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Kein Autismus: Wie Mr. Wakefield die Impflüge in die Welt setzte


Serie zu Verschwörungstheorien
Wie Mr. Wakefield die Impflüge in die Welt setzte

Von Christian Alt und Christian Schiffer

21.12.2018Lesedauer: 2 Min.
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Autismus durch Impfen? Es gibt Menschen, die das glauben.Vergrößern des Bildes
Autismus durch Impfen? Es gibt Menschen, die das glauben. (Quelle: Imago)

Obwohl die These wissenschaftlich widerlegt ist, hält sich die Mär, dass Impfen mehr schadet als hilft.

Die Verschwörungstheorien
Christian Schiffer und Christian Alt erklären für t-online.de aus ihrem unterhaltsamen Buch "Angela Merkel ist Hitlers Tochter. Im Land der Verschwörungstheorien" (Hanser Verlag, 288 Seiten, 18,00 Euro) in einer Serie Verschwörungstheorien:
- Mondlandung
- Flache Erde
- Chemtrails
- Impflüge
Interview mit Alt und Schiffer

In Facebook-Gruppen tauschen sich besorgte Mütter und Väter über ein Gerücht aus, das seit Jahren auf den Spielplätzen der Nation die Runde macht: Impfen macht Kinder autistisch! Und ein Autist soll das eigene Kind ja bitte nicht werden, das hat man ja bei der Serie "The Bing Bang Theory" gesehen, auch wenn die Figur Sheldon Cooper zugleich Genie ist.

Es werden lange Facebook-Posts geteilt, die die angeblichen Beweise zusammenfassen – belegt mit Internet-Seiten, die in ihren Adressen so etwas wie "allesistenergie" oder "erhoehtesbewusstsein" versprechen und bei den Risiken anknüpfen, die mit Impfungen verbunden sind.

Und schuld ist Andrew Wakefield

Im Text wird mit wichtig klingenden medizinischen Fachbegriffen wie Blut-Hirn-Schranke oder Reizübertragung auf Nervenzellen um sich geworfen, während es im nächsten Satz dann oft schon um die „Propaganda-Medien“ und die „Pharma-Kabale“ geht, die Krebsheilmittel unterdrückt und Gift ins Wasser mischt. Solche Posts haben tausende Likes und werden hundert Mal geteilt. Die Folge: Wir erleben gerade eine regelrechte Masern-Renaissance.

Schuld an dem ganzen Schlamassel ist ein Mann: Andrew Wakefield. Im Jahr 1998 veröffentlicht Wakefield eine Studie, in der er einen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff gegen Mumps, Masern und Röteln und Autismus herstellt. Seine Arbeit ist inzwischen längst widerlegt.

In einer Meta-Studie, die 120 Studien zum Masern-Impfstoff untersuchte, konnte kein Zusammenhang festgestellt werden. Andrew Wakefield wurde die Lizenz entzogen und ein Berufsverbot auferlegt. Für Anhänger ist das eben auch Teil der Verschwörung.

"Survivorship Bias" bestärkt Zweifler

Keine Verschwörungstheorie zeigt so aber deutlich wie die Impflüge, dass das reine Widerlegen von Fakten zu nichts führt. Die medizinische Gemeinde hat inzwischen mit 99,99999-prozentiger Sicherheit bewiesen, dass Impfen nicht zu Autismus führt. Und trotzdem wird der Quatsch munter weitererzählt und gepostet.

Was hier im Hintergrund läuft, ist der sogenannte Survivorship Bias, frei übersetzt Verzerrung zugunsten der Überlebenden: "Meine Mutter hatte die Masern und ist auch nicht gestorben", hört man oft in Facebook-Gruppen. Das Problem ist nur: Wenn die eigene Mutter als Kind an den Masern gestorben ist, gibt es keine Nachkommen, die das dann auf Facebook posten können.

Großbritannien verhängte Berufsverbot

Emotionen hin oder her – manchmal müssen wir uns einfach auf die Statistik verlassen. Und die Statistik sagt uns, dass Impfungen so ziemlich das beste sind, was der Menschheit passieren konnte.

Auch nachdem in Großbritannien ein lebenslanges Berufsverbot verhängt wurde, reiste der inzwischen in die USA ausgewanderte Wakefield mit seiner Mär der Impflüge weiter durch die Lande. Im Jahr 2016 kam sein als Dokumentarfilm deklariertes Werk "Vaxxed" in die Kinos – später auch in Deutschland. Wakefield wird als Whistleblower präsentiert. "Der Film, von dem sie nicht wollen, dass Sie ihn sehen", heißt es im Trailer.

Mit “sie” sind wohl so Leute wie wir gemeint, Leute also, die darauf beharren, dass es besser wäre, Krankheiten wie etwa die Pocken blieben weiterhin ausgerottet.

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