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Iran und USA: "Niemand hat Interesse an einer militärischen Konfrontation"


"Die Gefahr ist, dass eine unbeabsichtigte Eskalation kommt"

Von Marc von Lüpke und Jonas Schaible

08.05.2019Lesedauer: 2 Min.
Interview
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Flugzeuträger "USS Abraham Lincoln": Die USA erhöhen den Druck auf Iran (Archivfoto).Vergrößern des Bildes
Flugzeuträger "USS Abraham Lincoln": Die USA erhöhen den Druck auf Iran (Archivfoto). (Quelle: ap)

Eskalation am Persischen Golf: Der Iran kündigt das Atomabkommen teilweise auf, die USA erhöhen kontinuierlich den Druck auf das Land. Experte Marco Overhaus erklärt mögliche Folgen.

Der Konflikt um das iranische Atomabkommen besteht seit Langem, nun will der Iran teilweise aussteigen. Die Schuld gibt das Land am Persischen Golf den USA – und der EU. Am Mittwoch setzte Teheran dem Westen ein Ultimatum, die Sanktionen aufzuheben. Andernfalls wolle man die Uran-Anreicherung wieder aufnehmen. Marco Overhaus, USA-Experte von der Stiftung Wissenschaft und Politik, ordnet die Vorgänge ein.

t-online.de: Herr Overhaus, welche Folgen hat der Teilausstieg des Iran aus dem Atomabkommen?

Marco Overhaus: Gegenwärtig will Teheran das Atomabkommen nicht in Gänze aufkündigen, die aktuellen Ankündigungen des Iran erhöhen allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass das Abkommen zusammenbricht. Auf mittlere und längere Sicht stellt sich nämlich die Frage, welches Interesse Iran hat, sich weiterhin an die Beschränkungen seiner nuklearen Aktivitäten zu halten, wenn die erhofften wirtschaftlichen Vorteile des Abkommens durch die Wiedereinführung der US-Sanktionen zunichte gemacht werden.

Ist Irans Entscheidung eine direkte Konsequenz auf die aktuellen Drohgebärden der USA?

Die Ankündigungen aus Teheran sind vor allem als eine verspätete Reaktion zu verstehen auf den US-Rückzug aus dem iranischen Atomabkommen und auf die Erhöhung des wirtschaftlichen Drucks der Vereinigten Staaten auf das Land.

Welche Rolle spielte Mike Pompeo bei der Eskalation des Konflikts mit dem Iran? Was will der US-Außenminister erreichen?

Die USA haben die Hoffnung, durch massiven diplomatischen, wirtschaftlichen und zunehmend auch militärischen Druck den Iran zu einem fundamentalen Kurswechsel seiner Außen- und Sicherheitspolitik zu bewegen, die sich vor allem auf einen Ausbau seiner Dominanz am Persischen Golf richtet. Und damit gegen die Interessen der USA. Insgeheim mag man in Washington auch die Hoffnung hegen, dass die politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen zu einem Regimewechsel in Teheran führen, auch wenn dies so offen nicht gesagt wird. Beide Ziele scheinen mit dem gegenwärtigen Kurs der US-Politik allerdings nicht erreichbar zu sein.

Wie ändert sich die Machtarithmetik in der Region durch die Verlegung von weiteren US-Streitkräften dorthin?

Die jüngste Entscheidung der Trump-Administration, einen Flugzeugträger sowie Langstreckenbomber an den Persischen Golf zu schicken, verändert das militärische Kräftegleichgewicht in der Region nicht grundlegend. Die USA entsenden regelmäßig mindestens einen Flugzeugträger dorthin und auch die Präsenz von Bombern ist keineswegs ein Novum, sie ist eher der Normalfall. Beide Schritte sind daher vor allem als symbolische Drohung in Richtung Teheran zu werten.


Wie groß ist aber die tatsächliche Kriegsgefahr?

Die Antwort auf diese Frage kann nur spekulativ sein. Niemand, weder der Iran noch die USA, hat derzeit ein Interesse an einer offenen militärischen Konfrontation. Die Gefahr ist eher, dass es zu einer unbeabsichtigten Eskalation kommt. Sollte es zu einem gegenseitigen Beschuss der iranischen oder amerikanischen Seestreitkräfte oder zu einem anderen militärischen Vorfall kommen, dann könnte dies sowohl in Washington als auch in Teheran zu einer schwer zu kontrollierenden innenpolitischen Dynamik führen.

Herr Overhaus, vielen Dank für das Gespräch.

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