t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



Menü Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
HomePolitikAuslandInternationale Politik

Uigurin über Unterdrückung in China: "Man hat mir die Gebärmutter entfernt"


Folterlager in China
Uigurin: "Man hat mir die Gebärmutter entfernt"

Von dpa, mam

02.06.2022Lesedauer: 3 Min.
Häftlinge werden in einem "Umerziehungslager" Chinas von der Polizei bewacht: Eine Überlebende berichtet von Zwangssterilisation.Vergrößern des BildesHäftlinge werden in einem "Umerziehungslager" Chinas von der Polizei bewacht: Eine Überlebende berichtet von Zwangssterilisation. (Quelle: --/Adrian Zenz/Journal of the European Association for Chinese Studies/Part of the Xinjiang Police Files/dpa-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Der chinesischen Regierung wird vorgeworfen, Uiguren zu verfolgen und einzusperren. Überlebende berichten von Folter und Missbrauch. Eine Frau sagt nun, sie sei zwangssterilisiert worden.

Bilder zeigen Polizisten mit schweren Knüppeln; Häftlinge, denen die Augen verbunden und die Füße in Ketten gelegt sind: Am vergangenen Dienstag haben internationale Medien dank eines Datenlecks das Ausmaß der Massenverhaftung und -verfolgung der Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang offengelegt. Bilder aus den sogenannten Umerziehungslagern zeigen, wie Menschen durch Polizisten gefoltert und misshandelt werden. Nun spricht eine Frau, die nach eigener Aussage selbst Opfer des chinesischen Systems wurde.

"Ich wurde auf Anordnung der chinesischen Regierung zwangssterilisiert. Man hat mir die Gebärmutter entfernt", sagte Qelbinur Sedik dem ZDF. Sedik ist demnach Angehörige des überwiegend muslimischen Turkvolks der Uiguren. Neun Monate sei die ehemalige Lehrerin in einem sogenannten Umerziehungslager inhaftiert gewesen. "Manchen Frauen in den Lagern wurden Medikamente verabreicht, ohne dass sie wussten, wofür sie sind. Erst als sie nicht mehr ihre Periode bekamen, war klar: Das sind Sterilisierungsmedikamente", berichtete Sedik.

"Grausame Schreie" aus Verhörraum

Doch die Wachleute gingen laut Sedik weiter: "Man hat den Frauen die Haare kurz geschoren, sie mussten Uniformen tragen und immer wieder zum Verhör", sagte sie. Aus dem Verhörraum seien dann immer wieder "grausame Schreie" gedrungen. Einmal hätten Wachleute eine Frau weggetragen, die aufgrund von Folter so viel Blut verloren habe, dass sie starb. "Davon habe ich jetzt immer wieder Albträume", so Sedik. Und auch die Schreie und das Gelächter der Wachmänner, wenn sie Frauen vergewaltigten, könne sie "nie wieder" vergessen. Diese seien an der Tagesordnung gewesen.

Nach ihrer Freilassung sei Sedik nach Europa geflohen – ohne ihren Mann. "Die chinesische Regierung hat meinen Mann als Pfand in China behalten", erzählte sie. So wolle man sie zur Rückkehr zwingen. Außerdem habe man ihn gezwungen, sich von ihr scheiden zu lassen. Immer wieder erhalte sie seitdem Anrufe aus China, in denen auch ihr Mann ihr Lügen vorwirft. Freiwillig mache er diese Aussagen nicht, vermutet Sedik. Doch wie es ihm geht, das wisse sie nicht.

"Peking stellt die Uiguren unter Generalverdacht"

Seit Jahren beschuldigen Menschenrechtsorganisationen die Regierung in Peking, Menschenrechtsverletzungen in der chinesischen Uiguren-Region Xinjiang zu begehen. China hingegen streitet den Vorwurf ab und spricht von "Umerziehungslagern" in denen die Menschen von "terroristischen Bestrebungen" abgebracht werden sollten.

Loading...
Symbolbild für eingebettete Inhalte

Embed

Experten sehen darin jedoch einen Vorwand, um Uiguren und Uigurinnen zu diskriminieren und zu verfolgen. "Peking stellt die Uiguren unter Generalverdacht, alle islamistische Terroristen zu sein. Das entspricht definitiv nicht der Realität", sagte der Journalist und Autor Philipp Mattheis, langjähriger China-Korrespondent, im Interview mit t-online.

Kritik an China-Reise der UN-Menschenrechtskommissarin

Die UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet war in der vergangenen Woche in die Region gereist. Zeitgleich erschienen auch die Enthüllungen aus den mutmaßlichen Folterlagern. Das Bundesaußenministerium zeigte sich am Montag jedoch enttäuscht über die Reise.

Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin, hatte Aufklärung der gravierenden Vorwürfe über schwerste Menschenrechtsverletzungen in der Provinz Xinjiang gefordert. "Die Reise der Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, nach China – für die wir uns lange Zeit eingesetzt hatten – konnte dieser Erwartung nicht gerecht werden", hieß es. Aufgrund der chinesischen Beschränkungen sei ein ungehinderter Zugang zu Personen und Orten nicht möglich gewesen. Eine unabhängige Einschätzung der Lage vor Ort sei dadurch ausgeschlossen gewesen.

Kritiker hatten bereits vor Bachelets Reise davor gewarnt, dass sich die UN-Kommissarin von Peking instrumentalisieren lassen würde. Dabei stand besonders ein angekündigter Bericht zur Lage in Xinjiang in der Kritik, der von Bachelet zwar schon längst angekündigt, jedoch noch immer nicht veröffentlicht wurde. "Wir erwarten weiterhin, dass die Hochkommissarin den angekündigten Bericht zur Menschenrechtslage in Xinjiang (...) so schnell wie möglich veröffentlicht", forderte das Auswärtige Amt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
  • ZDF: Uigurin: "Man hat mir die Gebärmutter entfernt"
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website