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Kreditaffäre: PR-Experte rät Bundespräsident Wulff zum Rücktritt


Gesellschaft
"Er kann nur noch zurücktreten"

t-online, Das Interview führte Bastian Ewald

Aktualisiert am 04.01.2012Lesedauer: 2 Min.
Mit seinen Drohgebärden gegenüber Journalisten hat sich Christian Wulff womöglich endgültig ins Abseits befördertVergrößern des BildesMit seinen Drohgebärden gegenüber Journalisten hat sich Christian Wulff womöglich endgültig ins Abseits befördert (Quelle: AFP-bilder)
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Für Bundespräsident Christian Wulff wird es immer enger. Sowohl die Kommunikation seiner fragwürdigen Kreditgeschäfte als auch der Umgang mit unliebsamen Journalisten sind für den Bundespräsidenten ein einziges PR-Desaster. Nach Ansicht von Thomas Pleil, Professor für Public Relations an der Hochschule Darmstadt, kommt Wulff aus dieser Geschichte nicht mehr unbeschadet heraus.

t-online.de: Herr Pleil, hatte Christian Wulff in der „Kredit-Affäre“ womöglich den falschen PR-Berater?

Thomas Pleil: Ich bin mir ehrlich gesagt nicht einmal sicher, ob Christian Wulff überhaupt einen PR-Berater an seiner Seite hatte. Seinen Pressesprecher hat er ja schon zu Beginn der Affäre rausgeworfen. Insgesamt scheint seine Kommunikation überhaupt keine Strategie zu haben.

Hätte der Bundespräsident verhindern können, dass der Skandal um zinsgünstige Kredite und fragwürdige Kontakte zur Wirtschaft so viel Aufmerksamkeit bekommt?

Eindeutig ja. Gerade zu Beginn der Berichterstattungen hatte Wulff eine ganz klare Chance, um einzugreifen. Dazu hätte er erkennen müssen, dass seine Reputation nicht nur davon abhängt, ob er sich legal verhalten hat. Es geht vor allem auch um die Legitimität seines Handelns. Hätte er das berücksichtigt, hätte er von Anfang an offen und transparent kommunizieren können, anstatt sich hinter schwammigen Floskeln, Anwälten und dem Glanz von Schloss Bellevue zu verstecken.

Er hätte sein Gesicht zeigen und die Fakten ausführlich darlegen müssen. Dies passierte lediglich häppchenweise in der Salamitaktik – erst wenn die Medien über neue Fakten berichteten, kam eine halbherzige Reaktion. Wulff hätte seine Fehler von Anfang an eingestehen sollen - ein umfassendes Schuldbekenntnis 'Mea Culpa' sozusagen – dann wäre die Affäre wohl an dieser Stelle beendet gewesen.

Stattdessen versuchte Wulff offenbar, die Berichterstattung durch Druck auf die Medien zu verhindern. Ist das ein übliches Vorgehen eines Staatsoberhauptes?

Das ist grundsätzlich ein 'No-Go'. Erschreckend ist dabei vor allem, dass der höchste Repräsentant unseres Staates diese Taktik wählt, um schlechte Presse zu verhindern. Ich kann nur nochmals sagen: Das ist ein absolutes Ding der Unmöglichkeit. Es ist die Aufgabe der Medien, fragwürdiges oder falsches Verhalten von Amtsträgern aufzudecken. Ob das in diesem Fall gelegentlich in sehr spitzem Wortlaut geschah, ist inzwischen fast egal. Dafür wiegen die Drohgebärden Wulffs gegen die Medien zu schwer.

Der Bundespräsident steht wohl endgültig mit dem Rücken zur Wand. Was können Sie ihm aus kommunikativer Sicht jetzt noch raten?

Er kann nur noch zurücktreten. Sein Kredit ist verspielt, weil sich inzwischen viele Probleme summiert haben. Es fing damit an, dass Wulff sein Amt wohl für private Vorteile nutzte, was sehr zweifelhaft ist. Zudem wurde er der Halbwahrheit, teilweise gar der Lüge überführt. Absolut unverzeihlich ist aber die versuchte Einflussnahme auf die Medien. Das hat nicht nur seinen Ruf als Person beschädigt, sondern vor allem die Würde seines Amtes. Diese Falle hat er sich selbst gestellt, und aus der kommt er wohl nicht mehr raus.

Thomas Pleil ist Professor für Public Relations an der Hochschule Darmstadt. In Lehre und Forschung beschäftigt er sich vor allem mit Krisen und Verantwortungskommunikation.

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