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Alleinerziehende Frauen im Flüchtlingscamp: Der tägliche Kampf ums Überleben


Alleinerziehende im Flüchtlingscamp
Der tägliche Kampf ums Überleben

Von Claudia Graf

20.06.2019Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
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Der größte Teil der Flüchtlinge in dem Camp in Cox’s Bazar sind Frauen und Kinder.Vergrößern des Bildes
Der größte Teil der Flüchtlinge in dem Camp in Cox’s Bazar sind Frauen und Kinder. (Quelle: "Aktion Deutschland Hilft")

Zehntausende alleinerziehende Mütter leben im größten Flüchtlingscamp der Welt in Bangladesch. Im Lager werden sie jeden Tag vor neue Herausforderungen gestellt.

Hamida steht mit einem Spaten bei einer Gruppe von Frauen. Ihre gemeinsame Aufgabe: Sand in Säcke zu schaufeln. Die Luft ist schwül. Schon am Vormittag zeigt das Thermometer 35 Grad in Cox’s Bazar in Bangladesh. Dennoch ist Hamida dankbar für diese Arbeit. Sie schenkt ihr ein Stück Normalität inmitten des größten Flüchtlingscamps der Welt, knapp eine Million Menschen leben hier.

Hamida ist eine Angehörige der Rohingya. Fast eine Million Menschen, die zu dieser muslimischen Minderheit gehören, haben seit 2017 Zuflucht in Bangladesch gesucht. Sie wurden gewalttätig aus Myanmar vertrieben.

Viele Rohingya verloren Verwandte und mussten ihr gesamtes Hab und Gut zurücklassen. Auf der Flucht, das berichten viele Menschen, hätten sie ihr Selbstwertgefühl und die Kontrolle über das eigene Leben verloren. Als Staatenlose werden ihnen viele Menschenrechte verwehrt. Ihre Zukunft ist ungewiss.

Die Zahl der staatenlosen Flüchtlinge nimmt jährlich zu. Oft verlieren sie im Krieg oder auf der Flucht ihre Papiere. Betroffen sind auch Kinder, weil ihre Eltern staatenlos sind oder sie auf der Flucht zur Welt kommen. Als Zusammenschluss renommierter deutscher Hilfsorganisationen erinnert das Bündnis "Aktion Deutschland Hilft" zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni an das Schicksal von 10 Millionen Menschen, denen ohne Pass und Staatsbürgerschaft jegliches Recht verwehrt bleibt.

Vor zwei Jahren lebte Hamida noch mit ihrem Mann und den beiden Kindern auf einem kleinen Bauernhof im Norden Myanmars. Sie bestellten ihre Felder, kümmerten sich um die Ziegen und Hühner. Dann kommt ihr Mann ums Leben – gewaltsam, weil er einer Minderheit angehört. Mit 40 Jahren wird Hamida Witwe und muss die beiden Söhne allein versorgen. Rashidullah ist heute elf, Ayatullah acht Jahre alt.

Laut dem UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR sind unter den geflüchteten Rohingya mehr als 32.000 alleinerziehende Mütter. Sie stehen vor großen Herausforderungen. Die monatliche Ration an Reis, Linsen und Öl, die alle Flüchtlinge erhalten, ist knapp. Und den Frauen fehlt das Geld, um Fleisch, Fisch oder Gemüse auf dem Markt zu kaufen. Im Camp eine bezahlte Arbeit zu finden, ist für sie besonders schwer.

Hilfe für Alleinerziehende und Witwen

Durch Hilfsprojekte wie "World Vision", einer Bündnisorganisation von "Aktion Deutschland Hilft", können Frauen wie Hamida zumindest ein wenig Hoffnung schöpfen: Sie erhalten Arbeit und verdienen eigenes Geld. Fast ein Drittel der teilnehmenden Flüchtlinge sind alleinerziehende Frauen und Witwen. Ihnen fallen leichtere Arbeiten zu. Sie füllen Sand und Zement ab oder ebnen Wege. Schwere Aufgaben wie das Bauen von Straßen und Brücken übernehmen Männer.

Vom Ergebnis – sicheren Wegen und stabilen Brücken – profitieren alle. Vor allem dann, wenn der Monsun in den kommenden Monaten wieder Regen bringt. Dann steigt die Gefahr von Erdrutschen auf dem abschüssigen Gelände.

"Anfangs war es schwer, Frauen für das Hilfsprojekt zu finden", berichtet die Projektmanagerin Agatha Sarker. In der Tradition der Rohingya sei es nicht üblich, dass Frauen arbeiten gehen. Doch inzwischen wird die Arbeit der Frauen in der Gemeinschaft akzeptiert. Hamida sagt: "Diese Möglichkeit bedeutet uns sehr viel."


Die Frauen und Männer erhalten für ihre Arbeit einen Tageslohn. Ein Huhn, Gemüse und Obst vom Markt, neue Kleidung – dafür hat Hamida ihr erstes Gehalt ausgegeben, erzählt sie.

Dieser Artikel erscheint in Kooperation mit "Aktion Deutschland Hilft", einem Bündnis aus 23 Hilfsorganisationen. Seit 2001 werden dort die Kräfte von Hilfsprojekten gebündelt, um schnell auf Katastrophenfälle reagieren zu können. Text und Fotos wurden von "Aktion Deutschland Hilft" für diesen Artikel zur Verfügung gestellt.

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