Umfrage: Junge Menschen sind unzufriedener mit ihrem Leben als Ältere

Fast jeder fünfte Bürger in Deutschland ist unzufrieden mit seiner aktuellen Lebenssituation, wie eine Umfrage zeigt. Vor allem eine Altersgruppe ist unglücklicher.

Jüngere Menschen sind in Deutschland eher unzufrieden als ältere Menschen. Das zeigt der Deutschlandpuls von t-online. Die exklusive Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey zeigt, dass die Mehrheit der deutschen Bevölkerung zwar eher zufrieden mit ihrer aktuellen Lebenssituation ist, doch je jünger die Befragten sind, desto weniger glücklich sind sie mit ihrem Leben.

Zufrieden sind mit 52 Prozent demnach nur etwas über die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen. 14 Prozent der Befragten dieser Altersklasse sind sehr zufrieden, 38 Prozent sind eher zufrieden mit ihrer Lebenssituation. Knapp ein Drittel der 18- bis 29-Jährigen gab hingegen an, unzufrieden mit ihrer aktuellen Lebenssituation zu sein – fast die Hälfte davon ist demnach sogar sehr unzufrieden. Das sind etwa dreimal mehr Menschen als bei den über 65-Jährigen.

Denn die Umfrage zeigt auch: Je älter die Befragten sind, desto zufriedener zeigen sie sich. Sind in der Altersklasse 30 bis 39 etwa nur 60 Prozent der Befragten zufrieden mit ihrem Leben, sind es bei den über 65-Jährigen gut ein Dreiviertel der Umfrageteilnehmer. Jeder Fünfte gibt dort an, sehr zufrieden mit seinem Leben zu sein. Besonders groß ist die Zufriedenheit der Umfrage nach bei Rentnerinnen und Rentnern. Knapp 70 Prozent dieser Gruppe stimmten ab, zufrieden mit ihrem Leben zu sein.

Besonders Studierende sind unzufrieden

Anders bei den Studierenden: Von ihnen gaben etwa 40 Prozent an, unzufrieden oder eher unzufrieden mit ihrem Leben zu sein. Nur 38 Prozent der Studierenden zeigten sich sehr oder eher zufrieden. In der Zufriedenheitsskala belegen sie im Vergleich zu Arbeitnehmern, Selbstständigen, Arbeitslosen oder Rentnern damit den letzten Platz.

Dass vor allem jüngere Menschen eher unzufrieden mit ihrer aktuellen Lebenssituation sind, könnte vor allem an ihren teils unsicheren Lebensumständen liegen. So gaben auch Menschen, die noch ohne Berufsabschluss oder in der Ausbildung sind, an, eher unzufrieden mit ihrem Leben zu sein. Auch zweifeln sie tendenziell eher daran, dass die Bundesregierung in der Lage ist, die aktuellen Probleme im Land zu lösen.

Bei Menschen mit einem abgeschlossenen Studium ist die Zufriedenheit im Vergleich mit knapp 71 Prozent hingegen am höchsten. Auch 65 Prozent der Personen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung stimmten ab, zufrieden oder eher zufrieden mit ihrer Lebenssituation zu sein.

Mehrheit der Deutschen ist zufrieden mit ihrem Leben

Auch zwischen den Anhängern der verschiedenen Parteien zeigen sich Unterschiede. So sind zwar durchweg alle mehrheitlich zufrieden mit ihrer Lebenssituation. Bei Anhängern der Union, SPD, FDP und der Grünen liegt dieser Wert mit 70 bis 75 Prozent aber deutlich höher als bei den Anhängern der Linken, der AfD und sonstiger Parteien (52 bis 53 Prozent).

Insgesamt ist laut der Umfrage mit 67 Prozent die Mehrheit der deutschen Bevölkerung zufrieden mit ihrem Leben. Knapp die Hälfte der Befragten ist demnach eher zufrieden, 17 Prozent geben an, sehr zufrieden mit ihrem Leben zu sein. Doch fast genauso viele Personen kreuzten an, unzufrieden oder eher unzufrieden zu sein: Mit 18 Prozent ist fast jeder Fünfte der Befragten nicht glücklich mit seiner aktuellen Lebenssituation.

Unzufriedenheit stieg mit der Corona-Pandemie

Ein Blick zurück zeigt, dass das nicht immer so war: Noch im Juli 2019 gaben etwa zwei Drittel der Bevölkerung an, grundsätzlich zufrieden mit ihrer Lebenssituation zu sein. Mit knapp 12 Prozent war nur jeder Zehnte der damals Befragten unglücklich mit seiner aktuellen Lebenssituation.

Im Frühjahr des Jahres 2020 nahm die Zufriedenheit laut der Umfrage jedoch ab und sank auf knapp 67 Prozent. Mit 20 Prozent gaben gut 8 Prozent mehr an, unzufrieden mit ihrer Lebenssituation zu sein. Das könnte auf den ersten Lockdown der Corona-Pandemie zurückzuführen sein. So verbesserte sich die Stimmung in der deutschen Bevölkerung zwar zwischenzeitlich wieder, verschlechterte sich im zweiten Lockdown, im Winter und Frühjahr 2021, jedoch wieder. Erst im Sommer 2021 wurde sie besser.

Doch auch nach der Corona-Pandemie ist die Stimmung in der Bevölkerung insgesamt etwas schlechter als noch zuvor. Ursachen dafür gäbe es viele: die wirtschaftlichen oder gesundheitlichen Folgen der Corona-Pandemie, der Amtsantritt der neuen Bundesregierung im Dezember 2021 oder auch der Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar 2022. Zudem sehen viele der Befragten Handlungsbedarf bei der Migrationspolitik, aber auch bei der Sozial- und Gesundheitspolitik sowie beim Klima- und Umweltschutz.

Ob diese Faktoren aber wirklich ursächlich für die Verschlechterung sind, geht aus der Umfrage nicht hervor. Doch eine Zufriedenheit von über 70 Prozent wurde in der deutschen Bevölkerung seitdem nicht mehr geknackt. Die Unzufriedenheit hingegen, mit einer Spitze von 23 Prozent im Oktober 2022, blieb bei etwa 20 Prozent der Befragten.