Polonium festgestellt Arafat wurde möglicherweise doch vergiftet
Der frühere Palästinenserführer Jassir Arafat ist 2004 möglicherweise doch einem Giftmord zum Opfer gefallen. Darauf deuten Untersuchungsergebnisse Schweizer Experten hin, von denen der TV-Sender Al-Dschasira und die britische Zeitung "Guardian" berichteten.
Die Proben, die bei einer Exhumierung von Arafats Leiche vor knapp einem Jahr entnommen worden waren, würden 18-mal mehr Polonium enthalten als normal, berichtete der arabische Sender. Laut dem Bericht förderten die "neuen toxikologischen und radio-toxikologischen Untersuchungen" ein "unerwartet hohes Niveau von Polonium-210- und Blei-201" zutage.
"Mäßig" gestützte These
Zusammenfassend heißt es in dem englischsprachigen Bericht, die Ergebnisse würden die These "mäßig stützen", wonach Arafats Tod die Folge einer Vergiftung mit Polonium-210 gewesen sei. Der Ausdruck "mäßig stützen" gilt als zweithöchste Bestätigung einer These.
Russische Experten schlossen eine Vergiftung des einstigen Terroristen und späteren Nobelpreisträgers durch Polonium hingegen aus. Ein französisches Gutachten steht noch aus.
Die Schweizer hatten ihr Ergebnis der Palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah am Dienstag vorgelegt. Die Ergebnisse sollten aber erst veröffentlicht werden, wenn auch das französische Gutachten vorliege, hieß es.
Witwe erstattete 2012 Anzeige
Arafats Witwe Suha sprach vom "Verbrechen des Jahrhunderts". Im Sommer 2012 erstatte sie Anzeige in Frankreich, wo beide im Exil lebten. Sie bezog sich auf einen Fernsehbericht über Spuren des hochgiftigen Stoffs Polonium, die an persönlichen Gegenständen ihres Mannes gefunden worden waren. Daraufhin wurden Mordermittlungen eingeleitet.
Es gibt mehrere prominente Todesfälle, bei denen eine Ermordung durch Polonium vermutet wird. Nachgewiesen ist sie bei dem russischen Kreml-Kritiker Alexander Litwinenko. Der Stoff befand sich in seinem Tee.
Israel: "Eher eine Seifenoper"
Die Palästinenser verdächtigen Israel seit Jahren, ihren früheren Präsidenten vergiftet zu haben, was das Land jedoch zurückweist. Israel hat die Untersuchungsergebnisse als unseriös abgetan. Bei dem Fund handle es sich "eher um eine Seifenoper als um Wissenschaft", zitierte die Zeitung "Jerusalem Post" den Sprecher des Außenministeriums. "Klar ist nur, dass die Theorie große Löcher aufweist, mehr Löcher als ein Schweizer Käse", fügte er hinzu.
Für viele Palästinenser steht außer Zweifel, dass nur Israel hinter der plötzlichen Erkrankung und dem schnellen Tod ihres Idols stecken kann. Allerdings hatte Arafat wegen seines autoritären Führungsstils und wuchernder Korruption auch genug andere Feinde. Jassir Arafat wurde 75 Jahre alt.
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