ist, wird schon beim Betreten klar. Gäste aus Südkorea müssen eine Art Verzichtserklärung unterzeichnen. Darin heißt es: "Der Besuch von Panmunjom führt in feindliches Gebiet und birgt die Gefahr von Verletzung oder Tod durch direkte Feindeinwirkung." Weder das United Nations Command noch die USA, noch Südkorea könnten die Sicherheit von Besuchern garantieren. Es werde keine Haftung für Folgen "feindlicher Akte" übernommen.

US-Soldaten mit Äxten erschlagen

Erst im November zeigte sich, wie hoch die Spannungen auf dem Gelände tatsächlich sind. Ein nordkoreanischer Wachtposten flüchtete über die Grenze in den Süden. Seine Kameraden eröffneten das Feuer und gaben mehr als 40 Schüsse ab. Der Soldat überlebte mit mehreren Verletzungen. Er erholt sich nun in Südkorea.

1984 lieferten sich Soldaten auf dem Gelände ein 30 Minuten langes Feuergefecht, nachdem ein russischer Student einen Ausflug nach Panmunjon zur Flucht genutzt hatte. Bei dem Vorfall kamen vier Menschen ums Leben, der Student blieb unverletzt.

Der wohl dramatischste Vorfall geschah im August 1976. Nordkoreanische Soldaten attackierten Angehörige des United Nations Commands, die einen Baum auf dem Gelände fällen wollten. Mit Äxten erschlugen die Angreifer zwei US-Soldaten.

Im Vorfeld des historischen Gipfels waren die Führungen beider Länder um eine Harmonisierung bemüht. Südkorea stellte als Zeichen des guten Willens seine Propaganda-Beschallungen gen Norden ein. Am Rande ihres Gipfeltreffens wollen Kim und Moon gemeinsam eine Kiefer pflanzen – mit Erde aus Berg- und Flussregionen beider Länder.

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