Krisen & Konflikte Claudia Roth sitzt in Tripolis fest

Wegen der jüngsten Unruhen am Flughafen von Tripolis sitzt die Grünen-Chefin Claudia Roth bei ihrer Nordafrikareise in der libyschen Hauptstadt fest. Nachdem eine der zahlreichen Milizen im Land den Airport am Montag besetzt hatte, flogen internationale Fluggesellschaften auch am Dienstag nicht von Tripolis ab.
Eine Weiterreise über Land oder auf dem Seeweg verwarfen Roth und die Grünen-Europaabgeordnete Barbara Lochbihler unter anderem wegen der unsicheren Lage im Land. Nach Gesprächen mit Regierungsvertretern in Tripolis erkannte Roth: "Die Situation ist äußerst fragil, es gibt eine große Menge Waffen im Land."
"Dürfen nicht Augen und Ohren verschließen"
Bewaffnete Milizen hatten am Montag unter anderem mit einem Panzer den internationalen Flughafen der libyschen Hauptstadt gestürmt und zwischenzeitlich den Betrieb lahmgelegt. Es war das schwerste Vorkommnis in Tripolis seit einiger Zeit.
"Das zeigt, dass wir auch nach dem Sturz des Gaddafi-Regimes nicht die Augen und Ohren verschließen dürfen", sagte Roth. "Die Entwicklung stabiler Verhältnisse ist eine große Herausforderung."
Flüge gestrichen
Die Sicherheitslage sei sehr angespannt, doch zwei Wochen vor der ersten freien Wahl in Libyen am 19. Juni seien auch die Hoffnung und die Bereitschaft zur Entwicklung eines Rechtsstaats groß.
Auch nachdem der regierende Übergangsrat wieder die Kontrolle über den Flughafen erlangt hatte, strichen die meisten Fluggesellschaften ihre Flüge.
Boykottaufrufe im Osten
Bereits vor dem Sturm auf den Flughafen hatten sich einige Vertreter der libyschen Behörden angesichts der unsicheren Lage in Tripolis und anderen Städten zur Möglichkeit einer Verschiebung der Wahl zur Verfassunggebenden Versammlung geäußert.
Im nach Autonomie strebenden Osten des Landes gab es Boykottaufrufe für die erste freie Wahl seit 1969.